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Damit der Geduldsfaden nicht reißt: Mehr positive Energie

Damit der Geduldsfaden nicht reißt: Mehr positive Energie

Alle Eltern kennen das: Manchmal halten wir wirklich viel aus! Aber manchmal ist unser Geduldsfaden sehr dünn. Da reicht es aus, wenn das eine Kind die Milch verschüttet und das andere Kind seine Spielsachen nicht wegräumt oder die Hausübung verweigert. Der Geduldsfaden reißt und man reagiert über. Wie kann man seine Energieressourcen auffüllen, um derartige Überreaktionen zu vermeiden?


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In Stresssituationen ist unser Geduldsfaden wesentlich dünner als in einer entspannten Atmosphäre, in der einfach alles glatt zu laufen scheint. So ein stressiger Moment entsteht ganz leicht, wenn die Kinder sehr fordernd, selbst aufgeregt, gestresst oder einfach nur müde sind. In unserem Gehirn wird dann sofort das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Die Körpertemperatur steigt, es arbeitet nur noch das „Systemhirn“ und schon reißt der Geduldsfaden und es kommt zu einem Ausbruch, den wir im Nachhinein fast immer bereuen.

 

Damit der Geduldsfaden nicht reisst: Mehr positive Energie

 

Wie wird unser Geduldsfaden stärker?

Unsere positive Energie müssen wir uns wie einen großen See vorstellen, aus dem wir bei Bedarf Kraft schöpfen können und in diesem See befinden sich unsere Ressourcen – unsere Kraftquellen.

Dieser See hat aber auch viele Abflüsse, die uns Energie kosten.

Zu unterscheiden sind hier:

  • Innere Stressfaktoren

    • Eigene Glaubenssätze
    • Ansprüche an uns und an andere
    • Perfektionismus
    • Mangelnde Fähigkeit NEIN sagen zu können
  • Äußere Stressfaktoren:

    • Zeitdruck
    • Arbeitsüberlastung
    • Große Veränderungen (Umzug, etc.)
    • Lärm

Manche Energiespender sind gleichzeitig auch Energieräuber. Kinder sind hier das beste Beispiel. Nichts macht uns Eltern glücklicher als unsere Kinder zu beobachten und mit ihnen zu spielen. Gleichzeitig raubt uns die Elternschaft aber auch sehr viel Energie.

Jeder Mensch sollte auf seine fünf Säulen achten (welche je nach Ausprägung positiven oder negativen Einfluss auf unseren Energiehaushalt haben können):

   1. Materielle Sicherheit

    •  Wo wohne ich?
    • Muss ich umziehen?
    • Fühle ich mich hier wohl und sicher?

     2. Leiblichkeit

    • Wie geht es meinem Körper?
    • Habe ich genug Wärme, genug Essen, Trinken, usw.?
    • Auf diese basalen Dinge sollte man besonders gut achten! Esse ich auch gesund? Bewege ich mich genug?

     3. Soziales Netzwerk

Es ist ungemein wohltuend, wenn man Gleichgesinnte findet um sich austauschen zu können. Außerdem sollte man immer wieder darüber nachdenken: Wer tut mir wirklich gut? Der Freundeskreis ändert sich im Laufe des Lebens meist mehrmals, denn nicht immer bleiben Interessen und Lebensweisen gleich und schnell fehlen das Verständnis und das Interesse am Gegenüber. Freunde sollen uns gut tun und wir sollen ihnen gut tun.

       4. Arbeit und Leistung

Egal ob man als Mutter bei den Kindern zu hause bleibt oder schnell wieder in den Berufsalltag einsteigt – man steht immer unter enormem Druck. Hier ist wichtig, dass man sich immer wieder selbst klar macht: RICHTIG IST, WAS FÜR MICH STIMMT!

       5. Werte und Sinn

Man sollte sich darüber klar werden, was die Prioritäten im eigenen Leben sind. Was ist für mich selbst wichtig? Was will ich erlebt haben, wenn ich einmal sterbe? Hierbei zählt nicht nur die Frage nach Beruf oder Familie, sondern auch nach Dingen, die Freude bereiten. Möchte ich mich vielleicht mehr mit Kunst, der Natur, den Kindern oder der Schriftstellerei beschäftigen? Was macht mich wirklich glücklich? In welchen Momenten fühle ich mich stark?

Was braucht man also um sich wirklich gut und stark zu fühlen?

