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Experteninterview Grippeimfpung: Ist das in diesen Zeiten sinnvoll?

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Experteninterview Grippeimfpung: Ist das in diesen Zeiten sinnvoll?

Wir befinden uns mitten in einer Pandemie! Aber sollten wir deshalb tatsächlich andere Impfungen vernachlässigen – andere Krankheiten auf die leichte Schulter nehmen? Ist die Grippeimpfung in Zeiten von Corona überhaupt sinnvoll? Wie gefährlich ist eine Ansteckung mit beiden Krankheiten in der selben Saison? Dr. Schmitzberger hat diese und andere Fragen für uns beantwortet.

Voraussichtliche Lesedauer: 9 Minuten


Viele Menschen hatten in den letzten Monaten (eigentlich schon fast Jahren) nur Corona im Kopf und daher auch nur diese eine Impfung. Letztes Jahr gab es keine nennenswerte Grippewelle – in diesem Jahr wird aber wieder ein Anstieg der Grippeerkrankungen erwartet. Die ersten Influenza-Fälle wurden bereits bestätigt. Zwei Atemwegserkrankungen in einem Winter machen natürlich Angst. Daher haben gerade wir Eltern viele Fragen bezüglich der Sinnhaftigkeit einer Influenza-Impfung während der Corona Pandemie!


Grippeimpfung


Grippeimpfung in Zeiten der Corona-Pandemie

Wer die Influenza einmal hatte, weiß ganz genau, dass das keine kleine Erkältung ist. Wir hatten diese Krankheit schon zweimal und es ging uns teilweise richtig schlecht. Und mit einer Influenza-Infektion ist nicht zu spaßen – unser Kinderarzt war damals so in Sorge um unsere Jüngste, dass er uns sogar am Samstag am späten Abend noch angerufen hat um sich nach ihrem Zustand zu erkundigen. Wenn ein Baby tagelang sehr hohes Fieber und Probleme beim Atmen hat, ist das wirklich der blanke Horror. Auch uns anderen ging es katastrophal – das Fieber war kaum zu senken und unser Allgemeinzustand war sehr schlecht. Es hat Wochen gedauert bis wir alle wieder richtig fit waren. Ich würde behaupten, dass unsere Familie bisher nichts Vergleichbares durchmachen musste. Seitdem impfen wir uns gegen die Influenza und hatten dann Gott sei Dank nie wieder damit zu tun! Auch in diesem Jahr haben wir es bereits alle 6 hinter uns gebracht.

Auch interessant: Grippezeit: Wie bringe ich meine Familie durch die Erkältungs- und Grippezeit


Dr. Schmitzberger Grippeimpfung

Dr. Rudolf Schmitzberger

Dr. Rudolf Schmitzberger war so nett und hat mir alle Fragen beantwortet, die mir bezüglich Grippeimpfung im Kopf herumgeschwirrt sind und mich besorgt haben.

Dr. Schmitzberger ist Facharzt für Kinder – und Jugendheilkunde in Wien und hat sich auf Atemwegserkrankungen und Allergien spezialisiert.

Vielen Dank für das Interview und die ausführlichen Antworten!


Experteninterview mit Dr. Rudolf Schmitzberger

#1 Empfehlen Sie in diesem Jahr die Grippeimpfung?

Ja unbedingt! Es gilt unbedingt die Gefahr von Doppelinfektionen Grippe-Covid abzuwenden.

Diese Gefahr ist leider nicht von der Hand zu weisen , da es aufgrund der letztes Jahr nicht existenten Grippewelle einen hohen Anteil von Personen gibt, die noch nicht mit Influenzaviren in Kontakt waren – sogenannte immun-naive Population, die beim Kontakt mit Influenzaviren besonders stark reagieren . 


#2 Im letzten Jahr hat man ja kaum etwas von der Grippe gehört – liegt das an den Hygienevorschriften und dem Abstandhalten in der Corona-Pandemie? Erwarten Sie in dieser Saison wieder einen Anstieg und warum?

