Die (Peri-)Menopause beeinflusst Frauen nicht nur gesundheitlich und im Wohlbefinden, sondern massiv auch in der Arbeitsfähigkeit – mit volkswirtschaftlicher Brisanz. Denn viele Frauen leiden unter Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und dergleichen. Aus diesen Gründen schlagen Betroffene mitunter Beförderungen aus, kündigen den Job oder gehen vorzeitig in Pension.
Ergebnisse der ersten deutschlandweiten Befragung von Frauen über Auswirkungen von Wechseljahresbeschwerden am Arbeitsplatz: Zahlen und Fakten und Interview mit Studienleiterin.
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Voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten
Am 18. Oktober war Welt-Menopausetag. Ziel dieses Tages ist, das Thema Klimakterium mit allen seinen medizinischen Implikationen und Auswirkungen sowohl auf das Wohlbefinden als auch die Arbeitsfähigkeit von Frauen stärker in den Fokus von Öffentlichkeit und Politik zu rücken. Denn die Wechseljahresbeschwerden sind noch viel zu viel mit Tabus und Schweigen versehen. Eine offene Kommunikation und Unterstützung können einen großen Unterschied machen. Denn ein wechseljahresfreundliches Umfeld macht im Arbeitsumfeld nicht nur wirtschaftlich Sinn!
Inhaltsverzeichnis
Wechseljahresbeschwerden im betrieblichen Gesundheitsmanagement: bisher ein Tabuthema
Gesundheitsmanagement am Arbeitsplatz ist allgegenwärtig. Wechseljahresbeschwerden von Frauen werden dabei kaum bis gar nicht öffentlich thematisiert. Weshalb?
Frauengesundheit fand lange Zeit kaum Beachtung im Forschungskontext und ist auch im betrieblichen Gesundheitsmanagement erst seit wenigen Jahren wirklich ein Thema. Dabei werden allerdings oft nur die Bedürfnisse junger Frauen adressiert, das Thema Wechseljahre ist weitgehend noch ein Tabuthema im betrieblichen Arbeitskontext. Das bestätigen auch die von uns erhobenen Daten in der ersten deutschlandweiten Befragung von berufstätigen Frauen zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz.
Wie sind Sie auf das Thema gekommen?
Ich wurde 2021 von der Unternehmerin und Wechseljahresexpertin Peggy Reichelt auf die Thematik aufmerksam gemacht und begann zu recherchieren. Frau Reichelt baute zu der Zeit gerade ein Start-up auf, das sich mit den Bedürfnissen von Frauen in der Menopause beschäftigt und ihre Kundinnen berichteten immer wieder von Schwierigkeiten mit ihren Wechseljahressymptomen im Arbeitskontext.
Bis dato gab es zu dieser Thematik allerdings nur eine große Studie im englischsprachigen Raum, und darauf aufbauend auch Empfehlungen, wie Frauen in der Menopause am Arbeitsplatz unterstützt werden könnten. So etwas wollten wir auch für Deutschland realisieren – die Idee für das Forschungsprojekt MenoSupport war geboren und seit 2022 forsche ich gemeinsam mit meinem Team an der HWR Berlin und den Projektpartnerinnen an der HTW Berlin dazu.
Die volkswirtschaftliche Brisanz der Wechseljahre
Inwiefern ist dieses Thema für Unternehmen und Verwaltungen, für die Volkswirtschaft insgesamt von Relevanz?
Volkswirtschaftlich gesehen ist das Thema hochbrisant. Schon heute klagen zwei Drittel aller deutschen Unternehmen über Fachkräftemangel. Und obwohl in vielen Unternehmen Frauen in den Wechseljahren einen bedeutenden Teil der Belegschaft ausmachen, gibt es in Deutschland kaum Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung für Frauen in der Zeit der Menopause. Dabei könnten passgenaue Angebote die berufserfahrenen und oft gut ausgebildeten Frauen dabei unterstützen, länger im Unternehmen zu bleiben und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigern.
