Unternehmen tun es, Regierungen tun es – warum sollten wir Eltern es dann nicht auch versuchen? Die Rede ist von Know-how aus der Verhaltenspsychologie: Nudging – Überzeugen durch „mentale Stupser“.
Kleine Kniffe sind deshalb so erfolgreich, weil sie eben KLEIN sind. Eine kleine strategische Bemerkung ist oft wirkungsvoller als jede Beeinflussungsoffensive.
Aber macht Nudging in der Erziehung Sinn? Ist das überhaupt moralisch vertretbar?
Ein Ausflug in die Psychologie des Überzeugens:
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Die Psychologie des Überzeugens
Der Autor des Klassikers Die Psychologie des Überzeugens recherchierte drei Jahre lang undercover. Er lernte von Autoverkäufern, Handelsvertretern, Fundraisern, Werbeleuten, Personalvermittlern usw. Dadurch entdeckte er sechs zentrale Faktoren der Beeinflussung, die durch zahlreiche Studien bestätigt wurden:
- Reziprozität: Menschen wollen sich revanchieren, wenn ihnen jemand hilft oder einen Gefallen tut.
- Soziale Bewährtheit: Menschen orientieren sich gerne an dem, was andere tun.
- Commitment und Konsistenz: Wer etwas zusagt fühlt sich daran gebunden. Selbstverpflichtungen können sehr effektiv sein.
- Sympathie: Je mehr man jemanden mag, desto eher lässt man sich von dieser Person beeinflussen.
- Autorität: Menschen verlassen sich auf den Rat von Experten.
- Knappheit: Je weniger von etwas verfügbar ist, desto eher wollen es die Leute haben.
Serie:
- Nudging-Tipps zu Reziprozität und Soziale Bewährtheit [YOU ARE HERE]
- Nudging-Tipps zu „Commitment und Konsistenz“ und „Sympathie“ [Teil 2]
- Verhaltenspsychologien: Nudging-Tipps zu Autorität und Knappheit [Teil 3]
Nudging in der Erziehung
Freilich kann ich mein Kind auch anschreien oder mit Argumenten vollschwallern … aber warum nicht die Erkenntnisse der Psychologie nutzen?
Ich habe versucht, das Know-how aus der Verhaltenspsychologie auf die Erziehung umzulegen: kleine (aber absolut nicht verwerfliche) Psychokniffe in der Erziehung. Heute präsentieren ich euch meine Nudging-Tipps aus den Bereichen Reziprozität und Soziale Bewährtheit:
#1 Reziprozität
Menschen sind geneigt, einen Gefallen zu erwidern. Das ist in allen Kulturen so, hat die Forschung herausgefunden.
Eine kleine Ausnahme ist die Familie. Reziprozität ist bei Kinder nicht wirklich intensiv ausgeprägt … leider. Wir überhäufen die Kinder mit unserem Goodwill, auf ihre „Revange“ warten wir hingegen oft vergeblich. Aber das ist eben so in Familien – die Kinder sind uns Eltern ja auch nichts „schuldig“.
Wir können es aber zumindest mit diesen kleinen Kniffen versuchen:
Muttis Nudging-Tipp #1:
Hilfe als Akt der Gegenseitigkeit beschreiben.
„Gern geschehen, weil ich weiß, dass du mir beim nächsten Mal auch einen Gefallen tust!“
Das Reziprozitätsgesetz ist keine Einbahnstraße. Auch wenn wir selbst eine Gefallen erhalten haben, können wir mit unserer Kommunikation nachhelfen, dass uns bald wieder mal geholfen wird. Und zwar durch Dankbarkeit. Forscher/-innen haben herausgefunden, dass eine explizite Dankesbekundung die Erfolgsquote einer Bitte um erneute Hilfe mehr als verdoppelte.
Muttis Nudging-Tipp #2:
Dankbarkeit explizit ausdrücken.
Eine weitere Taktik aus dem Reziprozitätsgesetz könnte auch in der Familie funktionieren – nämlich dann, wenn ich etwas von meinen Familienmitgliedern will. Die sogenannte Compliance-Taktik (auch „Neuverhandeln-nach-Zurückweisung“ oder Tür-ins-Gesicht-Taktik genannt): Wenn ich erst um einen viel größeren Gefallen bitte und dieser zurückgewiesen wird, dann ist es umso wahrscheinlicher, dass einer kleinerer Bitte viel eher nachgekommen wird. Wenn ich also erreichen möchte, dass mein Kind beim Herrichten des Samstagsfrühstücks hilft, dann könnte ich es zuerst um eine riesengroße Teil der Mithilfe bitten: „Geh frische Semmerl einkaufen und decke den Tisch. Ruf uns, wenn alles fertig ist.“ Das Kind wird mit darauf höchstwahrscheinlich mit „UNFAIR!“ reagieren. Jetzt kann ich mit der kleineren Bitte nachlegen: „Okay, du deckst den Tisch und ich geh einkaufen.“ Das Kind wird dieser kleineren Bitte eher nachkommen.
Muttis Nudging-Tipp #3:
Erst eine größere Bitte äußern.
Dann erst das, was ich wirklich will.
… und sollte das Kind schon mit der größeren Bitte einverstanden sein – Gratulation!
Die Forschungsergebnisse sagen sogar, dass der andere bei dieser Strategie eher mitmacht, als wenn ich nur die kleinere Bitte geäußert hätte. Und obendrein ist die um den Gefallen gebetene Person sogar zufriedener mit dem Ergebnis, als wenn nur eine kleine Bitte ausgesprochen wurde. Sie halten ihre Zusage nicht nur ein, sondern stehen auch für weitere Gefälligkeiten zur Verfügung. Erstaunlich, oder?