Ja – Maskentragen, Händehygiene, Hustenetikette (nicht Hand vor den Mund, sondern  in die Ellenbeuge husten: Eine wichtige Botschaft vor allem an die Kinder! ) haben dazu beigetragen! Aber bitte nicht vergessen: Wir konnten die Influenza-Impfrate verdreifachen! 


#3 Welche akuten oder Langzeitfolgen muss ich befürchten, wenn ich mich ungeimpft mit der Grippe anstecke?

Grippe ist kein Kinderspiel: Nicht nur für Senioren oder Personen mit Grundkrankheiten. 

Bei den bakteriellen Komplikationen sind in erster Linie Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Mittelohrentzündung (Otitis media), eitrige Bronchitis sowie Lungenentzündung zu nennen.

Weiter können in Folge einer Influenza Schädigungen im Herz-Kreislauf-System, wie z.B. Herzrhythmusstörungen, sowie Herzschwäche auftreten.

Auswirkungen der Komplikationen hängen stark vom allgemeinen Gesundheitszustand des Influenza-Patienten ab. Schwere, lebensgefährliche Erkrankungsverläufe bis hin zum Tod betreffen vorwiegend ältere Menschen über 60 Jahren, Säuglinge und Kleinkinder. 


#4 Welche Varianten gibt es bei der Grippeimpfung?

Für die kommende Saison 2021/22 sind folgende Impfstoffe im Gratisimpfkonzept (von vollendetem 6. LM bis vollendetem 15.LJ):

1.) Fluarix tetra – tetravalenter Totimpfstoff

  • Für Kinder vom vollendeten 6. bis zum vollendeten 24 Lebensmonat
  • Insbesondere für Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen
  • Sowie die Anwendung bei Vorliegen von Kontraindikationen für den nasalen Lebendimpfstoff

Kontraindikationen für die Lebendimpfung sind:  Erkrankungen oder Medikationen bzw. Therapien, die mit Immunsuppression/-schwäche verbunden sind, zum Beispiel akute und chronische Leukämie, Lymphom, symptomatische HIV-Infektion, zelluläre Immundefekte und hoch dosierte Kortikosteroid-Therapie. 


2.) Fluenz tetra – tetravalentes Lebendvakzin (Nasenspray)

  • Für Kinder vom vollendeten 24. Lebensmonat bis zum 15. Lebensjahr
  • Nadelfrei und schmerzlos als Nasenspray zu verabreichen 

In Wien gibt es für alle Personen ein Gratis Impfangebot für die Grippeimpfung.

Für Senioren gibt es einen Impfstoff mit Wirkstoffverstärker (Fluad). Weiters ist für Senioren ab 65 Jahren im Privatmarkt ein spezieller Impfstoff mit 4mal höherem Antigengehalt erhältlich.  

Als Empfehlung gilt, für die erstmalige Impfung von Kindern bis zum vollendeten 8. Lebensjahr (Fluenz tetra) bzw. vollendetes 9. Lebensjahr (Fluarix tetra) 2 Impfungen im Abstand von mindestens 4 Wochen zu verabreichen. Nach einer erfolgten Erstimpfung ist in den Folgejahren bei gesunden Kindern eine Dosis jährlich ausreichend.

Details zur Empfehlung zur Influenza-Erstimpfung von Kindern stellt das BMSGPK unter www.sozialministerium.at/grippeimpfung 


#5 Wann ist der beste Zeitpunkt für die Impfung und wie lange bin ich geschützt?

Der beste Zeitpunkt der Grippeschutzimpfung ist jetzt, denn dann ist auch gewährleistet, dass auch bei einer evtl. zweiten Infektionswelle im März,  April noch ein Impfschutz besteht.


#6 Wie vertragen sich eine Grippe- und eine Corona-Impfung? Muss man dabei etwas beachten? Sollte ein bestimmter Abstand zwischen den Impfungen liegen?

Die Verträglichkeit ist sehr gut. 

Für die Covid-Impfung ist vor allem bei der nasalen Verabreichung der Grippeimpfung (Lebendimpfung) ein Abstand von 1-2 Wochen empfehlenswert, aber nicht zwingend vorgeschrieben. 