Wir haben in Deutschland dieses Jahr 2.119 Frauen zwischen 28 und 67 Jahren befragt und 10 Prozent der Befragten mit Wechseljahresbeschwerden gaben an, aufgrund der Menopause früher in Rente gehen zu wollen oder schon gegangen zu sein. Bei den Befragten, die älter als 55 Jahre alt waren, gab sogar fast jede Fünfte (19,4 Prozent) an, früher in Rente gehen zu wollen.
Darüber hinaus bestätigt fast ein Viertel aller Befragten mit Wechseljahressymptomen, aufgrund der Menopause bereits Arbeitsstunden reduziert zu haben. Fast ein Drittel war aufgrund von Wechseljahressymptomen schon einmal krankgeschrieben oder hat unbezahlten Urlaub genommen. Mehr als jede sechste Befragte hat aufgrund ihrer Wechseljahressymptome schon einmal die Stelle gewechselt. Diese Zahlen machen deutlich, wie relevant das Thema für Unternehmen ist.
Symptome der Menopause mit Auswirkung auf die Arbeit
Welche Symptome haben die befragten Frauen angeführt, die sie während der Menopause in ihrer Arbeit besonders einschränken?
Viele der Teilnehmerinnen unserer Befragung gaben an, dass sie durch körperliche und geistige Erschöpfung, Schlafstörungen, erhöhte Reizbarkeit, depressive Verstimmung sowie Hitzewallungen negativ am Arbeitsplatz beeinflusst werden. Aber auch Gelenk- und Muskelbeschwerden, Augentrockenheit und Migräne wurden häufig als Beeinträchtigung genannt.
Die Arbeitsfähigkeit der Befragten wurde durch die Wechseljahre in ähnlicher Weise wie in der vom House of Commons (Women and Equalities Committee) 2021 durchgeführten Studie in Großbritannien beeinträchtigt. Die Top 4 der sowohl in Deutschland als auch in UK genannten Beeinträchtigungen sind erhöhter Stress, geringere Konzentrationsfähigkeit, erhöhte Ungeduld und Gereiztheit gegenüber anderen und ein geringeres Selbstbewusstsein bezüglich der eigenen Fähigkeiten.
Wie wirken sich die Wechseljahresbeschwerden auf das Wohlbefinden der Frauen am Arbeitsplatz aus?
Das ist sehr individuell, hier spielen Symptomlage und -stärke sicherlich eine große Rolle, aber auch psychologische Faktoren. Über die Hälfte unserer Befragten gab an, sich mit dem Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz alleine gelassen zu fühlen. Die Mehrheit der Befragten wünscht zudem eine offene Kommunikation zum Thema Wechseljahre. Allerdings wird das Thema im Arbeitskontext bisher kaum thematisiert und viele Frauen befürchten, benachteiligt zu werden, wenn andere im Unternehmen wissen, dass sie Wechseljahresbeschwerden haben.
Wechseljahre am Arbeitsplatz: Ziel der Studie
Was hoffen Sie mit Ihrer Studie, der Sie den Titel MenoSupport gegeben haben, zu erreichen?
Mit dem Projekt MenoSupport wollen wir zum einen die Relevanz der Thematik für Deutschland herausstellen und zum anderen ganz konkret die betroffenen Frauen unterstützen, indem wir für Unternehmen innovative Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung für Frauen in den Wechseljahren entwickeln und den Austausch darüber anstoßen.
In Großbritannien verpflichten sich aktuell immer mehr Unternehmen dazu, für ein wechseljahresfreundliches Arbeitsumfeld zu sorgen. Dort hat man bereits erkannt, dass es auch aus wirtschaftlicher Sicht Sinn macht, Frauen in ihrer Lebensmitte mit dem Thema Wechseljahre zu unterstützen. Wir hoffen, dass diese Entwicklung auch nach Deutschland überschwappt.
