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Kaiserschnitt: Habe ich versagt?

Kaiserschnitt: Habe ich versagt?

Kein Ereignis hat meinen Start ins Mamaleben so sehr geprägt wie mein Kaiserschnitt! Schaffe ich nicht einmal das? Leider geht es sehr vielen Frauen so und noch immer wird viel zu wenig darüber gesprochen. Was hilft einer Mutter nach einer Bauchgeburt?


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Voraussichtliche Lesedauer: 10 Minuten


Ich hatte vier mal einen Kaiserschnitt! Die ersten Zwei waren „spontan“ – die nächsten beiden geplant! Meine Erfahrungen damit waren komplett unterschiedlich – und auch die Auswirkungen und die Zeit danach gleichen sich daher in keinster Weise.


Kaiserschnitt: Habe ich versagt?


Kaiserschnitt: Habe ich versagt?

In meiner ersten Schwangerschaft war für mich sonnenklar, dass bei mir alles so „funktioniert“, wie es die Natur eben vorgesehen hat. Ich habe mich vorbereitet – Stillbücher gelesen, Akkupunktur, Schwangerschaftsyoga, Geburtsvorbereitung, die richtigen Tees, … nicht im Traum hätte ich daran gedacht, dass die Geburt oder das Stillen nicht so klappen würden wie gewünscht. Umso mehr fiel ich aus allen Wolken, als es dann ganz anders kam.


#1 Mein erster Kaiserschnitt

Etwa drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin ging es mir plötzlich wieder schlechter. (Die ersten 4 Monate der Schwangerschaft waren der blanke Horror und ich nahm extrem viel zu.) Ich litt unter Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen in den Beinen und hatte wieder vermehrt mit starker Übelkeit zu kämpfen. Nach einigen Untersuchungen befürchtete mein Gynäkologe eine Schwangerschaftsvergiftung (Gestose) und überwies mich sofort ins Krankenhaus. Die Geburt wurde eingeleitet und kam viele Stunden gar nicht in Gang. Mir wurde ein weiteres Einleitungsmedikament gelegt und endlich wurden die Wehen stärker. Nach vielen Stunden leichten Wehen ging es in den Kreißsaal. Die Wehenstärke ließ immer wieder nach, wurde wieder stärker, wieder schwächer – ein kräftezehrender Kampf begann. Ich bekam eine PDA und starke Wehenmittel. Über 20 Stunden Wehen und der Muttermund war bei 3cm. Egal – ich wollte weiterkämpfen.

Doch dann geschah es: Die Herztöne meines kleines Lieblings fielen drastisch ab. Plötzlich stand das Wort im Raum: Kaiserschnitt. Ich konnte es kaum fassen, war aber komplett erschöpft und die Angst um mein Baby ließ keinen Spielraum zu: Natürlich willigte ich ein. Mein Mann wurde in eine Schleuse gebracht um sich umzuziehen und auch ich wurde für die OP vorbereitet. Ich hatte panische Angst und konnte die Tränen der Enttäuschung nicht mehr zurückhalten. Meine Hebamme war leider alles andere als hilfreich. Sie räumte das Feld und war offensichtlich grantig, dass es nicht auf natürlichem Wege funktionieren sollte. Diese erste Reaktion ihrerseits ist für mich die Wurzel allen Übels. (Leider verhielt sie sich dann auch im Wochenbett nicht anders.) Der Kaiserschnitt selbst verlief dann komplikationslos und mein mir vertrauter Gynäkologe (in einem Privatkrankenhaus darf man seinen Wunscharzt mit zur Geburt nehmen) munterte mich zwischendurch immer wieder auf.


