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Woran man ein Kind mit Asperger-Syndrom erkennt

Woran man ein Kind mit Asperger-Syndrom erkennt

… oder erkennen könnte. Weil: Nachher ist man immer gescheiter. Hinweise gab es bei unserem Kind nämlich schon in der frühen Kindheit – nur das richtige Ein- und Zuordnen ist für Laien eben nicht einfach. Zudem wird das Asperger-Syndrom (im Gegensatz zu anderen Formen des Autismus) meist erst recht spät diagnostiziert – meist erst im 7./8. Lebensjahr, wenn in der Schule Probleme auftauchen. Das hat auch einen guten Grund: Die Kinder schauen normal aus und sind meist durchschnittlich bis überdurchschnittlich intelligent – und das täuscht über so manche Beeinträchtigung hinweg.


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Birgit und Christine von Muttis Nähkästchen

Für alle, die uns noch nicht kennen: Hier plaudern Birgit und Christine aus dem Nähkästchen und schreiben über das (Über-)Leben mit Kindern.

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Erst vor kurzem traf ich eine andere Mutter, mit der ich im Baby-/Kleinkind-Alter gemeinsam eine Eltern-Kind-Gruppe besucht hatte. Sie merkte an:

„Kannst du dich noch erinnern, dass unsere beiden Kinder die einzigen waren, die mit 1,5 Jahre bereits alle Buchstaben kannten?“

In der Tat. Und etwa sieben Jahre später trafen wir uns wieder – bei einem Elterntraining für Eltern mit autistischen Kindern.

Asperger Syndrom erkennen

So äußerte sich der Autismus bei meinem Kind:

