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Psychisch Erkrankte in der Familie: Kinder schützen oder der Situation aussetzen?

Psychisch Erkrankte in der Familie: Kinder schützen oder der Situation aussetzen?

Wenn Eltern in seelische Krisen geraten, sind auch ihre Kinder betroffen. Aber selbst, wenn es nicht die Eltern, sondern andere Familienangehörige betrifft, ist das eine enorm herausfordernde Situation. Es stellt vor allem Eltern vor die Frage: Soll ich meine Kinder vorsorglich vor potenziell eskalierenden Situationen schützen? Darf ich den Kontakt zum erkrankten Familiemitglied untersagen? Die Empfehlungen sind eindeutig:


Zwischenruf in eigener Sache:

Liebe Leute!
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Birgit und Christine von Muttis Nähkästchen

Für alle, die uns noch nicht kennen: Hier plaudern Birgit und Christine aus dem Nähkästchen und schreiben über das (Über-)Leben mit Kindern.

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Mit einem Mitglied im erweiterten Familienkreis stimmt offensichtlich etwas nicht. Eine Krankheitseinsicht ist jedoch nicht gegeben. Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eskaliert auch die nächste Familienzusammenkunft: Abstruse Wahnvorstellungen und Anschuldigungen gegen Familienmitglieder, die sonst niemand nachvollziehen kann, werden lautstark verkündet. Es werden furchteinflößende Drohungen gegen andere Familienmitglieder in die Runde geschleudert. Manchmal muss auch die Polizei eingreifen, weil es zu Handgreiflichkeiten kommt.

Das sind nur ein paar Beispiele, die wohl keine Familie erleben will. Und schon gar nicht vor den Augen und Ohren von Minderjährigen. Was also tun? Darf – soll – MUSS? ich meine Kinder vor derlei Ungemach schützen? Auch wenn das den sonst sehr guten Familienzusammenhalt zerstört?

Ich habe mich bei Expertinnen umgehört und in einer Selbsthilfegruppe Rat gesucht.

Psychisch Erkrankte in der Familie: Kinder schützen oder der Situation aussetzen?


Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet

Psychische Erkrankung – das gibt’s doch nur bei den anderen …?
Über psychische Erkrankungen wird wenig gesprochen, und davon betroffen sind immer nur die anderen.

Dann lest doch mal diese Fakten:

  • Laut WHO leidet jeder vierte Mensch (25 Prozent) einmal in seinem/ihrem Leben an einer schweren psychischen Erkrankung.
  • Es leiden gleich viele Menschen an Schizophrenie wie an Zuckerkrankheit (Diabetes; jeweils ca. 1 Prozent der Bevölkerung). Schizophrenie kommt überall auf der Welt – ohne kulturelle Unterschiede – ungefähr gleich häufig vor.
  • Die häufigste Ursache dafür, dass Menschen eine Berufsunfähigkeitspension in Anspruch nehmen müssen, sind Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates (Wirbelsäule, Gelenke, usw.), aber bereits die zweithäufigste Ursache sind psychiatrische Erkrankungen – und ihre Zahl nimmt stark zu!

Tatsache ist, dass in nahezu jeder Familie bzw. Verwandtschaft jemand unter psychischen Problemen leidet. Ist die Erkrankung schwerer, ist das Zusammenleben oft schwierig und andere Familienmitglieder leiden mit. Und dass hier öfter mal auch Kinder mit betroffen sind, ist also gar nicht so unwahrscheinlich.

Zunächst sollten wir uns mit landläufigen und weit verbreiteten Missverständnissen auseinandersetzen:


Kinder und psychisch erkrankte Angehörige:
Fünf weit verbreitete Missverständnisse

Die Psychologin Kirsten Glistrup weißt im Standard auf fünf geläufige Fehlvorstellungen in Bezug auf Kinder und psychische Erkrankungen hin, die wir am besten alle sofort über Bord werfen sollten:

1) Kinder mit psychischen Leiden senden eindeutige Signale aus.

Manche ja, manche nein. Jede Person – und so auch Kinder – geht anders mit Problemen um. Man muss genau hinsehen, aber auch nachfragen: ‚Wie geht es dir wirklich?‘

2) Es ist ein bestimmtes Alter der Kinder nötig, um mit ihnen über psychische Probleme zu reden.

„Es ist nie zu früh, mit Kindern über die Wirklichkeit, in der sie leben, zu sprechen. Selbst kleine Kinder spüren, wenn etwas nicht in Ordnung ist“, sagt die Psychotherapeutin Glistrup.

3) Stellt man die richtigen Fragen, öffnen sich selbst verschlossene Kinder.

Vorsicht: Bei Fragen, die sie nicht beantworten können, werden unsichere Kinder noch unsicherer. Auch stellen sie selten eigene Fragen, wenn sie merken, dass Erwachsene sich schwer mit dem Thema tun.

