Süßes, Lesestoff oder ein Kinobesuch – die Wünsche der Kinder wachsen mit ihnen. Mit dem Taschengeld können sich Kinder und Jugendliche individuelle Wünsche erfüllen. Dabei lernen sie auch, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen. Doch für Eltern gibt es bei diesem Thema viele Fragen: Zum Beispiel, ab wann Kinder überhaupt Taschengeld erhalten sollten. Wie viel Taschengeld ist in welchem Alter eigentlich angemessen? Und welche Regeln sollen gelten?
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Umgang mit großen Wünschen
Ich habe aus meiner eigenen Kindheit an die sogenannte 50-50-Regel in sehr guter und lehrreicher Erinnerung: Immer, wenn ich einen kostspieligen Wunsch – sei es eine Puppe oder ein neues Rad – äußerte, antwortete mein Vater: „Fifty-Fifty!“ – heißt: Er zahlt mir die Hälfte, aber die andere Hälfte muss ich selbst zuschießen. Das war SEHR lehrreich! Denn selbst die Hälfte der jeweiligen Summe reißt ein Loch in die Ersparnisse und man beginnt zu überlegen: „Brauch ich das wirklich? Ist es mir diesen (halben) Betrag wert?“
Ich möchte das bei meinen Kindern genauso machen. Nur: Dafür braucht das Kind „Kapital“. Bisher haben beide Kinder je eine Sparbüchse – und da wandern relativ unstrukturiert und unregelmäßig immer mal wieder ein paar Münzen hinein. Doch sollte das nicht besser mit System geschehen? Aber ab welchem Alter ist Taschengeld angebracht? Und wie viel soll es sein?
Empfehlungen zum Taschengeld
Warum Taschengeld?
Kein Gesetz verpflichtet Eltern, Taschengeld an ihre Kinder zu bezahlen. Eltern müssen nur für den Unterhalt aufkommen: Nahrung, Kleidung etc. Dennoch ist Taschengeld sehr lehrreich. Kinder lernen durch eigenes Taschengeld:
- anhand ihrer Wünsche, was Geld wert ist
- eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen
- Rücksicht auf die finanzielle Situation der Familie zu nehmen
- wie der Geldbedarf in der Familie geregelt wird
- dass Bedürfnisse nicht immer gleich erfüllbar sind
- dass Geld schnell ausgegeben ist, wenn man es nicht einteilt.
„Die Höhe des Taschengelds ist nicht entscheidend. Viel wichtiger ist, dass Kinder und Jugendliche in regelmäßigen Abständen eine Geldsumme unaufgefordert und unabhängig von ihrem Verhalten bekommen, über die sie frei verfügen können.“
Dr. Alexandra Langmeyer-Tornier, Wissenschaftlerin am Deutschen Jugendinstitut (DJI)
Kinder und Jugendliche brauchen Taschengeld, um eigene Vorlieben und besondere Wünsche ohne ständiges Nachfragen verwirklichen können. Daraus können sie wertvolle Erfahrungen ziehen. Außerdem entwickeln sie dadurch Freude an der beginnenden Selbstständigkeit und Verantwortung entwickeln und erfahren, dass Wünsche nicht unbegrenzt finanzierbar sind. Nicht zuletzt werden sie im Vergleich zu Gleichaltrigen nicht ausgegrenzt; sie „gehören dazu“, weil sie auch materiell an gesell-schaftlichen Angeboten und Aktivitäten teilnehmen können.
Ab wann Taschengeld?
Beim Taschengeld sollte unbedingt das Alter der Kinder berücksichtigt werden:
- Die meisten Kinder entwickeln bereits im Vorschulalter ein Verständnis für Zahlen. Allerdings haben sie hier noch kein monetäres Verständnis. Bezahlen ist für sie ein Ritual.
- Im Grundschulalter stellen Kinder eine Beziehung zwischen Geld und Ware her. Sie berechnen zum Beispiel liebend gerne das Wechselgeld. Viele Kinder bekommen ihr erstes Taschengeld
- Erst ab etwa zehn Jahren haben Kinder einen konkreten Geldbegriff. Sie entwickeln ein Verständnis von Handelsspanne und Gewinn.
- Jugendliche ab etwa 14 Jahren entwickeln einen abstrakten Geldbegriff – sie können mit Girokonto und elektronischem Geld umgehen und erkennen auch die Profitorientierung.