  • Als Krabbelkind blieb er stets innerhalb eines umgrenzten Raumes:
    Eine am Rasen ausgebreitete Decke (z.B. auf der Liegewiese im Schwimmbad) hat er niemals verlassen. Er wollte mit seinen Knien das Gras nicht berühren. Während alle anderen Mütter permanent hinter ihren Kinder nachlaufen mussten, blieb mein Kind praktischerweise immer bei mir.
  • Auffällige Bewegungen:
    bei Aufregung flatterte das Kind stark mit den Armen – ganz so als wollte es „abheben“.
  • Geräuschempfindlichkeit:
    Dem Kind war schon als Kleinkind vieles viel zu laut. Der Besuch eines Kasperl-Theaters war aufgrund der anderen, laut kreischenden Kinder ein absolutes No-Go. Auch heute noch hadert unser Sohn mit Massen-Veranstaltungen in der Schule, wenn hunderte Kinder im Turnsaal lärmen.
  • Alles viel zu spannend:
    Ins Kino konnten wir erst mit etwa 8 Jahren gehen – davor war ihm jeder Kinderfilm (auch im TV) viel zu spannend. Er begann am ganzen Leib zu zittern und vor Anspannung laut zu kreischen.
  • Das Kind zeichnete kaum Menschen.
    Ein Familienbild mit Mama, Papa und Geschwisterchen? Fehlanzeige. Wenn, dann zeichnet(e) und malt(e) unser Kind Dinge: Züge und U-Bahn-Systeme, Straßennetze, Häuserpläne, Labyrinthe …
  • Ein Zug als Kuscheltier.
    Unser Sohn hatte kaum Kuscheltiere – das einzige Ding, das unser Kind als Trostspender mit ins Bett nahm, war „Tschu-tschu“, ein Zug aus Kunstleder. Erst seit sich der kleine Bruder für Angry Birds und Dinosaurier aus Stoff begeistert, erwärmt sich auch der Große ansatzweise für derartiges Getier (ist aber eher Staubfänger als Kuschelgefährte).
  • Spezialinteressen:
    Bereits mit 1,5 Jahren kannte unser Sohn alle gängigen Automarken und alle Buchstaben. Weiter Spezialinteressen: U-Bahnen und öffentlicher Verkehr, Flaggen, Länder und Berge … Momentan entwirft er mit Hingabe eigene Brettspiele sowie U-Bahn-Netze samt Umsteigestellen zu anderen öffentlichen Verkehrsmitteln.
  • Gute Sprachentwicklung:
    Das Kind sprach mit 2 Jahren bereits sehr gewählt und in grammatikalischen korrekten Sätzen.
  • Beeinträchtigtes Temperaturempfinden:
    mein Kind trägt schon mal ein Langarmshirt und einen lange Hose obwohl es draußen 30° C hat. Umgekehrt kramt er schon mal die kurze Hose hervor, wenn es anderen schon beim Anblick fröstelt.
  • Grobmotorisch etwas unbeholfen:
    Während andere Kinder am Fußballplatz mit dem Ball tänzeln, schaut das bei unserem Sohn etwas seltsam aus. Nicht, dass er in einem Verein spielt – nein, niemals! Denn:
  • Gruppenaktivitäten sind zuwider:
    Keine Musikschule, kein Sportverein, Schwierigkeiten schon in der Kindergartengruppe, in der Schule sowieso …
  • Das Kind ist alles andere als kompetitiv
    – zumindest nicht, wenn es sich nicht 100%-ig sicher sein kann, dass es auch gewinnt. Das erklärt auch, warum ihn keine zehn Pferde in einen Sportverein gebracht hätten.
  • Freundschaften = Fehlanzeige:
    Das Kind ist sich selbst genug, kann sich hervorragend selbst beschäftigen und es leidet auch nicht daran, dass es keine Freunde hat – siehe auch Hilfe, mein Kind findet keine Freunde! Tipps für betroffene Eltern
  • Gefühle können nicht artikuliert werden:
    Ist dem Kind mal was über die Leber gelaufen, dann kann er das nur ganz schwer (bis gar nicht) beschreiben und erklären.
  • Das Kind zeigt kaum Mitgefühl:
    Wenn etwas vorgefallen ist und ein anderes Kind weint, dann sucht unser Kind ganz rasch das Weite. Auch wenn wir Eltern über etwas traurig sind, reagiert das Kind eher verstört und verständnislos.
  • Das Kind war Zeit seines Lebens im Widerstand:
    Er war und ist dagegen, scheinbar aus Prinzip. Autoritäten erkennt er nicht an (es sei denn, die Person hat sich eine „natürliche Autorität“ erarbeitet). Sogar bei der Geburt war das Kind anders: Als Sternengucker schaute er in die „verkehrte“ Richtung.
  • In der Schule zeigte er sein Können nicht.
    Die Lehrerin wusste, dass er das Kleine 1×1 „aus dem FF“ beherrscht. Gut so, denn mündlich ist aus ihm nichts rauszubringen. Und Schreiben ist ihm ein Gräuel – ein Diktat mitschreiben? Nur „über seine Leiche“!
  • Er fragt nicht um Hilfe,
    wenn er irgendwo nicht weiter weiß – weder in der Schule noch bei uns Eltern. Dazu ist er viel zu perfektionistisch. Außerdem kann er – wie wir gelernt haben – seine eigenen Bedürfnisse kaum wahrnehmen.

Bei so vielen, relativ klaren Anzeichen, fragt man sich gern:

Warum fiel der ursprüngliche Test negativ aus?

Es handelte sich dabei um einen Fragebogentest, den nur wir Eltern ausfüllten. Nicht dass wir damals das Ergebnis bewusst lenken oder gar beschönigen wollten – es ist eben nur EINE Sicht. Und gerade wenn es das erste Kind ist, ist man doch etwas überfragt, was nun normal ist – und was nicht.
Und es ist übrigens gar nicht ungewöhnlich, dass Eltern erst eine Odyssee mit sich teils widersprechenden Diagnosen absolvieren müssen …

Ob man Autismus jedoch schon im Babyalter zuverlässig diagnostizieren kann, halte ich persönlich für fragwürdig: Autismus schon im Babyalter behandelbar (science.orf.at) – allerhöchstens vielleicht frühkindlichen Autismus; beim Asperger-Syndrom halte ich persönlich das für ausgeschlossen.