4) Kinder sollen eine glückliche Kindheit ohne Sorgen haben.

Stimmt schon, aber Menschen und auch Kinder wachsen durch das Überwinden von Schwierigkeiten. Überbehütete Kinder sind dagegen extrem verletzlich.

5) Kinder sind nur in Themen involviert, von denen wir ihnen erzählen.

Falsch. Gesunde Kinder merken, wenn etwas nicht stimmt, sie sind sehr sensibel. Wenn die Kinder gesund bleiben sollen, brauchen sie jemanden, mit dem sie darüber sprechen können.


Daraus ergibt sich also:

Psychisch Erkrankte in der Familie: Schweigen oder darüber reden?

Hier ist die Sachlage klar: Unbedingt darüber reden – und zwar ehrlich und ungeschönt. Man kann vor Kindern kein Probleme verstecken. Ihre feinen Antennen merken, wenn etwas nicht stimmt. Probleme zu tabuisieren oder zuzuwarten, bis das Kind alt genug ist, macht die Lage nur schlimmer.

Auch sollten wir nicht der Versuchung anheimfallen, eine Situation kleinzureden und zu bagatellisieren. Die teils sehr brutalen Aussagen sind gefallen. Und sie machen Angst. Den psychisch Kranken hier in Schutz zu nehmen, wäre falsch und würde die Ängste nur noch zusätzlich schüren. Was wir hingegen tun sollten, ist:

  • Angst und Verstörung der Kinder wahrnehmen, ansprechen und sie keinesfalls verurteilen,
  • die Aussagen des psychisch Kranken klar verurteilen und ablehnen,
  • die Aussagen ins rechte Licht zu rücken. Hier sollte auf die Erkrankung verwiesen werden. Denn „normale“ Erwachsene verhalten sich so nicht. Wir sind schließlich Vorbilder.

Wenn wir nicht darüber reden, kann das fatale Folgen haben:

„Kinder verarbeiten bis ins zwölfte Lebensjahr schuldhaft. Das heißt: Ist Mutter, Vater oder ein Geschwister psychisch krank, glauben sie, dass sie dafür verantwortlich sind. Deshalb sollte ihnen nichts verschwiegen, sondern kindgerecht erklärt werden, was mit dem Familienmitglied los ist, um welche Krankheit es sich handelt und dass die anderen Erwachsenen Hilfe bei Fachleuten suchen. Ansonsten tragen Kinder die Schuldgefühle weiter mit sich.“

Quelle: Psychotherapeutin Christa Renoldner in welt-der-frauen.at

Kinder schützen oder der Situation aussetzen?

Es ist wichtig, dass Angehörige von psychisch Erkrankten gut auf sich selbst und ihre eigene psychische Gesundheit achten. Darum ist es wichtig:

  • Eigene Bedürfnisse, Gefühle und Belastungen wahrnehmen
  • Eigene Bedürfnisse, Gefühle und Belastungen ansprechen, zum Beispiel in einer Angehörigengruppe
  • Mit sich selbst nachsichtig sein: in so einer Situation kann niemand immer verständnisvoll, hilfreich und angemessen reagieren
  • Eigene Grenzen erkennen und wahren

Für unsere Kinder müssen wir hier stellvertretend handeln. Auch wenn so manche Ratgeberliteratur rät, über manche Verhaltensprobleme erstmal hinwegzusehen, sollten wir das in Gegenwart von Kindern eventuell besser nicht tun.

Wenn Situationen immer wieder eskalieren, dann ergibt es durchaus Sinn, an Familienzusammenkünften NICHT teilzunehmen, um die Kinder zu schützen. In sehr heftigen Situationen müssen wir Eltern das sogar tun! Denn eine Morddrohung an den Großvater, ausgesprochen vom Onkel, verletzt auch ein unbeteiligtes, aber anwesendes Enkelkind! Die Folgen einer derartigen Aussage kann

Manchmal sprechen die Kinder es auch sehr klar aus, dass sie mit diesem Familienmitglied erstmal nichts mehr zu tun haben wollen. Das sollten wir Eltern ernst nehmen und nicht versuchen, es dem Kind auszureden. Es ist ein Geschenk, wenn ein Kind seine Grenzen so klar kommunizieren kann! Und dann kann ruhig auch mal der restliche Familienfrieden schief hängen, wenn man das Weihnachtsfest mit der Familie zugunsten des Kinderschutzes auslässt! Meist wird aber ohnehin nur der psychisch Erkrankte negativ darauf reagieren, während die restlichen Angehörigen oft Verständnis zeigen!


Psychisch Erkrankte in der Familie: Hilfe für Angehörige

Wo können Sie als Angehöriger Informationen sowie Beratungs- und Hilfsangebote finden? Hier:


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