Taschengeld sollte ab dem Schulalter ausbezahlt werden – freilich nur, wenn es die wirtschaftlichen Verhältnisse erlauben. Vor etwa drei Jahren macht Taschengeld keinen Sinn. Denn erst ab diesem Alter wissen sie, dass Geld nichts im Mund zu suchen hat.
Wie oft Taschengeld ausbezahlen?
Kindern in Grundschule/Volksschule sollten das Taschengeld wöchentlich erhalten, da sie noch nicht so große Zeitspannen einschätzen können. Ab dem Alter von 10 Jahren empfiehlt es sich, das Taschengeld monatlich auszuzahlen.
Wofür ist das Taschengeld?
Ganz wichtig ist, dass die Kinder selbständig entscheiden dürfen, wofür sie ihr Geld ausgeben! Auch „Fehlgriffe“ gehören dazu! Denn man lernt überwiegend nur aus Fehlern, die man selbst gemacht hat.
Wie viel Taschengeld in welchem Alter?
Taschengeld sollte weder zu hoch noch zu niedrig angesetzt werden, denn sonst kann das Kind den Umgang mit Geld nicht richtig lernen. Es sollte ein fixer Betrag sein, der nicht jedes Mal neu verhandelt wird und verlässlich an einem bestimmten Tag ausbezahlt wird:
Für die jüngere Altersgruppe empfiehlt sie zudem, das Taschengeld wöchentlich auszuzahlen, damit es für Kinder übersichtlich bleibt. Außerdem sollten Eltern mit ihren Kindern offen über die finanzielle Situation der Familie und die Höhe des Taschengelds sprechen und nicht bewerten, wofür die Kinder das Geld ausgeben.
Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) hat die Empfehlungen zum Taschengeld auf Basis der Inflationsraten angepasst. Aktuell gelten für Kinder und Jugendliche diese Richtlinien – Stand 2024:
- unter 6-Jährige: 1 bis 2 Euro
- 6- bis 9-Jährige: 2 bis 4 Euro in der Woche
- 10- bis 11-Jährige: 20 bis 25 Euro im Monat.
- 12 bis 14 Jahre: 25 bis 40 Euro monatlich
- 15- bis 16-Jährige: 40 bis 60 Euro pro Monat
- 17- bis 18-Jährige: 60 bis 75 Euro im Monat
Vergleichbarkeit beim Taschengeld nicht immer leicht, weil …
Die Trennung von Taschengeld und anderen regelmäßigen Geldquellen wie Zahlungen zwischendurch ist eine beachtliche Herausforderung. So erhalten manche Kinder Taschengeld zum eigenen, individuellen Gebrauch und separat zusätzliches Geld für zwingende Ausgaben, wie beispielsweise Essen in der Schule. Andere Kinder wiederum erhalten eine größere Menge an Taschengeld, von dem sie aber auch Ausgaben des täglichen Bedarfs bestreiten müssen. Dies führt dazu, dass Daten zum Taschengeld oft nur mit gewissen Unschärfen miteinander vergleichbar sind.
Unterschiede beim Taschengeld
Nicht alle Kinder desselben Alters erhalten gleich viel Taschengeld:
- Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Jungen etwas mehr Taschengeld als Mädchen erhalten. Andere Studien bestätigten das hingegen nicht.
- Beim Taschengeld spielt es keine Rolle, ob im Haushalt der Vater oder die Mutter das letzte Wort in finanziellen Angelegenheiten hat.
- Haben Eltern einen niedrigen Bildungsabschluss und/oder ein niedriges Nettoeinkommen, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Kinder weniger Taschengeld erhalten.
- Kinder aus sehr kinderreichen Familien bekommen eher weniger Taschengeld. Umgekehrt können Kinder aus Ein-Kind-Familien mehr Geld ausgeben.
- Elterliche Erziehungskonzepte spielen eine Rolle für den Umgang mit Taschengeld: Für einen Teil der Eltern ist das oberste Ziel eine marktwirtschaftlich und rational orientierte Finanzkompetenz, während andere mit einem liberal orientierten Finanzerziehungskonzept einen eher sorglosen und großzügigen Umgang mit Geld fördern.