  • Ich bin willkommen! Es ist für mich gesorgt! Ich bin sicher!
  • Ich bin in einer Gemeinschaft. Ich gehöre dazu! Ich bin verbunden!
  • Ich darf so sein, wie ich bin. Ich bin richtig!
  • Ich weiß, was ich tun will. Ich kann etwas bewältigen. Ich bin wichtig!

Das trifft auf unser Wohlbefinden und im Übrigen auch auf das Wohlbefinden unserer Kinder zu. Fühlen sie sich willkommen, dazugehörig, richtig und wichtig, reißt auch deren Geduldsfaden weniger leicht.

Schneller Trick:

Achte stets auf die guten Momente und konzentriere Dich nicht immer auf das Schlechte.

Erzähle vom Positiven! Das hilft Dir selbst und auch Deinen Kindern.

 

Was mache ich aber in akuten Stresssituationen mit meinen Kindern – wie vermeide ich den Ausbruch?

Immer auf die Stimmfarbe achten.

Ein Kind versteht weder ein freundliches NEIN, noch ein genervtes und unfreundliches JA! Derartige Doppelbotschaften kann ein kleines Kind noch nicht klar erfassen. Ein genervtes: „Jaaaaaa, dann mach doch von mir aus und dann ist aber eine Ruhe hier,“ bringt beiden Parteien nichts. Niemand bekommt das, was er eigentlich möchte und der Faden wird reißen. ALSO: Klar sein! Bei einer gefährlichen Situation können wir ja auch alle klar sein. Wenn mein Kind ein spitzes Messer schnappen will, hört sich mein NEIN sehr klar und deutlich an. Auch in Graubereichen sollte man so klar sein, wie in gefährlichen Situationen und sich vorher gut überlegen, ob man ja oder nein sagen will.

Das Kind verstehen!

Kinder unter 3 Jahren lernen ein NEIN nur durch Erlebnisse. Ich muss zusätzlich zu dem Wort NEIN eine Handlung setzen. Will der 1,5-Jährige in die Steckdose greifen, muss ich ihn zusätzlich räumlich von der Steckdose trennen. Ein aus der Entfernung zugerufenes NEIN wird er nicht akzeptieren bzw. verstehen. Erst ca. ab dem 3. Geburtstag wechselt die Hirndominanz und das Kind lebt nicht mehr nur im Hier und Jetzt. Ab dem „Warum-Alter“ haben Kinder ein Zeitverständnis, können durch Erklärungen lernen und entwickeln ein Regelverständnis. Auch dann sind sie erst wirklich gruppenreif. Versteht man diese Entwicklungsschritte im kindlichen Gehirn, ist es vielleicht manchmal leichter sich in das Kind hineinzuversetzen und sich dementsprechend zu verhalten.

Weiteres nützliches Wissen:

Das kindliche Gehirn braucht bis zu 300 Wiederholungen bis etwas wirklich abgespeichert ist. Die gängige Frage: „Muss ich alles 100 mal sagen?“ bekommt so eine ganz neue Antwort: „Nein, 300 mal!“

Natürlich muss jedes Kind lernen, dass es nicht immer alles darf, alles haben kann und manchmal auch etwas tun muss, das ihm nicht gefällt! ABER: Das Kind darf IMMER fühlen, was es fühlt.

SOS-Tipps, wenn man wirklich kurz vorm Explodieren ist:

  • Wahrnehmen – wie geht es mir gerade?
  • einen Schluck trinken
  • tief atmen
  • den Raum kurz verlassen
  • Temperaturveränderung (z.B. kurz an die kalte Luft hinaus)
  • Hände waschen oder Hände eincremen (etwas ins Fließen bringen)

Diese Tipps muss man für sich selbst testen – nicht Alles hilft bei jedem Menschen gleich gut. Ich persönlich stelle mich gerne kurz auf die Terrasse und atme tief durch – das hat mir schon so manchen Wutausbruch meinerseits erspart.

 

Probiert es aus, testet die SOS-Tipps kurz vor dem Ausbruch und macht Euch (so wie ich) vielleicht sogar eine Liste mit Euren Energieräubern und Euren Energiespendern! Es kann nicht schaden den eigenen Geduldsfaden zu stärken, denn er muss bei uns Eltern ja doch so einiges aushalten!

Die Informationen, die diesem Artikel zugrunde liegen, stammen von einem Vortrag von Mag. Evelyn Stelzl im Eltern-Kind-Zentrum Salzburg.

 

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