Ein Kind zu verlieren ist das Traurigste, was Eltern passieren kann, und macht am Anfang vor allem eines: ohnmächtig. Eine derartige Krise als Paar meistern zu müssen, kann hilflos machen und überfordern. Wie schafft ihr es, eurer Trauer Raum zu geben und mit Schuldgefühlen umzugehen?
Hier kommen wertvolle Tipps für diese unfassbar schwere Zeit:
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Voraussichtliche Lesedauer: 7 Minuten
Inhaltsverzeichnis
- Missverständnisse vorprogrammiert: Wie Frauen und Männer unterschiedlich trauern
- Verlust eines Kindes: Zusammen trauern
- Nur zu Besuch: Früher Verlust eines Kindes, Fehlgeburt oder stille Geburt. Wie ihr als Eltern das unfassbar Traurige gemeinsam bewältigen könnt
- Mehr zum Thema Trauer und Stille Geburt
Im Humboldt-Verlag ist kürzlich ein neues Buch erschienen, in dem die Paartherapeutin Marga Bielesch betroffenen Eltern wertvolle Hilfe in dieser schweren Zeit der Trauer an die Hand gibt. Sie zeigt, was euch dabei helfen kann, das Geschehene zu begreifen, über Gefühle im Gespräch zu bleiben, Verständnis füreinander zu haben und gemeinsam gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Ich darf euch an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung des Verlages eine exklusive Leseprobe vorstellen:
Missverständnisse vorprogrammiert: Wie Frauen und Männer unterschiedlich trauern
Frauen und Männer trauern unterschiedlich, was zu jeder Menge Missverständnissen in der Paarbeziehung führen kann.
Verlust eines Kindes: Wie Frauen trauern
Die meisten Frauen lassen ihre Trauer zu, sie weinen, wenn ihnen danach ist und sprechen mit anderen über ihre Gefühle. Sie suchen sich Gleichgesinnte, mit denen sie sich austauschen können.
Stirbt ein Kind im Mutterleib oder kurz nach der Geburt, dann stellen sich die Hormone im Körper einer Frau wieder um. Das kann dazu führen, dass Trauer noch intensiver erlebt wird.
Verlust eines Kindes: Wie Männer trauern
Männer lassen sich ihre Trauer häufig nicht ansehen, denn ein Mann „kennt keinen Schmerz“. Dies rührt aus altem Rollendenken, wie Männer zu sein haben und wurde vielen kleinen Jungen schon in der Kindheit beigebracht – eine schwierige Situation, wenn ein Kind nicht fühlen darf, was es fühlt. Noch schwieriger wird es im Erwachsenenleben, wenn der kleine Junge von damals auf einmal von starken Gefühlen überrollt wird und nicht weiß, wie er sie zulassen oder darüber sprechen kann.
Zum Glück leben wir aktuell in einer Zeit, in der die kindliche Gefühlswelt und vor allem auch die kleinen Jungen mehr Raum und Stärkung erhalten.
Männer trauern meist im Stillen und halten den Schmerz schweigend aus. Sie wollen Dinge erstmal mit sich selbst ausmachen. Tief im Inneren fühlen sie sich jedoch ohnmächtig, sind wütend, ratlos, hilflos, verzweifelt, niedergeschlagen und ganz oft fühlen sie sich von ihrer Umgebung unverstanden.
Typisch männliche Strategie: Gefühle wegdrücken
Eine typisch männliche Strategie im Umgang mit belastenden Gefühlen ist, diese erstmal wegzudrücken. Das geht meistens eine
ganze Weile gut, aber irgendwann platzen die Gefühle aus ihnen heraus. Die Ohnmacht, nichts tun zu können, ist für Männer besonders belastend. Deshalb stürzen sich viele in die Arbeit oder den Sport, um den Ohnmachtsgefühlen zumindest ein wenig den Kampf anzusagen.