Wofür Kinder und Jugendliche ihr Taschengeld ausgeben
Je nach Alter geben Kinder und Jugendliche ihr Taschengeld vor allem dafür aus:
- Spielzeug und Spiele
- Süßigkeiten und Snacks (35 Prozent)
- Sparziele für größere Anschaffungen (24 Prozent)
- Bücher und Zeitschriften (20 Prozent)
Geschlechterunterschiede machen sich vor allem bei diesen Ausgaben bemerkbar: Mädchen investieren deutlich mehr Geld in Kleidung/Anziehsachen, Bücher, Schulsachen sowie Kosmetik und Körperpflege. Jungen gegen hingegen deutlich mehr Geld für In-Game-Käufe, Spielekonsolen bzw. Spiele für Konsolen, Sammelfiguren und Sammelkarten aus.
Wichtig! Taschengeld ist nicht die einzige „Einnahmequelle“!
Taschengeld ist nicht die einzige Geldquelle von Kindern und Jugendlichen. Sie erhalten einen nicht unbedeutenden Geldwert zusätzlich durch Geldgeschenke und mit zunehmendem Alter teilweise auch durch Verdienste aus Nebenjobs. Die Höhe des zur Verfügung stehenden Geldes von Kindern und Jugendlichen ist dabei über die letzten Jahre stetig gestiegen.
Taschengeld und Budgetgeld
Die Expertise des DJI empfiehlt eine Trennung von Taschengeld und Budgetgeld. Dieses sollte zusätzlich zum Taschengeld eingeplant werden und dient für festgelegte Ausgaben wie Kleidung oder Schulmaterial. Es kann von den Eltern verwaltet werden oder älteren Kindern z.B. über ein Girokonto zur Verfügung gestellt werden.
Empfehlungen des Deutschen Jugendinstituts zum Budgetgeld
Das Deutsche Jugendinstitut empfiehlt folgendes Budgetgeld (Stand 2024):
- Kleidung und Schuhe: 40-60 Euro pro Monat
- Essen außer Haus (ohne Eltern): 25 bis 40 Euro pro Monat
- Öffentlicher Nahverkehr: 20 bis 25 Euro pro Monat
- Telefon/Handy: 15 bis 25 Euro pro Monat
- Schulmaterial: fünf bis 15 Euro pro Monat
- Verbrauchsgüter zur Körperpflege: fünf bis 15 Euro pro Monat
Fazit: Empfehlungen zum Taschengeld
- Taschengeld ist Geld zur freien Verfügung für Kinder und Jugendliche.
- Das Taschengeld ist ein fester Betrag, der zwischen Eltern und Kind abgesprochen ist.
- Es wird regelmäßig, zu einem festen Termin (z. B. Monatsanfang oder Wochenanfang) unaufgefordert ausgegeben.
- Regelmäßige Nachbesserungen oder Vorschüsse sind nicht zu empfehlen.
- Das Taschengeld wird je nach Alter der Kinder und Jugendlichen in seiner Höhe angepasst.
- Taschengeld ist kein Erziehungsmittel. Es wird unabhängig vom Verhalten des Kindes gewährt und nicht als Belohnung oder Strafe eingesetzt.
- Über das Taschengeld sollte in der Familie offen gesprochen werden. Dies betrifft z. B. die Höhe des Taschengelds im Verhältnis zur finanziellen Situation der Familie. Wenn Kinder und Jugendliche mit dem Taschengeld nicht auskommen, sollte die Situation gemeinsam analysiert und gegebenenfalls über eine bessere Einteilung des Geldes oder mögliche Zusatzverdienste, wie Nebenjobs gesprochen werden.
- Auch wenn Familien in finanziell beengten Verhältnissen leben, sollte versucht werden, zumindest einen kleinen Betrag alsregelmäßiges Taschengeld einzuplanen. Mit älteren Kindern und Jugendlichen sollten finanzielle Engpässe in der Familie offen angesprochen werden.
Quellen:
- Deutsches Jugendinstitut e.V. (2024) (via IDW – Informationsdienst der Wissenschaft)
- Langmeyer, Alexandra/Winklhofer, Ursula (2014): Taschengeld und Gelderziehung. Eine Expertise zum Thema Kinder und ihr Umgang mit Geld mit aktualisierten Empfehlungen zum Taschengeld. München PDF downloaden
- Winklhofer, Ursula/Langmeyer, Alexandra (2015): Taschengeld als Beitrag zur Gelderziehung. In: Frühe Kindheit, 18. Jg., H. 4, S. 50-55
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