Ein Kind stirbt – und alle sind sprachlos.
Viele Mitmenschen wissen nicht so recht, wie sie mit diesem Verlust umgehen sollen – und wie sie sich gegenüber den betroffenen Eltern verhalten sollen. Tipps für Angehörige und Freunde, wenn ein Kind in der Familie oder im Bekannten-/Freundeskreis verstorben ist: Ansprechen oder besser schweigen? Was ist richtig? Was ist wichtig? Eine Trauerexpertin rät:
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Voraussichtliche Lesedauer: 13 Minuten
Wenn ein Kind verstirbt, bleibt Ohnmacht zurück. Der Schmerz und der Verlust, den der Tod des eigenen Kindes in die Lebenslinie reißt, sind unermesslich. Aber auch weiter entfernte Angehörige, Freunde und Bekannte sind von dieser Ohnmacht betroffen. Sie fühlen den Schmerz mit, können aber nicht helfen. Oder wissen nicht, wie sie helfen könnten.
Auch ich war damit konfrontiert: In unserer Familie sind Kinder verstorben. Alle waren unsicher und qualvoll sprachlos. Niemand wusste so recht: ansprechen? Wenn ja, wie? Oder besser schweigen? Im Endeffekt wurde für mein Gefühl viel zu viel geschwiegen. Aber was ist richtig? Trauerexpertin Silvia Dovits weiß Rat:
Inhaltsverzeichnis
Wenn ein Kind stirbt: Tipps für Angehörige, Freunde und Bekannte
Was hilft den trauernden Eltern?
Was sollen Freunde, Bekannte, Verwandte tun, wenn ein Kind stirbt?
Dovits: Am besten ist es immer offen und ehrlich mit den Trauernden zu sein. Zu Fragen „Was brauchst du/ihr?“ Manchmal ist das vielleicht einen Tee zu kochen oder ein Essen für die Kinder zu machen oder mit den Kindern zu spielen – nur etwas Normalität leben. Manchmal ist es gut, den Trauernden Kontaktangebote zu machen, weil man in der Trauer (vor allem in der akuten Trauer) oft nicht die Kraft hat, auf andere zuzugehen. Wichtig dabei ist, dass die Trauernden ablehnen dürfen. Es auch okay ist, wenn sie sich nicht zurückmelden. Heißt: Im Kontakt bleiben, ohne etwas zu wollen.
Wichtig ist, alle Gefühle mit den Trauernden aushalten zu können. Einfach dasein. Abnehmen geht ohnehin nicht. „Es ist okay, wenn du weinst…., ich bin da.“ Bitte keine Ratschläge, kein Beschwichtigen, es braucht die Anerkennung für das, was es ist – und es ist schwer, unfassbar, unendlich schmerzhaft …
Gibt es Phasen, in denen man betroffene Eltern besser alleine lässt?
Oder brauchen betroffene Eltern Menschen, die auf sie zugehen?
Dovits: Manche Menschen möchten alleine sein, wenn es ihnen nicht gut geht. Manchen tut Kontakt gut. Am besten ist es zu fragen: Ist es okay für dich, wenn ich noch bei dir bleibe? Möchtest du alleine sein oder soll ich noch etwas bleiben? Darf ich dich später nochmal anrufen? Wir müssen auch nicht reden, möchtest du, dass ich bei dir bleibe?
Wie kann ich mein Mitgefühl ausdrücken?
Gibt es ein paar gute Sätze, die man als Anhaltspunkt heranziehen kann, um der eigenen Sprachlosigkeit zu entkommen?
Dovits: Manchmal ist es genau das: wir sind sprachlos angesichts eines solchen Schicksals. Ich denke, dass stimmigste ist, das auszudrücken, was ich fühle:
- Ich bin sprachlos,
ich habe keine Worte für das, was du gerade erlebst. - Es ist fassungslos, ich bin fassungslos.
- Ich habe keine Ahnung, wie du dich im Moment fühlst, ich habe keine Worte dafür.
- Ich kann mir vorstellen, dass es sich erstmal gar nicht wirklich anfühlt, dass du es noch gar nicht fassen kannst.
- Ich kann es noch gar nicht fassen…
- Ich fühle … [ehrlich meine Gefühle aussprechen]
Soll ich meine Kinder zur Trauerfeier mitnehmen?
Wie wichtig ist es auch für andere Kinder, bei einer Trauerfeier bzw. einem Begräbnis eines verstorbenen Kindes dabei zu sein?
Dovits: Prinzipiell finde ich es gut, wenn Kinder die Möglichkeit haben, bei einem Begräbnis oder einer Trauerfeier Abschied zu nehmen. Wichtig ist für Kinder, dass sie von erwachsenen Bezugspersonen begleitet werden, die die Gefühle der Kinder halten können. Wenn Kinder nicht wollen, ist es wichtig mit ihnen zu sprechen, um die Gründe dafür herauszufinden. Vielleicht gibt es Unterstützungsangebote, die es den Kindern ermöglichen, dabei zu sein. Kinder können meist viel besser mit Tod und Sterben umgehen, als die Erwachsene es ihnen zutrauen. Meist haben die Erwachsenen Angst und glauben die Kinder schützen zu müssen.
