Wie lässt sich die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie schützen?
Die Gegenwart ist zweifellos herausfordernd! Aber wir können die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen auch während notwendiger Einschränkungen, Lockdowns und Schließungen schützen!
Die Forschung empfiehlt diese Übungen zur aktiven Stressprävention für Kinder:
Zwischenruf in eigener Sache:
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Prof. Dr. Marcus Eckert, Studiengangsleiter für Angewandte Psychologie an der APOLLON Hochschule, beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Entwicklungs- und Schulpsychologie. Die Situation von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie hat er dadurch besonders im Blick. Er gibt Tipps, wie wir Eltern, Erziehende und Lehrpersonal unsere Kinder und Jugendlichen schützen können.
Inhaltsverzeichnis
- Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen zeigen problematische Belastungssymptome
- Stressprävention für Kinder: Vier Impulse und konkrete Übungen
- Übung zur Stressprävention für Kinder #1 Die Lobrede
- Übung zur Stressprävention für Kinder #2 Echtes Verständnis kultivieren
- Übung zur Stressprävention für Kinder #3 Konstruktives Umbewerten der Situation: eigene Kompetenzen würdigen
- Übung zur Stressprävention für Kinder #4 Ein Schritt nach dem anderen
- Über den Experten: Marcus Eckert
- Mehr zum Thema Prävention
Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen zeigen problematische Belastungssymptome
„Die Menge der Kinder und Jugendlichen, die angesichts der Pandemie und ihrer Folgen unter enormem psychischem Druck litten, Ängste und Sorgen entwickelten, depressive Symptome zeigten oder ihren Optimismus verloren, ist erschreckend“, sagt Prof. Dr. Marcus Eckert. Die COPSY-Studie (COPSY = Corona und Psyche) zeigte, dass etwa jedes dritte Kind, bzw. jede/r dritte Jugendliche problematische Belastungssymptome zeigte.
Das dauerhafte Unterdrücken von belastenden Emotionen ist schädlich. Die aktuelle Lage ständig zu beschönigen, ist also nicht gesund. Sich permanent Belastungen bewusst zu machen, kann allerdings ebenfalls zu Ängsten und Depressionen führen. Was also tun?
Stressprävention für Kinder: Vier Impulse und konkrete Übungen
Mit diesen Übungen können wir Kinder und Jugendliche zu schützen – und zwar nicht nur in Pandemie-Zeiten:
Übung zur Stressprävention für Kinder #1
Die Lobrede
Schule ist mehr als nur ein Ort zum Lernen! „Dort haben wir soziale Interaktionen, Begegnungen, mit denen wir uns auseinandersetzen und an denen wir wachsen dürfen. Studien belegen, dass ein solches Erleben von Gemeinschaft unseren Körper dazu veranlasst, das Hormon Oxytoxin auszuschütten. Dieses wiederum puffert die schädlichen Wirkungen von Stress ab“, erklärt Prof. Dr. Eckert. Fallen nun gewohnte Kontakte und Begegnungen weg, produziert unser Körper weniger Oxytocin.
