Eine wahre Geschichte. Leider. Und die Frage, ob der Petze mehr geglaubt wird oder ob – wie bei den Großen auch – gilt „in dubio pro reo“: im Zweifel für den Angeklagten. Eine doppelt eskalierte Situation:
Zwischenruf in eigener Sache:
Liebe Leute!
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Mein Kind, knapp sechs Jahre alt, kommt heulend an. Die Nachbarskinder hätten dies und das gemacht. Kurz danach klingelt es an der Tür: die Nachbarskinder, nur minimal älter. Mein Kind hätte dies und jenes gemacht. Weil sich in solchen Situationen typischerweise jedes Kind sich selbst für komplett unschuldig hält, höre ich mir die Klagen an, lasse ich mich aber nicht auf Diskussionen ein. Meine Meinung geht an alle Beteiligten: Egal wer was getan hat, ich finde hauen nicht in Ordnung, aber auch hänseln und ärgern ist nicht OK. Ich bin mir sicher, ihr findet eine Lösung, die für alle fair ist. Normalerweise endet hier die Geschichte, die Kids ziehen wieder ab und vertragen sich nach kurzer Zeit wieder bestens. Siehe dazu auch Aber der andere hat angefangen …
Doch heute eskaliert die Sache.
Erste Eskalation: Mein Kind geht plötzlich auf den Rest der Bande los und schlägt zu.
So geht das natürlich nicht. Klar, da muss ich eingreifen. Ich werde laut, verurteile dieses Verhalten und schicke das Kind aufs Zimmer.
Das geschlagene Nachbarskind schaut stumm zu. Nachdem mein Kind in sein Zimmer verschwunden ist, heult es plötzlich los und rennt laut wehklagend nach Hause.
Zweite Eskalation: Es klingelt erneut. Der Vater samt (nicht mehr) heulendem Nachbarskind steht an der Tür und würde gerne mein Kind sprechen. Ich lehne ab. Warum? Weil ich bereits eingegriffen und sanktioniert habe – mein Kind muss nicht vor versammelter Mannschaft erneut vor’s Tribunal gezerrt werden. Außerdem könne er nicht als alleiniger Verursacher der Situation verurteilt werden. Eine lautstarke Diskussion entsteht – leider. Es gäbe vom Nachbarskind immer nur Klagen über mein Kind – er habe dies und jenes getan. Er selbst hat natürlich nie einer Fliege was zuleide getan.
Klar, es waren immer nur die anderen.
Nur: So kenne ich mein Kind nicht. Es gab und gibt mit anderen Kindern keine ungewöhnlichen Auseinandersetzungen, auch im Kindergarten ist das Kind nie als Aggressor aufgefallen. Schwierigkeiten gibt’s – so scheint’s – nur mit diesem einen Kind.
Außerdem: Bei Kindern schaukelt sich das doch immer hoch. Da zeigt vielleicht einer die Zunge, der andere mokiert sich darüber, dann fliegen die gemeinen Worte, schließlich wird geschubst und gehaut. Wer also ist der Auslöser? Der Zunge-Zeiger? Wer soll kritisiert bzw. bestraft werden? Nur der, der zugeschlagen hat? Wer hat angefangen, wer war schuld? Und wenn jeder eine eigene Mitschuld bestreitet? Gilt dann wie bei den Großen in dubio pro reo – im Zweifel für den Angeklagten – oder hat die Petze automatisch Recht? Und wenn immer das Elternteil andampft, wie sollen die Kinder dann lernen, selbst Konflikte zu lösen?
Alles Käse! Meine Meinung ist:
- Jeder hat sein Schäuflein zur Situation beigetragen. Kaum ein Kind geht aus Jux und Tollerei einfach so auf andere los.
- Kinder können und sollen durchaus Konflikte selbst lösen – man muss es ihnen nur zutrauen. Nur wenn’s eskaliert, ist das Eingreifen von Erwachsenen unerlässlich.
- Als es wirklich eskalierte, wurde das Kind getadelt und aus dem Verkehr gezogen. Warum zum Teufel da noch Öl ins Feuer gießen? Und noch dazu vor versammelter Menge?!?
Was ist eure Meinung? Hab ich einen Sprung in der Linse, dass ich die Situation so gesehen habe und demnach auf diese Weise reagiert habe?
Foto: sanja gjenero, sxc
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Doris
7 Okt. 2011Ach du Arme! Kinder können ja so brutal sein, mit Händen und Wörtern! Ich kenne diese Situation von der anderen Seite.
Mein Sohn hat sich mit einem anderen Jungen gegen einen dritten verbündet. Sie haben ihn ausgegrenzt und schikaniert bis sich der nur mehr mit Handgreiflichkeiten zu wehren wußte.
Aber mir wäre nie in den Sinn gekommen, bei den Eltern aufzukreuzen und mich zu beschweren. Und schon gar nicht im Beisein der betroffenen Kinder. Schließlich wußte ich doch genau, daß mein Kind da eigentlich der Auslöser war.