Zahlen, Daten, Fakten
Diese Zahlen, Daten und Fakten verdeutlichen die Brisanz der Wechseljahresbeschwerden im Zusammenhang mit der Arbeitsfähigkeit der betroffenen Frauen:
Typische Wechseljahresbeschwerden
„Welche der nachfolgenden Wechseljahresbeschwerden haben Sie persönlich bereits erlebt?“
(Mehrfachantworten möglich)
Körperliche und geistige Erschöpfung | 94,8 % |
Schlafstörungen | 93,5 % |
Reizbarkeit | 92,1 % |
Depressive Verstimmung | 88,2 % |
Wallungen, Schwitzen | 82,3 % |
Sexualprobleme | 80,7 % |
Gelenk- und Muskelbeschwerden | 78,9 % |
Ängstlichkeit | 70,4 % |
Herzbeschwerden | 65,6 % |
Trockenheit der Scheide | 62,8 % |
Harnwegsbeschwerden | 61,6 % |
Augentrockenheit | 34,3 % |
Migräne/Kopfschmerzen | 32,5 % |
Andere Beschwerde | 17,3 % |
Symptome & Beeinträchtigung am Arbeitsplatz
„Wurden oder werden Sie an Ihrem Arbeitsplatz durch die folgenden Wechseljahresbeschwerden beeinträchtigt?“ (Mehrfachauswahl möglich)
- Körperliche und geistige Erschöpfung (78,1 %)
- Schlafstörungen (65,8 %)
- Reizbarkeit (53,6 %)
- Depressive Verstimmung (46,3 %)
- Wallungen, Schwitzen (44,8 %)
- Gelenk- und Muskelbeschwerden (34 %)
- Migräne/Kopfschmerzen (28,3 %)
- Ängstlichkeit (25,4 %)
- Augentrockenheit (23,7 %)
- Herzbeschwerden (23,1 %)
- Harnwegsbeschwerden (13,3 %)
- Trockenheit der Scheide (2,2 %)
- Sonstiges Symptom (7 %)
© Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, 10/2023
Einfluss der Wechseljahre auf die Arbeitsfähigkeit
„In welcher Art und Weise haben Ihre Wechseljahressymptome Ihre Arbeitsfähigkeit beeinflusst?“
(Mehrfachauswahl möglich)
- Ich konnte mich weniger gut konzentrieren (74,3 %)
- Ich habe mich gestresster gefühlt (73,8 %)
- Ich war ungeduldiger/gereitzter gegenüber anderen (50 %)
- Ich hatte weniger Selbstbewusstsein bezüglich meiner Fähigkeiten (38 %)
- Ich hatte psychische Probleme (z.B. depressive Verstimmungen, Ängste) bei der Ausübung meiner Tätigkeit (31,7 %)
- Ich hatte physische Probleme (z.B. Schmerzen, Unwohlsein) bei der Ausübung meiner Tätigkeit (27,5 %)
- Die Wechseljahre haben meine Arbeit nicht beeinflusst (5,7 %)
- Die Wechseljahre haben meine Arbeit verbessert (0,8 %)
© Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, 10/2023
Quellen: hwr-berlin.de/menosupport/ergebnisse, idw-online.de
Mehr zum Thema Wechseljahre
Hier am Blog:
- Brain Fog in der Peri-Menopause: Erfahrungsbericht bioidente Hormontherapie (coming soon)
- Rente/Pension: Wer Kinder hat, ist selbst schuld!
- Child Penalty: Gleichstellung am Arbeitsmarkt braucht mehr als öffentliche Kinderbetreuung
Anderswo:
- Hörtipp: Menomio – Der Podcast für glückliche Wechseljahre
- Geo.de: Menopause: die mentalen Folgen der Wechseljahre
- Wechselweise.net
- Wechseljahre.de
Über die Expertin
Prof. Dr. Andrea Rumler ist Professorin für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Marketing an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin). Ihre Forschungsschwerpunkte liegen aktuell in den Bereichen Frauengesundheit, Nachhaltigkeitskommunikation und gendergerechte Finanzierung von Startups. Die Expertin für Marketing fokussiert in der Lehre außerdem auch auf Corporate Social Responsibility (CSR) und Compliance, der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens.
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