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Gender und Diversity in der Erziehung: Tipps für Eltern

Gender und Diversity in der Erziehung: Tipps für Eltern

Die Kindheit prägt. Darum sollten wir Eltern sehr achtsam sein – auch oder gerade beim Thema Diskriminierung. Und hier kommen ganz klar die Themen Gender und Diversity in der Erziehung ins Spiel. Wie können wir Eltern unseren Kindern Gendervielfalt und Diversity näherbringen – ohne dabei über das Ziel hinauszuschießen?
Wertvolle Impulse und konkrete Tipps für alle Eltern.


Zwischenruf in eigener Sache:

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Willkommen am Familienblog "Muttis Nähkästchen"

Birgit und Christine von Muttis Nähkästchen

Für alle, die uns noch nicht kennen: Hier plaudern Birgit und Christine aus dem Nähkästchen und schreiben über das (Über-)Leben mit Kindern.

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Wir erziehen die nächste Generation! Darum ist es die Pflicht – und auch die Chance! – von uns Eltern, gesellschaftlich verankerte Vorurteile und Diskriminierungen durch achtsame Erziehung vorzubeugen.
Ich hab mit zwei Expertinnen – Erziehungswissenschafterin Eva Klugsberger und „VielfaltsAgentin“ Monika Pink-Rank – über Vorurteile, typische „Gender- und Diversity-Fallen“ und Tipps für eine Erziehung zur Vielfalt gesprochen:



Gender und Diversity in der Erziehung: Tipps von zwei Expertinnen für einen sinnvollen Umgang


Ich hab doch keine Vorurteile! Oder doch? Welche Faktoren beeinflussen uns unbewusst?

Monika Pink-Rank: Stimmt – wer hat schon gerne Vorurteile? Nennen wir es doch einfach unbewusste Denkmuster oder mentale Abkürzungen – und die haben wir alle!

Unser Gehirn hat jede Sekunde mehrere Millionen Sinneseindrücke zu verarbeiten. Das meiste davon passiert unbewusst, nur 40 pro Sekunde können wir bewusst wahrnehmen. Daher braucht unser Gehirn Strategien, um diese Eindrücke blitzschnell und automatisch einteilen und beurteilen zu können: Gefahr, oder nicht? Positiv oder negativ?
Wir greifen hier unbewusst auf unsere Erfahrungen, auf Erlerntes, auf übernommene Glaubenssätze, auf unsere Prägung und auf gesellschaftliche Normen zurück. Und so geschieht es, dass bestehende Muster, Vorurteile und Klischees unhinterfragt wiederholt und weitergegeben werden. In der Fachsprache spricht man hier von Unconscious Bias, die in weiterer Folge unsere Einstellungen und unser Verhalten beeinflussen.


Monika Pink-Rank

„Bestehende Muster, Vorurteile und Klischees werden unhinterfragt wiederholt und weitergegeben.“


Eva Klugsberger: Jede*r von uns ist ein sozialisiertes Wesen. Es schlummern zahlreiche Glaubenssätze in uns – manche sind uns bewusst, viele oft aber unbewusst. Sie prägen unser Verhalten. Es braucht eine hohe Bereitschaft zur Selbstreflexion, um all diesen Mustern und Glaubenssätzen auf den Grund zu gehen. Wir haben als Kinder übernommen, was wir in unserem Umfeld erlebt haben – die Haltungen unserer engsten Bezugspersonen haben uns ebenso stark geprägt, wie wir jetzt mit unseren Haltungen Heranwachsende prägen.

Unsere persönliche Entdeckungsreise lohnt sich, um bewusste Vorbilder zu sein, die tatsächlich das vermitteln, was ihren Werten entspricht und keine tradierten Glaubensmuster. Wir bringen als menschliche Wesen sehr viele, sehr alte Muster mit – die archaischen Teile unseres Gehirns sind nach wie vor sehr einfach strukturiert. Die Angst vor dem Unbekannten hat uns vor Millionen Jahren gute Dienste erwiesen und das Überleben gesichert. Es gilt heute mit unserem weiterentwickelten Gehirn zu prüfen und zu unterscheiden, welche Angst begründet ist und welche nicht. Nicht in jedem Gegenüber steckt ein Säbelzahntiger – unbewusst verhalten tun wir uns aber: entweder mit Kampf, Flucht oder Erstarrung.


Wie bilden sich Vorurteile bei Kindern?