Ach ja, übrigens: Ich verrate euch hier an dieser Stelle Tricks und Kniffe, die euch den Alltag als Erziehungsberechtigte erleichtern sollen. Ich bin euch zutiefst dankbar, wenn ihr – so als kleine Gegenleistung – 100 Euro überweisen würdet. Na, OK – es reicht auch, wenn ihr diesen Beitrag teilt ;-) Danke!
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#2 Soziale Bewährtheit
95 Prozent der Menschen sind Nachmacher. Nur 5 Prozent sind Vormacher. Darum lassen sich die meisten Personen mehr von den Handlungen anderer Personen überzeugen als von jedem anderen Argument.
Was tun Menschen, die uns ähnlich sind?
Bei Kindern funktioniert die soziale Bewährtheit am besten unter Gleichaltrigen:
Manchmal gehen alle unsere Bemühungen und unser elterliches Bla-bla komplett ins Leere … Und dann sehen die Kinder ein etwa gleichaltriges Kind, das das gewünschte Verhalten zeigt – und plötzlich geht’s von ganz alleine.
Muttis Nudging-Tipp #4:
Gleichaltrige Vorbilder nutzen
Die Forschung zeigt: Gleichaltrige bei einer Handlung zu beobachten kann helfen. Es reicht sogar, ein Video anzusehen! Wichtig ist nur, dass das gezeigte Kind im gleichen Alter ist – sonst wird es nicht als Referenz akzeptiert.
Das lässt ich durchaus auch therapeutisch nutzen: z.B. bei der Angst vor Hunden oder bei sozial isolierten Kindern.
Aber Vorsicht! Die Forschung zeigt auch die Kehrseite dieser Medaille: zu viel Gewalt im Fernsehen fördert aggressives Verhalten …
Schimpfen oder nicht schimpfen?
Forscher/-innen haben untersucht, was effizienter ist: Sozial akzeptiertes Verhalten loben oder sozial nicht akzeptiertes Verhalten tadeln.
Was glaubt ihr?
Ich mach’s kurz:
Muttis Nudging-Tipp #5:
Loben!
Das tut nicht weh. Überhaupt nicht. Siehe auch: Loben – aber richtig!
Serie:
- Nudging-Tipps zu Reziprozität und Soziale Bewährtheit [YOU ARE HERE]
- Nudging-Tipps zu „Commitment und Konsistenz“ und „Sympathie“ [Teil 2]
- Verhaltenspsychologien: Nudging-Tipps zu Autorität und Knappheit [Teil 3]
Da hab ich noch was für euch, bittesehr: 14 Geheimrezepte in Sachen Erziehung, die jede Mutter kennen sollte
Hier entlang: Muttis Eltern-Tipps
Buchempfehlungen:
-
Die Psychologie des Überzeugens: Wie Sie sich selbst und Ihren Mitmenschen auf die Schliche kommen
Der Klassiker von 1984 hat keinerlei Aktualität eingebüßt. Der Autor Robert B. Cialdini recherchierte drei Jahre lang undercover. Er lernte von Autoverkäufern, Handelsvertretern, Fundraisern, Werbeleuten, Personalvermittlern usw. Herausgekommen sind dabei höchst interressante Fakten über die unterschiedlichsten Überzeugungsstrategien. Die Erkenntnisse wurden durch zahlreiche Studien bestätigt.
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Überzeugen mit einfachen Kniffen
Steve J. Martin, Noah J. Goldstein und Robert B. Cialdini zeigen anhand verschiedener Beispiele, welche einfachen – und kostenlosen – Veränderung in der Kommunikation erstaunliche Ergebnisse hervorbringen. Es geht also hier um kleine Unterschiede mit großen Wirkungen. Das Buch richtet sich zwar eher an Wirtschaftstreibende – aber auch Eltern können sich von den etablierten Tipps und Tricks eine Scheibe abschneiden. Und wenn nicht, dann durchschaut ihr wenigstens, wo und wie ihr überall genudget werdet.
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Anne
28 Jun 2017Huhu,
Dein Artikel hat mir supergut gefallen, da du die Materie mit einem Augenzwinkern abhandelst. Übertreiben sollte man es mit derlei Psychtricks aber nicht, finde ich. Eine Freundin hat mich jahrelang mittels Verhaltenspsychologie beeinflusst. Als es mir schließlich klar wurde, fühlte ich mich total manipuliert und ausgenutzt. Darauf kam es zum Bruch. Mittlerweile reden wir kein Wort mehr miteinander.
LG Anne!
Eugenia
15 Dez 2017Also mir geht das total gegen den Strich. Wenn ich mein Kind nur durch Manipulation zu etwas bekomme, wo bleibt das Vertrauen?
Gleichaltrige als Beispiel? Bei einem Vergleich gibt es immer einen Gewinner und einen Verlierer. ect. Bei den 100 € und der Hälfte wird mir genau so schlecht…
Muttis Nähkästchen
15 Dez 2017Danke für dein Feedback. Das sind Ergebnisse aus der Forschung. Und sei versichert, verschiedene Unternehmen wenden sie an. Meine Devise: Lieber sehenden Auges, als hinterrücks überrumpelt werden. Und wenn’s bei deinen Kindern ohne geht – herzlichen Glückwunsch! Zeugt dann wohl wieder einmal von meinen hervorragenden Rabenmutter-Qualitäten …
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