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Eine Geschichte des Scheiterns: Eine Mutter im Burn-out

Eine Geschichte des Scheiterns: Eine Mutter im Burn-out

Es fällt mir nicht leicht diese Geschichte zu erzählen. Denn es ist eine Geschichte des Misserfolgs. Ich bin Lea (Name von der Redaktion geändert), 40, Mutter von zwei wunderbaren Töchtern, berufstätig – und ich kann nicht mehr.
Interview mit einer Mutter im Burn-out, über die magische Zahl 40, über Selbstfürsorge, Entspannung und drei Wochen Kur:


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Voraussichtliche Lesedauer: 14 Minuten


Eine Geschichte des Scheitern: Eine Mutter im Burnout, Interview, Working Mom, Burn-out


Lea, wann hattest du das letzte Mal Zeit nur für dich?

Ja, schon, zwischendurch immer mal wieder. Mein Mann hat es mir ermöglicht – dafür bin ich ihm auch sehr dankbar. Trotzdem waren meine Batterien leer, ich konnte mich einfach nicht mehr regenerieren. Jetzt war ich auf Kur und konnte mich zum ersten Mal seit … ja, seit wann eigentlich? … für drei Wochen nur um mich selbst kümmern.


Auf Kur? Mit gerade mal 40?

Genau diese Frage hab ich mir ebenfalls gestellt. Geht das? Habe ich das überhaupt verdient? Mir „fehlt“ ja nix – oder doch? Aber ja, es geht. Ich hatte drei Wochen Time-out. Gott sei Dank. Denn wenn ich nicht bald etwas für mich getan hätte, wäre ich wohl demnächst an die Wand geknallt – im übertragenen Sinn, versteht sich.


Was sagt dein Umfeld dazu, dass du drei Wochen weg warst?

Begeistert war niemand. Der Ehemann nicht, weil er Kinder und Haushalt neben dem Job alleine wuppen musste. Meine Arbeitskollegen nicht, weil ich drei Wochen mit Abwesenheit geglänzt habe. Mein Arbeitgeber nicht, weil sie nicht recht wissen wie’s weitergeht. Das, was nicht warten konnte, habe ich gewissenhaft vorgearbeitet. Alles andere wird vertrauensvoll auf mich warten … und mich hoffentlich nicht wie eine Welle hinwegspülen.


Lea, wie bist du ins Burn-out geschlittert?

Ich bin ein Hans Dampf in allen Gassen – in zu vielen Gassen. Ich habe zu viele Rollen, zu viele Herzensangelegenheiten, zu viele Engagements, zu viel Idealismus. Zu viel. Der innere Antreiber sitzt in mir selbst. Ich stelle hohe Anforderungen an mich und meine Arbeit. Zu hohe. Ich bin eine Macherin und übernehme gerne verschiedene „Ämter“, bin gerne die Organisatorin. Ich hab lange verleugnet, dass es da ein Problem gibt, wollte es lange nicht wahrhaben. Aber als ich die ersten Anzeichen über Monate hinweg meisterlich ignoriert hatte, hat mein Körper die Regie übernommen und mit Hilfe der so genannten Psychoimmunologie für chronische Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Erholungsunfähigkeit und vor allem erhöhte Infektanfälligkeit gesorgt. Ich war erschöpft auf allen Ebenen: emotional, mental, körperlich und sozial. Mir war alles egal, ich war zynisch, ließ soziale Kontakte schleifen.


Ich hoffe, ich trete dir nicht zu nahe, aber: Ist Burn-out nicht eigentlich eine Mode-Krankheit?

Tja, wer weiß. Diese Frage hab ich mir auch selbst gestellt. Blödsinn – geht doch … wirst doch nicht in die Knie gehen. Reiß‘ dich doch zusammen! Die anderen schaffen das ja auch. Aber Burn-out ist keine Modeerscheinung. Schon im Alten Testament ist von der „Elias-Müdigkeit“ die Rede. Thomas Mann beschreibt das Phänomen auch sehr treffend in „Buddenbrooks: Verfall einer Familie“. In den 1970-er Jahren wurde dann der Begriff von Dr. Herbert Freudenberger geprägt (siehe z.B. dieses Buch von Freudenberger: Burn-out bei Frauen: Über das Gefühl des Ausgebranntseins). Dennoch hat Burn-out noch keine eigene Kennzahl in der „Bibel der Unpässlichkeiten“ (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, IDC-10, herausgegeben von der WHO), sondern wird unter „Probleme der Lebensbewältigung“ mit der Kennzahl ICD-10-Z73.0 zusammengefasst. Jedenfalls: Es tat gut, in meiner Not ernst genommen zu werden!


Trifft Burn-out nur berufstätige Mütter?