#7 Wie schlimm wäre es, wenn man sich mit Corona UND der Grippe infiziert? Beides sind ja Atemwegserkrankungen! Können Sie dieses Risiko einschätzen bzw. wie gefährlich ist eine Grippe Infektion nach einer überstandenen Corona Infektion oder umgekehrt? Ist es wahrscheinlich sich mit der jeweils anderen Krankheit anzustecken, wenn man noch durch die andere Krankheit geschwächt ist?

Beide Erkrankungen können eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Herzkreislauf bzw. Lunge darstellen. Die Gefahr von Doppelinfektionen durch das geschwächte Immunsystem ist verstärkt. 


#8 Der Grippeimpfstoff ist ja jedes Jahr etwas anders. War die Impfstoffentwicklung in diesem Jahr schwieriger, weil man weniger Erfahrungswerte aus dem Vorjahr hatte?

Ja , aber es gibt auch eine gute Nachricht für Österreich. Der Impfstoff, der  in Europa in der aktuellen Saison verwendet wird, ist aus einem Korrelat aus Österreich hergestellt worden. 


#9 Ist man durch die Influenza-Impfung komplett geschützt oder kann man die Krankheit dennoch erwischen – nur z.B. in abgeschwächter Form?

Die Influenzaimpfung hat leider nicht das beste Wirkungsprofil. Aber selbst wenn man trotz einer Influenza Impfung erkrankt, ist man vor schweren Verläufen und Komplikationen geschützt.


#10 Wie wirkt diese Impfung bzw. auf welchem System basiert sie?

Alle zur Verfügung stehenden Influenza Impfstoffe sind sicher und gut verträglich.


#11 Welche unerwünschten Nebenwirkungen der Impfung gibt es? Bei Erwachsenen – bei Kindern? Gibt es da Unterschiede zwischen Spray und Spritze?

Es können milde grippeähnliche Symptome in sehr schwacher Ausprägung und von kurzer Dauer auftreten. Lokale Reaktionen (Schmerzen) an der Stichstelle kommen vor, ebenso leichte Temperaturerhöhungen.

Beim nasalen Impfstoff schildern die Kinder eine kurzfristig verlegte Nase. 


#12 Welche Angebote gibt es für die Grippeimpfung? Wie muss ich als Erwachsener vorgehen? (Impfstoff selbst besorgen und damit zum Hausarzt?)

Die Grippeschutzimpfung ist bundesweit für alle Kinder ab vollendetem 6. LM bis vollendetem 15. LJ gratis. Im Bundesland Wien ohne Alterseinschränkung.

Die meisten Impfärzte – besonders Allgemeinmediziner und Kinderärzte – haben die Grippeimpfstoffe in ihrer Ordination lagernd. 


#13 Möchten Sie zusammenfassend noch etwas anmerken?

Jeder, der wegen einer Influenza Infektion einmal 2 Wochen mit hohem Fieber, Kreislaufproblemen, Kopfschmerzen, Gelenks- und Muskelschmerzen bettlägerig war, wird bestätigen, dass er das nicht mehr wieder erleiden möchte und somit auch von Patientenseite eine klare Impfempfehlung weitergeben! 


Ich denke all diese Fragen beschäftigen gerade sehr viele Eltern und ich bin froh, dass Dr. Schmitzberger sein Wissen an uns weitergegeben und mir alle Fragen beantwortet hat. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen bei der Entscheidungsfindung, ob er sich und seine Lieben mit der Grippeimpfung vor dem Influenzavirus schützen will.

Logischerweise beschäftigen wir uns derzeit hauptsächlich mit dem Thema Corona und Covid-Schutzimpfung. Leider werden dadurch andere Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen stark vernachlässigt. Das sollten wir aber auf keinen Fall einreißen lassen und uns unbedingt weiterhin ganzheitlich um unsere Gesundheit kümmern!


Anm.: Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die medizinischen Empfehlungen, Meinungen und Informationen nicht vom Autor selbst stammen und dieser nicht dafür haftbar gemacht werden kann.


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Grippeimpfung

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