Den Haushalt mit Kindern zu organisieren ist gar nicht einfach! Viele große und kleine Handgriffe fallen täglich an. Die Bereitschaft der Kinder zur Mithilfe im Haushalt ist aber oft nur wenig bis gar nicht vorhanden.
Mit diesem selbstgemachten „Mom Hack“ machen wir nun diese Handgriffe sichtbar. Außerdem motivieren wir dadurch die Kinder zur Mithilfe.
Hier kommt die Anleitung:
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Kinder haben meist ein ausgeprägtes Anspruchsverhalten – Wünsche und Anforderungen an die Eltern gibt’s genug. Aber wenn es aber umgekehrt um die Mithilfe im Haushalt geht, dann werden sie schnell sehr, SEHR schwerhörig … Die mannigfaltigen Dienstleistungen der Eltern – vom täglichen Nahrungsnachschub bis zum Sauberhalten des WCs – werden als selbstverständlich und gegeben betrachtet. Zumindest bei uns ist das so …
… übrigens! Warum ich nicht will, dass mir mein Mann im Haushalt hilft, könnt ihr hier nachlesen: Ich will NICHT, dass mir mein Mann im Haushalt hilft!
Meine Meinung: Ab einem gewissen Alter sollte jede*r Mitbewohner*in Tasks im Haushalt übernehmen. Und dieses Mindestalter haben meine Kids DEFINITIV längst erreicht. Darum habe ich nun ein System entwickelt, das mehrere Dinge leistet:
- Es macht die zahlreichen täglichen kleinen und großen Handgriffe im Haushalt sichtbar.
- Außerdem zeigt es, wie viele Griffe davon wir Eltern tagtäglich leisten. Es befriedigt also mein Bedürfnis nach Wertschätzung – dass unsere
- Und es zeigt ganz transparent, wie viel und ob sich die Kids einbringen.
Lange haben wir getüftelt und immer wieder nachgefeilt.
So sieht es jetzt aus, unser System:
Zur Nachahmung empfohlen!
Inhalt
Haushalt mit Kindern:
Unser „Haushaltssystem“ für mehr Mithilfe
Weil ein Bild mehr als 1.000 Worte sagt – so sieht unser System aus:
Die „Zutaten“
Wir haben uns sehr bewusst für ein sehr visuelles, analoges System entschieden: Zuerst haben wir verschiedene Aufgaben im Haushalt gesammelt (siehe weiter unten), auf Zettel gedruckt und foliert.
Außerdem haben wir uns einen „Setzkasten“ aus Holz mit sechs kleinen Boxen besorgt und beschriftet: In einer Box sind die ganzen To-dos. Außerdem hat jedes Familienmitglied hat eine persönliche Box. Schließlich gibt es noch eine separate Box für Aufgaben, die im Teamwork gemacht werden.
Unser „Setzkasten“ steht sehr zentral und gut sichtbar zwischen Küche und Essplatz – da kommen wir täglich mehrmals dran vorbei. Es lässt sich nicht „übersehen“.
Die „Anleitung“
- In einer Familienkonferenz haben wir vereinbart, dass jedes Familienmitglied eine bestimmte Mindestanzahl an Haushaltstasks pro Woche erledigen sollte. Bei uns sind das: drei. Das ist wohl wirklich nicht zu viel verlangt! (Finden zumindest wir Eltern. Und ja, auch die Kids haben dem zugestimmt.)
- Jedes Familienmitglied sucht sich im Laufe der Woche je nach Vorliebe bzw. Notwendigkeit selbst Aufgaben aus.
- Nach getaner Arbeit darf die Person den Zettel in die eigene Box umsortieren.
- Nach einer vereinbarten Zeit – bei uns ist das eine Woche – wird gemeinsam überprüft, wer wie viele Aufgaben erledigt hat.