Für die Kinder ist beim Begräbnis wichtig, dass sie gut vorbereitet und durch einfühlsame Erwachsene begleitet werden. Wenn die Eltern es nicht schaffen, gibt es vielleicht andere wichtige Bezugspersonen, wie Tante, Onkel, Großeltern.
Siehe dazu auch: Kinder sollten bei Trauerfeiern unbedingt dabei sein! Interview mit einer Trauerrednerin
Wie ist das mit sehr früh verstorbenen Kindern?
Macht es einen Unterschied, wenn das Kind gar nicht lange gelebt hat oder gar schon im Mutterleib verstorben ist?
Dovits: Wenn ein Baby stirbt oder ein Fötus im Mutterleib, spielen oft Schuldgefühle eine große Rolle: Meist fragen sich die Mütter: Was habe ich falsch gemacht? Es gibt noch wenig Erinnerungen und kaum Erinnerungsstücke, die die Eltern in der Trauer begleiten, und die Beziehung zum verstorbenen Kind aufrechterhalten. Das erschwert das Trauern. Sehr schnell kommt nach dem Tod das „normale“ Leben auf die betroffenen Eltern zu – zum Beispiel durch den Beruf, da die Karenzzeit sofort nach dem Tod beendet wird. Meist wird diesen Eltern weniger Trauerzeit zugestanden.
Das soziale Umfeld reagiert gerade bei Kindern, die in der Schwangerschaft versterben, oft nicht so einfühlsam, wie Eltern sich das wünschen würden. Das Baby wird im Umfeld noch nicht als eigenständiges Wesen wahrgenommen. Die Trauer für die Eltern eines Babys, das früh oder während der Schwangerschaft stirbt, ist aber genauso intensiv wie zu einem späteren Zeitpunkt. Ich glaube, dass diese Eltern viel mehr Verständnis und Begleitung in der Trauer benötigen.
Wenn ein Kind stirbt: Traueraufgaben und Hilfe für Eltern
Silvia Dovits leitet eine Gruppe für Eltern, deren Kind an Krebs verstorben ist. Hier finden Betroffene Raum für ihre Trauer. Nach dem Tod des eigenen Kindes durchleben die Eltern und Geschwisterkinder einen Trauerprozess, der sehr individuell und nicht linear verläuft. Anstatt der verbreiteten Trauerphasen spricht die Betroffenen-Expertin lieber von Traueraufgaben:
Die erste Traueraufgabe ist, den Verlust des eigenen Kindes zu begreifen. Die zweite Traueraufgabe ist das Erleben und Umgehen mit heftigen Gefühlen, die sich auch körperlich bemerkbar machen. Eine weitere Hürde ist die Akzeptanz des Verlustes und die Bereitschaft, die Veränderung zulassen zu können. In der vierten Traueraufgabe finden Eltern einen (inneren oder äußeren) Ort für die Trauer um ihr verstorbenes Kind. Wenn es gelingt, einen inneren Beziehungs-Ort zu finden, kann das Leben langsam und Schritt für Schritt wieder weitergehen. Anders als zuvor, aber vielleicht wieder mit etwas Freude, mit anderen Werten, mit neuen Aufgaben und Zielen.
Mehr Information zu den Traueraufgaben und den regelmäßig stattfindenden Trauergruppen: Ein Ort für die Trauer um das eigene Kind
Über die Interview-Partnerin:Mag. Silvia Dovits ist Klinische Psychologin und Systemische Familientherapeutin mit Schwerpunkt auf Trauma und Trauer. Seit mehr als zehn Jahren ist sie bei der Salzburger Kinderkrebshilfe tätig. Als Teil des Regenbogenteams begleitet sie Familien aufsuchend in der psychosozialen Nachsorge. Auf der Sonneninsel Seekirchen leitet Silvia Dovits eine Trauergruppe für trauernde Eltern. |
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ASA
4 Nov 2018Von Herzen lieben Dank für diesen Artikel.
Wir haben selbst vor 6 Jahren unser 2. Kind verloren. Die Leute, die sagten ich weiß nicht was ich sagen soll, konnte ich gut annehmen.
Mit der schlimmste Satz war, ihr könnt ja noch ein Kind kriegen…
Danke an Alle in der Welt, die Leute in schwierigen Situationen beistehen.
Und für jeden Menschen der möchte schicke ich hier eine Umarmung.
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Heidi Czerny
20 Jun 2022Mein Sohn Hans Joachim hatte mit 14 Jahren einen toedlichen ,Verkehumfall,es ist mittler weile schon 20Jahre her,aber Vergesessen kann ich ihn nicht.
Birgit
28 Jun 2022Liebe Heidi!
Mein allerherzlichstes Mitgefühl! Sowas begleitet einen wohl das ganze Leben.
Viel Kraft!
LG Birgit