Das Wochenbett

Wenige Stunden nach der Geburt begannen die für mich schlimmsten Schmerzen, die ich je hatte. Ich konnte mich nicht auf die Seite drehen – geschweige denn sitzen oder aufstehen – und war kaum in der Lage mein entzückendes Baby im Arm zu halten. Nichts glich meinen Vorstellungen oder den Szenen aus Hollywoodstreifen. Ich weinte sehr viel und war verzweifelt. Meine Hebamme besuchte mich kurz – erklärte mir aber, dass es sehr schade ist, dass das alles so gelaufen wäre und sie somit keine Arbeit mehr bei mir hätte. Kein aufmunterndes Wort, keine Hilfe beim Stillen, nichts. Ich kam mir vor als wäre ich der größte Versager aller Zeiten. Auf allen Linien versagt. Ich habe keine natürliche Geburt „geschafft“, bin eine bittere Enttäuschung für meine Hebamme und jetzt klappt auch noch das Stillen nicht. (Man muss dazu sagen, dass diese Hebamme wenige Monate danach ihren Dienst quittiert hat. Vermutlich war sie also schon nicht mehr wirklich bei der Sache. Das entschuldigt aber in keinster Weise das Gefühl, das sie mir vermittelt hat.)

Dann kam für mich die Wende: Eine unglaublich tolle Kinderkrankenschwester erkannte meine verzweifelte Lage und nahm mich unter ihre Fittiche. Sie übte mit mir das Stillen in kaiserschnitt-tauglichen Positionen, beruhigte mich mit Worten und homöopathischen Mitteln und stand mir stundenlang zur Seite. Noch heute bin ich ihr sehr dankbar! Ohne ihrer Hilfe hätte ich wohl nie gestillt und diese schöne und lange Stillbeziehung hat mich für vieles entschädigt.


Die Reaktion des Umfelds

Meine Familie sorgte sich natürlich um meinen Gesundheitszustand – tröstete mich aber und gab mir nie das Gefühl versagt zu haben. Obwohl ich die erste war, die ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht hat. Bei meinen Freundinnen war das schon etwas anderes. Kaum ist man schwanger, beginnt dieser ewige Wettkampf. Wer nimmt weniger zu, wer hat die schnellste Geburt und ist danach am schnellsten wieder fit und gertenschlank. Natürlich war ich da der „Looser“ und das bekam (und bekomme) ich auch häufig unter die Nase gerieben. „Du hast es dir halt leicht gemacht!“ „Hattest wohl keine Lust auf eine schmerzhafte Geburt.“

Zum ständigen Wettbewerb und anderen Hürden der Mutterschaft: Mutter-Sein: Die größten Herausforderungen und wie man damit umgeht


#2 Mein zweiter Kaiserschnitt

18 Monate nach diesem Geburtserlebnis lag ich wieder im Kreißsaal. Dieses mal wurde nicht eingeleitet, sondern meine Tochter hat es sich sogar 10 Tage länger in meinem Bauch gemütlich gemacht. Ich war guter Dinge: Dieses mal klappt es. Ich habe mich noch besser vorbereitet – alles gemacht, was empfohlen wird. Nach über 20 Stunden Wehen aber wieder die ernüchternde Nachricht: Der Muttermund öffnet sich nicht. Mein Arzt kam und wollte mit mir über Alternativen sprechen, aber ich wollte es unbedingt „schaffen“! Nach weiteren Stunden Wehen weiterhin kein Geburtsfortschritt. Ich bekam einen Wehenhemmer um mich ordentlich unterhalten zu können. Mein Arzt und meine Hebamme erklärten mir ganz genau welche Möglichkeiten ich nun habe. Zange, Glocke, uvm. wurde besprochen. Mein Arzt riet mir erneut zum Kaiserschnitt, weil durch diese Hilfsmittel schon sehr oft etwas schief gegangen ist und das Ziel sollte doch eigentlich ein gesundes Kind sein. Ich begann zu weinen und erzählte von meinen Erfahrungen und Versagensgefühlen nach meiner ersten Geburt. Dieses mal war alles anders – meine Hebamme (natürlich eine andere) streichelte mir den Arm und riet mir ebenfalls zum Kaiserschnitt zum Schutz meines Kindes. Also entschied ich mich zum Wohl meiner Tochter für meinen zweiten Kaiserschnitt.