Männer wollen Dinge im Griff haben, auch wenn sie eigentlich schon am Boden liegen. Wenn sie schon ihre Gefühle nicht beeinflussen können, dann versuchen viele über die Arbeit wieder Kontrolle über ihr Leben zu bekommen. Arbeit lenkt zwar ab, kostet aber auch jede Menge Kraft, was nicht selten zur totalen Erschöpfung führt.
Männer sprechen meist weniger als Frauen über Gefühle und reden generell weniger als Frauen. Sie gehen eher über das „Verstehen wollen“ an das Thema Trauer heran, Frauen über das Gefühl. Geht es einem Mann nicht gut, bemerkt man das auch an der Art, wie er kommuniziert. Bissigkeit, vermeintliche Abgeklärtheit, Wut oder Aggressionen beherrschen dann größtenteils seine Sprache.
Zu trauern heißt, verletzlich und emotional zu sein. Das versuchen Männer ganz häufig zu verstecken. Deshalb fühlen sich viele auf ihrem Trauerweg auch unheimlich einsam.
„Ich hatte so viel Wut im Bauch, weil ich auf Arbeit gleich wieder funktionieren sollte. Es kam zwar sehr viel Anteilnahme, aber von mir wurde auch verlangt, dass ich schnell wieder der Alte bin. Dieses Unverständnis für meine Situation hat in mir eine große Wut ausgelöst.
Ein Vater
Ich habe mich am Anfang nur um alle anderen gekümmert und mich dabei völlig außer Acht gelassen. Heute weiß ich, dass die Trauerbewältigung eher hätte beginnen sollen.
Die große Sprachlosigkeit und Ohnmacht haben es mir anfangs schwer gemacht, Worte zu finden, um Dinge loszuwerden. Deshalb habe ich versucht, alles in mich hineinzufressen, was mir aber nicht gutgetan hat.
Die Trauerbewältigung und die Begleitung durch einen Trauerbegleiter haben mir letztendlich geholfen, Dinge loszuwerden. Dadurch konnte ich meine Trauer besser verstehen.“
Verlust eines Kindes: Zusammen trauern
Gemeinsam zu trauern ist gar nicht so einfach, aber möglich! Das Wichtigste in diesem Zusammenhang ist, dass ihr Verständnis für den Trauerweg des anderen entwickelt. Und dass ihr die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Trauer nicht fehlinterpretiert, sondern richtig einordnen könnt. Das ist wirklich entscheidend und kann euch viele Missverständnisse und Verletzungen ersparen.
Größtenteils werdet ihr beide euren Trauerweg allein gehen, aber ihr beide entscheidet auch, wo sich eure Wege kreuzen sollen. Zahlreiche Tipps dafür findet ihr im neuen Ratgeber Nur zu Besuch: Früher Verlust eine Kindes, Fehlgeburt oder stille Geburt. Wie ihr als Eltern das unfassbar Traurige gemeinsam bewältigen könnt.
© Marga Bielesch: Nur zu Besuch: Früher Verlust eine Kindes, Fehlgeburt oder stille Geburt. Wie ihr als Eltern das unfassbar Traurige gemeinsam bewältigen könnt. humboldt Verlag, 2023.
Nur zu Besuch: Früher Verlust eines Kindes, Fehlgeburt oder stille Geburt. Wie ihr als Eltern das unfassbar Traurige gemeinsam bewältigen könnt
Wenn die Welt plötzlich stillsteht …
Ein Kind zu verlieren ist das Traurigste, was Eltern passieren kann, und macht am Anfang vor allem eines: ohnmächtig. Eine derartige Krise als Paar meistern zu müssen, kann hilflos machen und überfordern. Wie schafft ihr es, eurer Trauer Raum zu geben und mit Schuldgefühlen umzugehen?
Die Paartherapeutin Marga Bielesch hilft euch mit diesem Ratgeber, euren eigenen Weg zu finden, mit eurem Verlust zu leben. Sie zeigt, was euch dabei helfen kann, das Geschehene zu begreifen, über Gefühle im Gespräch zu bleiben, Verständnis füreinander zu haben und gemeinsam gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Mehr zum Thema Trauer und Stille Geburt
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