Es gibt Hilfe

Wir waren mit massiven Problemen in der 3. Klasse Grundschule (Volksschule) konfrontiert – das Damoklesschwert Sonderschule hing bedrohlich über uns. Aber wir haben eine fulminante Verbesserung erreicht. Siehe hier: Ist mein autistisches Kind geheilt?

Foto: debowscyfoto, Pixabay

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Wir sind Betroffene.
Vielleicht können andere Betroffene von unseren Erfahrungen profitieren:


Ein paar Hilfsmittel und Lösungsstrategien, die wir uns mit der Zeit zusammengesucht und ausprobiert haben:


Asperger in der Schule





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Hier plaudert Birgit, alias Mutti, 40+, seit 2009 aus dem Nähkästchen: Authentizitäts-Freak, selbstbewusst grauhaarig, kreativ angehaucht, völlig unperfekte Mutter. Familienblog aus dem Leben mit zwei Jungs - Mutter allein unter Männern. Mehr über Muttis Nähkästchen: About. Nix verpassen? Folgt mir via Social Media oder Newsletter.

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Dieser Beitrag spricht mir aus der Seele. Unser Sohn ist von 2004. Bei ihm treffen 90% der aufgeführten Symptome zu, trotzdem spricht der Kinderpsychologe von ADS und kann oder will die Asperger-Auffälligkeit nicht sehen. Wir haben jetzt nochmal ein Gespräch mit ihm, wo ich auf eine ausführliche Testtung bezüglich ASS bestehen werde. Hoffentlich bringt uns das dann weiter, denn sein Schriftbild und die Rechtschreibung sind so katastrophal, dass dringend was geschehen muss. (von Mobbing ganz zu schweigen…)
    Danke für Deinen Block, das ermutigt ungemein!

  2. Uff, wir sind soeben am Beginn der Reise. Unser Sohn ist 5 Jahre und zur Zeit läuft alles aus dem Ruder. DANKE für diesen ehrlichen Artikel. Ich hoffe, wir finden die richtigen Menschen, die uns weiterhelfen können.

  3. Ich erkenne sehr, sehr vieles von meinem Sohn 9, Asperger + ADHS wieder (vor allem das Dagegensein! Er musste per Kaiserschnitt geholt werden, wie er quer lag). Wir hatten Glück, meine Mutter wusste einiges über das Asperger-Syndrom und hat uns auf diese Spur gebracht, und im Kindergarten hatte er eine Erzieherin, die zuvor in einem Sonderkindergarten mit autistischen Kindern gearbeitet hatte – ein Segen für ihn!, die uns ermutigt hat, ihn in diese Richtung testen zu lassen. So bekam er die Diagnose schon mit 5 und hat seither riesige Fortschritte gemacht. Für mich war die Diagnose eine große Erleichterung, man konnte dem Kind helfen, und es lag nicht an mir, dass ich alles falsch gemacht hätte.

  4. Liebe Birgit, danke für deinen Text… ich habe aus Verzweiflung gerade im Internet gesucht und bin auf deinen Text gestoßen, vieles trifft auf meinen jungen Mann zu, aber nicht alles…. wir werden sehen…lg Melanie

  5. Ich bin selbst Aspergerin und wenn ich meinen Zweijährigen Zahlen schreiben oder seine Memory karten oder Autos in eine sehr gerade Reihe legen sehe, weiß ich dass ich es ihm vererbt habe. Ich bin Theologin und glaube und fühle mit dem Intellekt…und frage mich, warum Gott unbedingt das „Vulkaniergen“ an meinen Kleinen weitergeben musste.

  6. Ich bin selbst angebliches Aspergerkind und bekam die Diagnose mit 4. Jetzt (mit 18) wurde eher ADHS gesagt.

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