Handgreiflich werden soll nicht geduldet werden. Und du hast ja auch reagiert, und zwar meiner Meinung nach richtig reagiert. Wie du richtig sagst: Zum Streiten gehören immer zwei! Ich habe mir den Mund fusselig geredet, um meinem Kind zu zeigen, daß auch sein Verhalten falsch ist.
Kopf hoch! Auch das geht vorbei! Unsere Kinder spielen wieder miteinander als wäre nie was gewesen.
Gast
7 Okt. 2011Vieleicht war es hausgemacht.
muttis
7 Okt. 2011Was meinst du mit „hausgemacht“?
Gast
7 Okt. 2011War wohl etwas zu kryptisch. Entschuldigung.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man sehr vorsichtig sein muss, wie man mit Kindern spricht. Eltern können viel suggerieren und dann wird schnell mal ein Sündenbock auserkoren, der möglicherweise gar nix dafür kann. Das meine ich mit hausgemacht.
Zur Verdeutlichung: „Gab es wieder Probleme mit XYZ?“ ist eine Suggestivfrage und wird eher mit ja beantwortet als mit nein. Detto: „Hat das der XYZ kaputt gemacht?“ oder „Wer war das? Der XYZ?“ Ist ein Kind erst mal als Sündenbock gebrandmarkt (von wem auch immer), greifen die Kinder gerne darauf zurück. Es ist eben schuld, weil er immer schuld ist. Auch wenn es mal gar nicht dabei war!
Als Eltern müssen wir vorsichtig sein, um solche Tendenzen nicht noch zusätzlich zu verstärken. Und wenn so wie bei euch die Probleme wirklich nur mit dem einen Kind bestehen, könnte so eine hausgemachte Verstärkung dahinter stehen. In diesem Fall wohl durch die Eltern des Nachbarskindes.
Grüße und Kopf hoch
T.K.
P.S.: Ich finde auch, dass du passend reagiert hast. Das Kind noch zusätzlich durch das andere Elternteil „öffentlich“ an den Pranger zu stellen muss nciht sein.
Gabi
8 Okt. 2011Oft habe ich mit solchen Situationen ( beruflich ) zu tun. Ich mach das dann so: Jedes Kind darf den Vorfall nach einer Beruhigungszeit so schildern, wie er / sie ihn erlebt hat. Dabei muss jeder zuhören und darf den anderen nicht unterbrechen.
Meist kommt die Lösung so, dass BEIDE zu dem Konflikt beigetragen haben und sich dann wieder vertragen können.
Ist die Wut groß und ein Einsehen schwer, machen wir uns aus, dass sich die beiden StreiterInnen eine Weile aus dem Wege gehen, um der Situation die Schärfe zu nehmen.
So fühlt sich jedes Kind ernst genommen und keines wird zum Sündenbock gestempelt.
Gabi
8 Okt. 2011Nachtrag: Einfacher ist es, wenn ich nicht als Mutter oder Vater agiere.
Das ist mir schon klar, aber vielleicht hilft es euch weiter!
muttis
9 Okt. 2011Vielen herzlichen Dank für eure Kommentare. Mir hilft es ja schon enorm, mir den Ärger vom Leib zu schreiben, denn dann ist es im wahrsten Sinne des Wortes niedergeschrieben und kreist nicht mehr dauernd in meinem Hirnkastl herum.
So unterstützende Kommentare sind natürlich noch zusätzliche Hilfe – vielen Dank.
Ich habe das Thema mit meinem Kind mit etwas zeitlichem Abstand nochmal besprochen. Er meinte, dass die anderen Kinder demonstrativ vor seiner Nase und direkt vor unserer Grundgrenze Grissini geknuspert und ihm auf Nachfrage nichts abgegeben hätten. Stattdessen hätten die anderen Kinder ihn mit Grissini-Stückchen beworfen. Er habe lediglich jene Stückchen, die auf unseren Grund (einen geschotterten Vorplatz) fielen wieder zurück geworfen – worauf die anderen Kinder behaupteten, er habe sie mit Steinen beworfen und das würden sie seiner Mutter (mir) sagen. Was sie ja dann auch gemacht haben …
Soweit seine Version des Vorfalles.
Er lehnt es jedenfalls nun ab, dieses eine Kind (das mit dem Vater dann ankam) zu seinem Geburtstag einzuladen. Ist für mich OK.
Außerdem durften sich kurz nach dem Vorfall ibeide Kinder einen Stein aussuchen. Das betroffene Kind suchte sich einen Lapis lazuli aus – und der steht für „Wahrheit, Aufrichtigkeit, Würde, Kontaktfreude und Freundschaft, hilft die Wahrheit zu sagen und anzunehmen“. Zufall? (Auch das zweite Kind hat sich einen Stein ausgesucht, der mit seinen Themen perfekt passt!)
Ich habe meinem älteren Kind außerdem einen Zettel zum Bett gehängt, auf dem steht: „Freundschaft, Miteinander – Ypsilon“
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