Monika Pink-Rank: Durch Sozialisation, also das Hineinwachsen in die Gesellschaft. Bei Kindern in den ersten Lebensjahren passiert das hauptsächlich in der Familie. Ab dem Kindergarten und in der Schule wird die Peer Group immer wichtiger. Später spielen auch Vereine und lokale Gemeinschaften bis hin zu (Sozialen) Medien und zur Gesellschaft als Ganzes eine Rolle.

Schon früh lernen wir, Zusammenhänge zwischen bestimmten Gruppen von Menschen und ihrem Verhalten herzustellen, zum Beispiel: Frauen sind fürsorglich, Männer sind stark. Wenn sich diese Zuordnungen verfestigen, entstehen Vorurteile, also vorschnelle Urteile – übrigens nicht nur bei Kindern!


Monika Pink-Rank

Schon früh lernen wir, Zusammenhänge zwischen bestimmten Gruppen von Menschen und ihrem Verhalten herzustellen.“


Eva Klugsberger: Genau dadurch, dass die Werte ihrer wichtigsten Bezugspersonen zu den ihrigen werden. Wir Menschen sind soziale Wesen, wir können nur in Verbindung mit anderen überleben. Wir brauchen ein erfahrenes Gegenüber, das uns in die jeweilige Kultur einführt und hineinbegleitet. Zum Wohle der Zugehörigkeit und Geborgenheit passen wir uns an die jeweilige Gruppe (erst Familie, später andere soziale Gruppen) an und geben auch bereitwillig eigene Werte auf.

Ich durfte als Mama und in der Arbeit mit Kindern schon oftmals erleben, wie vorurteilsfrei kleine Kinder auf Menschen zugehen – sie haben die Zuordnung, die Bewertung, gewisse Definitionen noch nicht erlernt. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch von Geburt an offen und neugierig auf die Welt und ihre Wesen zugeht – erst durch unsere Vorbilder, aber natürlich auch durch Erfahrung lernen wir. Und hier entstehen auch Vorurteile – weil unsere Vorbilder ihre Welt bewerten und kategorisieren.

Der Mensch bewertet – es wäre eine Lüge zu sagen, dass jemand das nicht tun würde. Es entspricht unserem Bedürfnis nach Orientierung und Sicherheit. Wir nehmen wahr, ordnen zu, definieren – wie wir das tun, hängt davon ab, was wir vermittelt bekommen haben. Und hier kommt die große Verantwortung aller Vorbilder (nicht nur, aber im Speziellen schon von Eltern, weil diese meist die bedeutendsten Vorbilder für Kinder sind) ins Spiel. Es sind unsere Vorurteile, die unsere Kinder übernehmen.


„Es sind unsere Vorurteile, die unsere Kinder übernehmen!“


Wo begegnen uns typische „Gender-Fallen“ in der Erziehung?


Monika Pink-Rank

„Kinder lernen an der Beobachtung der Menschen in ihrem Umfeld.“


Monika Pink-Rank: Hier fällt uns oft Offensichtliches ein, wie zum Beispiel stereotype Aussagen à la: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ oder „Bis du heiratest, ist es wieder gut“. Oder die Rosa- und Hellblau-Klischees bei Kinderkleidung und das „buben- und mädchentypische“ Spielzeug.
Doch vieles passiert viel subtiler, Kinder lernen an der Beobachtung der Menschen in ihrem Umfeld:

  • Wer fühlt sich für die Versorgungsarbeit zuständig?
  • Wer organisiert den Familienalltag?
  • Wessen Beruf zählt mehr, wer bringt das Geld heim?
  • Wer kümmert sich um Verwandte?
  • Wer tauscht die kaputte Glühbirne und wer darf seine eigenen Interessen verfolgen?
  • Wie unterschiedlich werden Söhne und Töchter behandelt und welche Erwartungen stellt man an sie?
  • Und wie verhält man sich gegenüber oder redet über Menschen, die „anders“ leben, als es die eigenen Normvorstellungen vorgeben?

„Diese Fallen sind zahlreich gesät. Ich halte es für schwierig, NICHT in sie hineinzutappen!“


Eva Klugsberger: Wenn wir Gedanken hegen wie „Das tut man nicht!“, können wir in uns hineinhören, was wir persönlich dazu denken. Denn wer ist „man“ und wer bestimmt, dass „man das nicht tut“? Wir sind die Gestalter*innen unseres Lebens und dürfen uns erlauben, nach eigenen Werten zu leben. Wir dürfen auch unsere eigenen Ängste aufspüren und sie überprüfen. Und wir müssen bestimmte (Kinder-)kleidung nicht kaufen, deren Aufdrucke oder Botschaften uns nicht gefallen – wir können aber, wenn wir wollen.