In der Folge sind wir anfälliger für Stress, Angst und Depression. „Glücklicherweise gibt es auch im digitalen Distanzunterricht gute Möglichkeiten, die körpereigene Oxytocinproduktion anzuregen“, so Eckert. „Eine einfache Übung besteht zum Beispiel darin, dass eine Person in einer Zweier- oder Dreiergruppe eine etwa einminütige Lobrede auf eine nicht anwesende Person hält. Sowohl die Lobenden als auch die Zuhörenden berichten regelmäßig, dass es ihnen nach dieser kurzen Übung besser geht. Auch Familien können die Übung als Ritual etablieren!“
Übung zur Stressprävention für Kinder #2
Echtes Verständnis kultivieren
Die Lobrede-Übung lässt sich noch steigern: Dazu berichtet eine Person von einem unsympathischen Menschen und dessen Verfehlungen. „Machen Sie sich zuvor Folgendes klar: Alle Menschen wollen ihr Glück mehren und ihr Leid reduzieren. Wie hilft Ihnen dieses Wissen dabei, Verständnis für den ,Unsympathen‘ zu entwickeln? In dem Maße, in dem echtes Verständnis wächst, reduziert sich allgemeines Stresserleben. Die Vermutung liegt nahe, dass der Körper auch hier die Oxytocinproduktion ankurbelt. Die Kunst, echte Empathie auch für uns zunächst unsympathische Personen entwickeln zu können, eine entwicklungspsychologisch bedeutsame Aufgabe im Jugendalter.“
Insgesamt sei es zudem wichtig, im Falle weniger Kontaktmöglichkeiten diese umso intensiver zu nutzen. Allerdings machten Kinder und Jugendliche das nicht unbedingt von allein, erläutert Prof. Dr. Eckert. Sie bräuchten Vorbilder, die ihnen das entsprechend vorleben.
Übung zur Stressprävention für Kinder #3
Konstruktives Umbewerten der Situation: eigene Kompetenzen würdigen
In Studien wurde herausgefunden, dass das konstruktive Umbewerten einer Situation mit Gesundheit und Wachstum einhergeht. Prof. Dr. Eckert rät deshalb dazu, sich nach schwierigen Tagen auf positive Aspekte zu konzentrieren, die man der Situation trotz allem abgewinnen kann: „Stellen Sie fest, welch große Leistungen Sie heute und all die Tage vollbringen. Trotz der Pandemie, trotz aller Einschränkungen haben Sie sich nicht unterkriegen lassen. Sie haben immer wieder Wege gefunden. Auch, wenn es schwer und anstrengend war. Auch, wenn Sie am liebsten alles hingeschmissen hätten.“
Statt sich also abends den Kopf darüber zu zerbrechen, worauf wir pandemiebedingt verzichten müssen, sich ständig die (steigenden) Inzidenzen reinzuziehen, sollten wir lieber DAS tun:
Würdigt all die Kompetenzen, die euch dieses Durchhalten ermöglichen. Und vielleicht erlaubt ihr euch auch ein kleines bisschen Dankbarkeit, für all das, was euch dabei geholfen hat. Vielleicht für die guten Dinge und liebenswerten Menschen, die euch weitermachen haben lassen.
Übung zur Stressprävention für Kinder #4
Ein Schritt nach dem anderen
Erwachsene haben hier eine Vorbildfunktion: „Kinder und Jugendliche brauchen auch hierfür Modelle, die ihnen vorleben, wie sie mit Belastungen umgehen können. Und wir können diese Modelle sein: Sie müssen uns straucheln, scheitern und wieder aufstehen sehen. Und daran können auch wir selbst wachsen.“
Das folgende Zitat von Beppo Straßenkehrer verstehen auch schon kleine Kinder:
Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein. Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Das ist wichtig.
Beppo Straßenkehrer in Momo (Michael Ende)
Weitere Informationen unter Stressprävention bei Kindern während Corona
Über den Experten: Marcus Eckert
Prof. Dr. Marcus Eckert studierte als ausgebildeter Lehrer selbst per Fernstudium Psychologie, im Präsenzstudium klinische Psychologie und promovierte am Institut für Psychologie der Leuphana Universität Lüneburg. Er war Mitbegründer des Instituts für LernGesundheit und fungierte dort bis 31.10.2020 als Geschäftsführer. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem auf den Themen Emotions- und Stressregulation, Selbstregulation und Prokrastination. Eckerts Professur für Psychologie an der APOLLON Hochschule setzt die Schwerpunkte auf Entwicklungs- und Schulpsychologie. Als Professor verantwortet er die Module Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie, Allgemeine Psychologie III / Motivationspsychologie, Psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen sowie den HZK Lernpsychologische Grundlagen.
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