Nein. Niemand ist davor gefeit – weder junge noch alte Menschen. Es kann alle betreffen, nicht nur Berufstätige, sondern auch Hausfrauen (und -männer!), mit und ohne Kinder. Aber klar, die Mehrfachbelastung zwischen Job und Familie ist natürlich ein Risikofaktor. Burn-out ist höchst individuell: wo sich einige nichts denken, kann es für andere schon zu viel sein. Oft geht es ja auch über Jahre hinweg gut, obwohl man schon längst im roten Bereich läuft. Aber irgendwann kracht’s. Etwa 1/16 der Bevölkerung sind Betroffene, jede*r achte ist Burn-out-gefährdet.


Lea, du bist 40. Ich feiere auch bald diesen Jahrestag. Ist das ein „typisches Alter“?

Wie gesagt, es kann jede und jeden in jeder Altersschicht treffen. Aber irgendwas passiert da wohl um diesen Geburtstag herum – das bestätigen zumindest andere Betroffene. Vielleicht ist das eine Zäsur, zu der man wieder mal Selbstreflexion betreibt, wo man sich fragt (und bemerkt), was man wirklich will, wo sich überbordende Belastung nach und nach nicht mehr wegleugnen lässt. Ob da wirklich was dran ist, ist eine andere Frage …


Was darf man sich unter einer Kur bei Burn-out vorstellen?

Im Prinzip ist das keine herkömmliche Kur, sondern Regeneration. Ich war in einem Haus mit ganzheitlichem Ansatz – heißt: Bewegung, Physiotherapie, Ernährung und psychologischer Begleitung, sowohl einzeln, wie auch in der Gruppe. Wir bekamen jede Menge Handwerkszeug mit, wie wir unsere Selbstwahrnehmung und Entspannung selbst fördern können. Die Kur dauerte drei Wochen – eine absolut weise gewählte Zeitspanne, denn darunter macht es keinen Sinn. Die erste Woche stand ganz im Zeichen der Distanz, die zweite der Regeneration und die dritte galt der Orientierung. Jetzt bin ich bereit, mich dem „ganzen Wahnsinn“ wieder zu stellen (lacht).


Wie beantragt man eine solche Kur?

Entweder vor Ort mit dem Hausarzt oder Facharzt. Viele Krankenkassen bieten das Antragsformular auch online zum Ausdrucken an. Ich habe das Formular gemeinsam mit meiner Ärztin ausgefüllt und dann ging alles ruck-zuck. Ich hätte die Kur auch schon früher antreten können, allerdings habe ich mich um einen Familien-/Job-tauglichen Zeitpunkt bemüht.


Wie geht es weiter?

Selbstfürsorge ist mein großes Stichwort, denn mein größter Antreiber war und bin ich selbst. In einigen Bereichen werde ich kürzertreten, mich von anderen ganz verabschieden, ich werde nicht mehr auf jeder Hochzeit tanzen. Ganz wichtig: Im Krankheitsfall werde ich auch tatsächlich zuhause bleiben! Ich werde mir erlauben, auch mal schwach zu sein und nicht immer die Führungsrolle an mich zu reißen – gerne werde ich auch mal wo „nur“ Mitläuferin sein. Dabei werde ich liebevoll zu mir selbst sein, sehr achtsam und auch mal langsamer sein und mir eigene Grenzen eingestehen. Und: Ich-Termine im Kalender eintragen. Denn: man (und frau) kann schnell wieder in alte Muster kippen. Auch beim Umsetzen von nötigen Veränderungen gilt: nichts überstürzen, ein Schritt nach dem anderen.
Jetzt liegt es an mir …
Eine kleine Geschichte, die ich während meiner Kur gelernt habe, bringt es meiner Meinung nach auf den Punkt:

Einige Menschen fragten einen einsamen Mönch, der eben Wasser aus einer Zisterne schöpfte: „Welchen Sinn siehst du in deinem Leben der Stille?“
Er sprach zu seinem Besuch: „Schaut in die Zisterne. Was seht ihr?“
Die Leute blickten hinein und sagten: „Wir sehen nichts.“
Nach einiger Zeit forderte der Einsiedler die Menschen wieder auf: „Schaut in die Zisterne. Was seht ihr?“
Die Leute blickten erneut hinunter und antworteten: „Jetzt sehen wir uns selbst!“
Der Mönch sprach: „Vorhin, als ich Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig. Jetzt ist das Wasser ruhig. Das ist die Erfahrung der Stille: Man sieht sich selbst!

Vielen Dank für deine ehrlichen Antworten!


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Birgit

Hier plaudert Birgit, alias Mutti, 40+, seit 2009 aus dem Nähkästchen: Authentizitäts-Freak, selbstbewusst grauhaarig, kreativ angehaucht, völlig unperfekte Mutter. Familienblog aus dem Leben mit zwei Jungs - Mutter allein unter Männern. Mehr über Muttis Nähkästchen: About. Nix verpassen? Folgt mir via Social Media oder Newsletter.

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