Wir müssen bestimmte Kinderbücher nicht lesen – wir können aber und dürfen die Inhalte mit unseren Kindern kritisch besprechen. Wir dürfen unseren Kindern anbieten, was unseren Werten entspricht. Ganz wichtig ist allerdings, dies in einem reflektierten Bewusstsein tun und uns stets bewusst sein, dass wir als Menschen mit unserem Verhalten unsere Kinder prägen.


Sollten Eltern auf genderneutrale Sprache achten?

Monika Pink-Rank: Studien belegen, dass sich Mädchen eher zutrauen, typische „Männerberufe“ zu ergreifen, wenn ihnen diese in geschlechtergerechter Sprache präsentiert werden. Das mindeste, was man aus meiner Sicht tun kann, ist z.B: von der Zahnärztin oder Kinderärztin zu sprechen, wenn sie eine Frau ist – und nicht vom Zahnarzt oder Kinderarzt.


Sprache schafft Wirklichkeiten. Aber Verkomplizierungen führen meiner Beobachtung nach eher zu Ablehnung.“


Eva Klugsberger: Ich bin tatsächlich davon überzeugt, dass sich Sprache nicht eignet, um Werte zu vermitteln. Solange wir unsere Sprache als Methode oder Strategie anwenden, bleibt sie unauthentisch. Gerade Kinder haben noch sehr feine Fühler für das, was echt ist und was nicht. Ich kann vieles sagen, ohne es zu meinen.

Bestimmte Worte zu verbieten oder andere einzuführen, ändert meiner Meinung nach per se nichts an der dahinterliegenden Haltung bzw. den Werten von Menschen. Der Weg zu wahrer Veränderung braucht seine Zeit und bedarf einer intensiven Auseinandersetzung mit brisanten Themen. Ich bin gegen Extreme. Deshalb rate ich Eltern, aus vollem Herzen zu sprechen, ihren Kindern Persönliches zu vermitteln. Wir dürfen auch mal unsicher sein und etwas nicht wissen.

Sprache schafft Wirklichkeiten. Darauf zu achten, was ich wie sage und meine Sprache anzupassen ist ein erster Schritt, um Bewusstsein zu schaffen, wie bereits Monika festgestellt hat. Verkomplizierungen führen meiner Beobachtung nach eher zu Ablehnung. Ich sehe das wie Monika: Sich als Frau nicht als „Koch“ zu bezeichnen, sondern als „Köchin“ wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.


Müssen Jungs mit Puppen spielen? Oder dürfen sie das auch nicht wollen?

Ich habe meinen beiden Jungs Puppe und Puppenwagen zum Spielen angeboten – aber sie wollten das nicht! Die Puppe wurde zur Seite geräumt und der Puppenwagen zum Transport von Steinen zweckentfremdet. Hab ich etwas falsch gemacht?

Monika Pink-Rank: Gar nicht! Und zu deiner Beruhigung: Ich habe Puppen immer gehasst und nie damit gespielt Ich denke, viel wichtiger ist es, Kinder in dem zu ermutigen, was ihnen liegt und Spaß macht und sie alles ausprobieren zu lassen – und ihnen eben nicht die Freude an etwas zu nehmen oder es zu verbieten, weil es „nicht zu Mädchen passt“ oder „für Buben zu mädchenhaft“ ist.
Es gibt da den schönen Satz:


Monika Pink-Rank

„Es geht nicht darum, dass unsere Töchter keine Prinzessinnen und unsere Söhne keine Ritter sein dürfen. Es geht darum, dass sie es nicht sein müssen.“


Eva Klugsberger: Das größte Geschenk, das Eltern ihren Kindern machen können, ist, ihnen offen, neugierig und interessiert zu begegnen, sie so anzunehmen, wie sie sind, sie wahrzunehmen und ernst zunehmen. Die einzige erzieherische Aufgabe, die uns zufällt, ist, das Verhalten unserer Kinder zu regulieren, indem wir ihnen persönliche Rückmeldungen geben und ihnen so unsere persönlichen Grenzen vermitteln. Wir können ihnen – ob zur Förderung oder „bloß so“ – alles Mögliche anbieten. Es ist nur wichtig wahrzunehmen, wer unsere Kinder sind, was ihnen liegt, was sie interessiert und was eben nicht.


