Dem Gendern wird bei vielen Diskussionen auf Stammtischen und dergleichen die Relevanz abgesprochen. Aber geschlechtergerechte Sprache zeigt unmittelbare Auswirkungen auf Kinder – POSITIVE! Das zeigt eine Studie der Freien Universität Berlin zur kindlichen Wahrnehmung von Berufen. Speziell – aber nicht nur – Eltern von Mädchen sollten das wissen!
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So oder so ähnlich klingen die Argumente, mit denen gegen das Gendern gewettert wird. Dabei hat eine geschlechtergerechte Sprache eine unmittelbare Auswirkung auf unsere Kinder! Das zeigt eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie:
Table of contents

„Typisch männliche“ Berufe
In vielen Ländern wählen Mädchen nach wie vor seltener Berufe aus dem sogenannten MINT-Bereich (das heißt Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) als Jungen. Das kann daran liegen, dass Mädchen an diese Themen im Alltag weniger wahrscheinlich herangeführt werden, zum Beispiel selbst das Fahrradlicht reparieren. Aber auch „Stereotype“ über Berufe spielen eine wichtige Rolle.
MINT-Berufe gelten als „typisch männlich“. Diese Berufe gelten als schwierig. Gleichzeitig sind sie sehr wichtig und viele – nicht nur Mädchen – haben nicht genügend Selbstvertrauen, solche Berufe zu ergreifen.
„Wir wollten untersuchen, ob man durch eine geschlechtergerechte Sprache die Wirkung des Geschlechtsstereotyps aushebeln kann, und ob wir durch die Verwendung von Sprachformen, mit denen die Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird, dass auch Frauen diese Berufe ausüben, die Wahrnehmung von ‚typisch männlichen Berufen‘ und das Selbstvertrauen bei Kindern beeinflussen können.“
Dries Vervecken, Studienautor
Zwei Studien mit Grundschulkindern
Zusammen mit seiner Kollegin Bettina Hannover führte Dries Vervecken zwei Studien mit 591 Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren aus deutschen und belgischen Schulklassen durch. Den Kindern wurden Berufsbezeichnungen vorgelesen:
- entweder geschlechtergerecht, also männliche und weibliche Form,
- oder nur einzeln in der männlichen Pluralform.
Insgesamt waren es 16 Berufe, von denen acht typisch männlich (Frauenanteil kleiner als 30 Prozent, zum Beispiel Automechaniker) und fünf typisch weiblich (Frauenanteil größer als 70 Prozent, zum Beispiel Kosmetikerin), und der Rest neutrale Berufe waren.
Die Kinder schätzten für jeden Beruf in einem Fragebogen ein, wie viel man in dem jeweiligen Beruf verdient, wie wichtig er ist, wie schwer zu erlernen und auszuführen er ist und ob sie sich selbst zutrauen würden, diesen Beruf zu ergreifen.
Kinder trauen sich selbst mehr zu
Kinder, denen die geschlechtergerechten Berufsbezeichnungen präsentiert worden waren, trauten sich viel eher zu, einen „typisch männlichen“ Beruf zu ergreifen als Kinder, denen nur die männliche Pluralform genannt worden war.
Die typisch männlichen Berufe wurden nach der geschlechtergerechten Bezeichnung als leichter erlernbar und weniger schwierig eingeschätzt als nach der rein männlichen Bezeichnung.
Eine Erklärung könnte darin liegen, dass Kinder bereits im Grundschulalter gelernt haben, männlich besetzte Aufgaben mit höherer Schwierigkeit zu assoziieren.
„Unsere Ergebnisse zeigen: geschlechtergerechte Sprache verstärkt die Zuversicht von Kindern, in traditionell männlichen Berufen erfolgreich sein zu können. Mit der systematischen Verwendung solcher Sprachformen – zum Beispiel durch Lehrkräfte und Ausbildende – kann also ein Beitrag dazu geleistet werden, mehr junge Leute für eine Karriere in diesen Berufen zu motivieren.“
Bettina Hannover, Psychologin und Professorin für Schul- und Unterrichtsforschung an der Freien Universität Berlin
Fazit: Gendern wirkt auf Kinder!
Die Studie hat klar gezeigt: Wenn Berufe in einer geschlechtergerechten Sprache dargestellt werden – also Nennung der männlichen und weiblichen Form, zum Beispiel „Ingenieurinnen und Ingenieure“ statt nur „Ingenieure“ – schätzen Kinder typisch männliche Berufe als erreichbarer ein und trauen sich selbst eher zu, diese zu ergreifen.
Weitere Aufklärungsarbeit notwendig
Allerdings zeigen die Analysen auch, dass bei der Verwendung geschlechtergerechter Sprache die Berufe als weniger wichtig angesehen wurden und dass die Bezahlung in „typisch männlichen“ Berufen niedriger eingeschätzt wurde als nach Nennung der rein männlichen Berufsbezeichnung.
„Die Studie vermittelt also eine ermutigende und eine weniger ermutigende Botschaft“, ergänzt die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Andrea Abele-Brehm.
„Ermutigend ist, dass geschlechtergerechte Berufsbezeichnungen das Selbstvertrauen, entsprechende Berufe zu ergreifen, steigern können. Weniger schön ist, dass geschlechtergerechte Berufsbezeichnungen die Bewertung des Berufs, also dessen Wichtigkeit oder die Höhe des Gehalts, negativ beeinflussen.“
Andrea Abele-Brehm, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie
Quelle: Vervecken, D., & Hannover, B. (2015). Yes I can! Effects of gender fair job descriptions on children’s perceptions of job status, job difficulty, and vocational self-efficacy. Social Psychology, 46, 76-92.
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