Unsere Haushaltsaufgaben
Wir haben folgende Aufgaben im Familienhaushalt gesammelt:
- Für die Familie einkaufen gehen (4x)
- Frühstück oder Abendessen für die Familie herrichten (7x)
- Eine Mahlzeit für die ganze Familie kochen (7x)
- Tisch nach dem Familienessen abräumen + Geschirr in den Geschirrspüler einräumen + Tisch abwischen (14x)
- Geschirrspüler ausräumen (5x)
(Das haben wir völlig unterschätzt – ursprünglich dachten wir, dass wir mit 3x auskommen) - Küche aufräumen (7x)
- Keller saugen (1x)
- Erdgeschoß saugen (3x)
- Dachgeschoß saugen (1x)
- eigenes Zimmer aufräumen, Müll und Schmutzwäsche wegbringen und Zimmer saugen (2x)
- ganze Treppe von Dachgeschoß bis Keller saugen (2x)
- Altmetall zur Sammelstelle bringen (1x)
- Altglas zur Sammelstelle bringen (1x)
- Alle Mülleimer (Restmüll, Papier, Plastik) leeren und Müll raustragen (3x)
- Klo putzen (3x)
(eindeutig die beliebteste Aufgabe – NOT!) - Waschbecken putzen (3x)
- Badewanne putzen (1x)
- Dusche putzen (1x)
- Bidet putzen (1x)
- Pissoir putzen (1x)
- Wäsche aufhängen (3x)
Diese Aufstellung könnt ihr gerne als Basis für euer eigenes System heranziehen. Möglicherweise müsst ihr aber je nach eigenen Anforderungen oder ersten Erfahrungen nachbessern.
Eines dieses „Lessons learned“ war: Es muss klar formuliert werden. Beispiel: Müll raustragen (nicht nur eine Sorte Müll, sondern alle!). Anderes Beispiel: Zimmer aufräumen. Auch dieser Begriff ich speziell für Teenager höchst dehnbar. Darum lieber ganz klar dazuschreiben, welche Untertasks da enthalten sind: eigenes Zimmer aufräumen, Müll und Schmutzwäsche wegbringen und Zimmer saugen. Denn sonst schlägt der Minimalismus durch!
Lessons Learned:
Praktische Tipps zum Haushaltssystem
Im Tun sind wir auf ein paar praktische Stolpersteinchen bzw. kreative „Umgehungsversuche“ der Kids gestoßen. Darum gibt’s hier ein paar wichtige Rahmenbedingungen und Lösungsversuche:
#1 Die Auswahl geschieht erst direkt vor dem Einlösen!
Hintergrund: Wenn erst kurz vor dem Einlösen ausgewählt werden kann, kann kann niemand besonders beliebte – weil einfache – Aufgaben auf Vorrat horten!
Es gibt einen guten Grund für diese Regel: Als wir das System noch nicht hatten, hat der Kleine immer beteuert, dass er für’s Geschirrspüler ausräumen zuständig ist. Nur, leider, leider hatte er zum jeweils gegebenen Zeitpunkt (= Geschirrspüler ist fertig) blöderweise leider nie Zeit und hat uns Stunde um Stunde vertröstet. Letztendlich haben wir es dann doch meist selbst erledigt, weil entweder kein sauberes Besteck mehr da war und/oder sich das neue dreckige Geschirr sich schon über dem immer noch vollen Geschirrspüler getürmt hat. Seine Reaktion:
„Pech! Ihr wolltet ja nicht warten …“
Nur jetzt sagen wir:
„Pech! Ich hab den Geschirrspüler ausgeräumt, darum gehört das Zettelchen zu mir.
#2 Die Aufgabe muss Sinn ergeben!
Heißt: Der Geschirrspüler kann nur dann ausgeräumt werden, wenn er fertig gewaschen ist – und nicht irgendwann. Just saying … Klingt logisch, aber die Kids sind „kreativ“! Davon kann ich ein Liedchen singen …
#3 Organisation: Aufgaben clustern
Eine ganze Menge Haushaltsaufgaben, oder? (Und normalerweise war ich höchstpersönlich für alle zuständig …)
Um den Überblick zu behalten, haben wir die einzelnen Kärtchen nach Themen geclustert. Dafür hab ich einfach Trennkartons zurechtgeschnitten und beschriftet:
- Küche/Essen
- Bad/WC
- Saugen/Zimmer
- Sonstiges
Außerdem haben wir gleiche Tasks, die es mehrmals pro Woche gibt, mit Gummiringen zusammengehängt. So ist es einfacher, die Tasks zu durchsuchen und man wird nicht von der Menge der Tasks „erschlagen“.