Bevorzugt die Gender-Debatte Mädchen?

Warum gibt es zum Beispiel „Mädels in die Technik“-Aktionen, aber keine „Jungs werdet Kindergärtner“?

Monika Pink-Rank: Es gibt auch den „Boys Day“ analog zum „Girls Day“, wo Burschen in „geschlechteruntypische“ Berufe hineinschnuppern können, zum Beispiel im pflegerischen und erzieherischen Bereich.

Ich glaube, die Ursache liegt auf struktureller Ebene: Solange die typischen „Frauenberufe“ weitaus schlechter bezahlt sind und sich weiterhin das Klischee hält, dass ein Mann der Familienernährer sein muss, ist eine Veränderung schwer herbeizuführen. Natürlich wäre es wünschenswert, dass alle Berufe für alle Geschlechter attraktiv sind – aber da sind zusätzlich zu den Rollenklischees und Denkmustern auch viele strukturelle Hürden zu überwinden. Da muss aus meiner Sicht die Politik und nicht nur das Individuum in die Pflicht genommen werden.

Siehe dazu auch: Alles GENDER oder was? Werden Mädchen auf Krawall gebürstet?


Geht das Thema Gender weit genug oder sollten wir breiter in Richtung Diversity denken?

Monika Pink-Rank: Im Prinzip läuft es darauf hinaus, dass jede Person so sein darf, wie sie ist und niemand aufgrund gewisser Merkmale benachteiligt sein sollte. Das gilt für das Thema Geschlecht genauso wie für die Herkunft, die Religion, das Alter, die sexuelle Orientierung oder eine etwaige Behinderung einer Person. Gerade das sind aber die Themen, wo die größten Vorurteile bestehen und am meisten Diskriminierung passiert. Wer Kinder vorurteilsbewusst erziehen möchte, sollte auch diese Aspekte berücksichtigen. Denn Kinder wachsen heutzutage unweigerlich in einer vielfältigeren Gesellschaft auf, als dies vermutlich noch bei ihren Eltern der Fall war.

Eva Klugsberger: Wünschen wir uns nicht alle dieses Gefühl, überzeugt sagen zu können: „Ich bin ok, so wie ich bin.“ Das heißt übrigens nicht, dass ich alles tun kann, was ich will, denn SEIN und VERHALTEN sind zu unterscheiden! „So, wie ich BIN, BIN ich ok“ – bin ich davon überzeugt, habe ich ein gesundes Selbstgefühl und ein gesundes und starkes Selbstgefühl ist wie unser psychisches Immunsystem. Wir sind alle divers. Das anzuerkennen, ist ein schöner Beitrag für unser Zusammenleben.


Wir sind alle divers. Das anzuerkennen, ist ein schöner Beitrag für unser Zusammenleben.“


Wo begegnen uns typische „Diversity-Fallen“ im Familienalltag?

Geht es hier um politisch nicht korrekte Spiele, wie zum Beispiel „10 kleine Negerlein“ oder „Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann“? (Wobei bei letzterem hatte ich nie People of Colour im Kopf, sondern eher eine vermummte Schattengestalt oder den Rauchfangkehrer!) Geht es um die Verkleidung im Fasching als Indianer/Indianerin, Chinese/Chinesin …? Oder dass bei den Buntstiften „Hautfarbe“ eben nicht stereotyp nur eine einzige Farbe sein sollte.

Monika Pink-Rank: Puh – schwer zu sagen! Ich denke überall dort, wo sich durch meine Sprache oder Handlungen meine Haltung gegenüber dem „anderen“ offenbart.

Wahrscheinlich am ehesten da, wo wir automatisch irgendwelche Dinge sagen oder tun, weil es schon immer so war… Oder da, wo wir gestresst sind und keine Zeit und Energie haben, unsere Denkmuster zu erkennen und zu hinterfragen. Oder da, wo ich denke: So wie ich lebe und die Welt sehe, tun es alle.