Das Wochenbett

Mir ging es von Beginn an wesentlich besser. Ich wusste welche Schmerzen auf mich zukommen würden und erwartete von mir selbst nicht, dass ich gleich nach der Geburt aufstehen oder sitzen konnte. Eine Kaiserschnittwunde ist eine große Wunde. Das dauert eben! Nach einer großen Bauch-OP (egal welcher Art) muss man sich eben schonen um irgendwann wieder ganz auf die Beine zu kommen. Auch das Stillen klappte dieses mal von Anfang an und ich wusste wie ich meine Tochter ohne Schmerzen am Bauch anlegen konnte.

Gleich am Tag nach der Geburt kam meine Hebamme und sprach mich auf meine Versagensängste bezüglich Kaiserschnitt an. Sie versicherte mir, dass ich unglaublich tapfer war, aber eben vielleicht einfach anatomische Besonderheiten vorliegen würden, warum eine Spontangeburt bei mir nicht klappt. (Jahre später erfuhr ich von einer starken Skoliose und einem Beckenschiefstand, der eventuell verhindert hat, dass die Wehen nach unten arbeiten konnten und somit der Muttermund nie aufgehen konnte.) „Und deinen schlauen Freundinnen kannst Du sagen, dass du ganz und gar nicht faul warst, sondern sogar beide Schmerzen durchstehen musstest. Zuerst 24 Stunden Wehen und dann noch den Kaiserschnitt mit den Schmerzen nach einer Bauch-OP. Da braucht dir keine mehr blöd kommen!“ Diese Hebamme hat mich wahnsinnig bestärkt und mir das Gefühl gegeben, dass auch ich etwas geleistet habe. Die erste Zeit mit meiner Tochter konnte ich daher viel mehr genießen.


#3 Mein dritter und mein vierter Kaiserschnitt

Bei meinen nächsten beiden Schwangerschaften wurde mir schon vorab zu einem geplanten Kaiserschnitt geraten. Erstens, weil der Geburtsverlauf vermutlich wieder gleich abgelaufen wäre und zweitens, weil nach zwei Kaiserschnitten während den Presswehen eine erhöhte Gefahr für eine Ruptur (einen Gebärmutterriss) bestehen würde. Und eins hatte ich gelernt: Es zählt nur das Ergebnis – eine gesunde Mutter und ein gesundes Kind. Die Entscheidung fiel also schnell und pragmatisch. Mein dritter Kaiserschnitt verlief ganz nach Plan – das festgelegte Datum vereinfachte das Unterbringen der Geschwister und ich konnte mich gut darauf einstellen. Die Zeit danach war wundervoll. Die Schmerzen waren viel geringer (mein Arzt erklärte mir, dass die Schmerzen von mal zu mal weniger werden, weil die Nerven rund um die Narbe schon nicht mehr darauf reagieren – es wird ja immer wieder an der selben Stelle geschnitten) und ich war völlig im Reinen mit meiner Entscheidung.

Der vierte Kaiserschnitt war zwar wieder etwas dramatischer, weil ich im OP eine kleine Panikattacke hatte, aber danach war ebenfalls wieder alles schön: Psychisch und physisch (tatsächlich wurde der OP-Schmerz am Bauch nach jeder Geburt erträglicher)! Auf meinen dritten und vierten Kaiserschnitt habe ich mich auch mental gut eingestellt und mit meiner Craniosacral-Therapeutin viel daran gearbeitet.

Hier findet ihr einen detaillierten Geburtsbericht zu meinem 4. Kaiserschnitt: Dein Weg zu uns – mein 4. Kaiserschnitt


Im Nachhinein bin ich versöhnt mit meinen Geburtserlebnissen. Trotzdem ist es immer wieder verletzend, wenn andere Frauen auf mich herabsehen, mich als faul oder feig bezeichnen oder mich bemitleiden, weil ich keine „echte“ Geburt erleben durfte. Es wäre so schön, wenn wir Mütter uns nicht von Beginn an verurteilen und bewerten würden; wenn wir das ewige Vergleichen endlich unterlassen würden. Es kann so verletzend sein und wir kennen meist nicht die Geschichte dahinter und wie sehr diese Frau ohnehin schon darunter leidet. Wie gesagt – nur das Ergebnis zählt: Ein gesundes Kind und eine gesunde Mutter!


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