#4 Schwierigkeitsstufen
Bei einer Familienkonferenz haben wir auch den „Schwierigkeitsgrad“ der einzelnen Aufgaben nach dem Ampelsystem ausverhandelt:
- Schwierige bzw. sehr unbeliebte Aufgaben (wie zum Beispiel Klo putzen) sind rot,
- so mittelmäßige sind gelb und
- leichte, beliebte Haushaltstasks mit wenig Zeitaufwand sind grün.
Momentan macht die Farbe keinen Unterschied. Ein rotes Kärtchen ist also z.B. nicht dreimal mehr wert als ein grünes. Aber es macht die Auswahl leichter. Und es zeigt, wer vorrangig die roten Aufgaben erledigt – die lieben Servicekräfte namens Eltern.
#5 Optional: Konsequenzen bei Nicht-Erledigung
Außerdem könnt ihr auch mögliche Konsequenzen überlegen. Unsere Kinder waren da sofort sehr kreativ und auch ziemlich fies. So nach dem Motto: Wer die meisten Tasks erledigt, muss in der Woche darauf kein Klo putzen. Oder: wer die wenigsten Tasks erledigt, muss in der darauffolgenden Woche alle Klos putzen.
Tja, bis sie merkten, dass sie sich damit wohl am ehesten selbst ein Ei legen … Denn wer wird wohl die meisten Tasks erledigen? Und wer putzt dann das Klo? Und wer läuft Gefahr, die wenigsten Aufgaben zu erledigen … Zumindest diese Einsicht war also schonmal vorhanden.
Wir haben vorerst auf Konsequenzen verzichtet. Mal sehen, ob es trotzdem funktioniert.
Haushalt mit Kindern organisieren: Fazit
Erstmals wird sichtbar, wie viel wir Eltern „so zwischendurch“ leisten. Hoffentlich können die Kinder es dadurch schätzen. Zumindest sehen sie ganz deutlich, dass wir Oldies (oder neuerdings in der Jugendsprache auch „Boomer“ genannt) nicht nur lässig in der Gegend rumsitzen und die Kids „wie Sklaven“ behandeln. (War so ein Vorwurf, der tatsächlich mal dem Fortpflanz’schen Mund entsprungen ist!)
Wir haben vorerst ein Mindestausmaß von drei Tasks pro Person vereinbart. Die Schwierigkeitsstufe macht erstmal keinen Unterschied. Klaro suchen sich die Kids die grünen Haushaltstasks raus! Auch haben wir keine Konsequenzen vereinbart. Wir besprechen das Wochenergebnis aber immer am Sonntag am Abend bei unserem wöchentlichen Wochenrückblick. Mehr zu unserem „Wochen-Recap“ könnt ihr hier nachlesen: Alltagsregeln in der Pubertät: Tipps + Lessons learned
Nach diesem Wochentermin – immer sonntags zum Abendessen (da läutet Dad’s Handy und erinnert) – werden die einzelnen Tasks wieder in die To-Do-Kiste sortiert. Dann sieht unser Haushaltssystem wieder so aus und eine neue Woche kann starten:
Noch mehr Ideen für den Familienhaushalt:
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Rabea Wilke
15 Feb 2021Juhu,
Was für super tolle Ideen und Vorschläge! Ich bin begeistert.
Mit welchem Programm habt ihr denn die Kärtchen für euren Familien Haushalts-Setzkasten gemacht?
Liebe Grüße
Rabea
Birgit
16 Feb 2021Liebe Rabea,
ich hab’s mit InDesign gemacht. Aber ich denke, ein stinknormales Word würd auch reichen.
lg Birgit
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