Und ehrlich gesagt kann man ja auch nicht permanent päpstlicher als der Papst sein und sich in alle hineinversetzen können! Aber manchmal ist es vielleicht gut, innezuhalten und sich zu fragen: „Hätte ich über eine nicht ‚ausländisch‘ aussehende / nicht behinderte / nicht homosexuelle Person genauso geredet?“


Kann es sein, dass wir manchmal auch über das Ziel hinausschießen, manche Dinge überbewerten und Diversity „überkompensieren“?

Manchmal kommt mir vor, als würden diverse Kinderserien oder auch die Werbung überkompensieren: da wird Diversity um der Diversity Willen gezeigt. Da kommt das Gefühl auf, dass es nur gemacht wird, weil es eben dem Zeitgeist entspricht. Spiegelt das noch die Realität wider?

Monika Pink-Rank: Natürlich ist Diversity auch ein Trend, auf den Unternehmen aufspringen, und manchmal wirkt es wirklich aufgesetzt und unglaubwürdig. Ich sehe oft den gegenteiligen Fall: Nämlich, dass die gesellschaftliche Realität bei weitem noch nicht abgebildet ist. Tatsache ist:

  • Ungefähr ein Viertel der Bevölkerung hat Migrationshintergrund (heißt: man ist entweder selbst oder beide Elternteile im Ausland geboren),
  • 15-17 Prozent der Menschen haben eine körperliche oder psychische Behinderung,
  • mehr als die Hälfte der Menschheit ist weiblich,
  • ca. vier Prozent fühlen sich der LGBTQIA+-Community zugehörig,
  • Patchwork-Familien sind gang und gäbe.

Sind sie dementsprechend repräsentiert und sichtbar? Ein Blick in die meisten Kinder- und Schulbücher zeigt wohl das Gegenteil.


Was ist das Ziel einer Gender-gerechten und Diversity-sensiblen Erziehung?


Monika Pink-Rank

„Im Grunde geht es um einen wertschätzenden Umgang mit Unterschieden.“


Monika Pink-Rank: Im Grunde geht es darum, einen wertschätzenden Umgang mit Unterschieden zu lernen und offen gegenüber Vielfalt zu sein – im Denken, in der Sprache und im Handeln. Je nach Entwicklungsstadium des Kindes spielt sich das auf einer anderen Ebene ab. Kinderbücher zur Sensibilisierung gibt es für jedes Alter. Je älter die Kinder sind, desto mehr kann man sie auch mit Zahlen, Daten und Fakten zu Ungleichbehandlung und Diskriminierung konfrontieren und diese mit ihnen diskutieren.

Gendersensible Erziehung bedeutet aber auch, dem Kind zuzugestehen, seine (Geschlechts-)Identität selbst zu finden und es darin zu unterstützen, auch wenn diese von meinen Normvorstellungen abweicht.


Gender und Diversity in der Erziehung: Was können Eltern konkret tun, um ihre Kinder „zur Vielfalt“ zu erziehen?

Eva Klugsberger: Wir müssen unsere Kinder viel weniger erziehen (das klingt ja auch schon so anstrengend), als vielmehr begleiten, ihnen offen, neugierig und interessiert begegnen – gleichwürdig, also bzw. auf Augenhöhe – gerade was das Thema Vielfalt betrifft.


Kinder lernen durch Vorbilder und Erfahrung

Wie bereits erwähnt lernen unsere Kinder durch uns Vorbilder und durch Erfahrung. Überlegen Sie, wie ihr Kind laufen gelernt hat oder sprechen? Mussten Sie dafür viel tun, mussten Sie es dahin erziehen, erklären und belehren?
Nein, es hat es von alleine gelernt.

Es brauchte lediglich Begleitung. Wir sind es, die ihnen ihre Welt anbieten und wir können als Eltern gestalten und entscheiden, was wir unseren Kindern anbieten – vor allem in Hinblick auf unsere Haltung und unsere Werte.


Auf Fragen gemeinsam Antworten suchen

Kinder stellen so viele Fragen, sie beobachten ihre Welt intensiv. Alles, was sie interessiert, erfragen sie. Wir sollten uns mit ihren Fragen ernsthaft auseinandersetzen, wobei wir nicht immer sofort eine Antwort parat haben müssen – wir sind schließlich keine Wunderwuzzis.

Wenn ein Kind mich fragt, warum dieser Mensch im Rollstuhl sitzt oder „so komisch“ geht, warum diese und jene Menschen solche Kleidung tragen, ob das ein Mann oder eine Frau ist, etc., etc. dann kann ich mich dem Kind zuwenden und gemeinsam nach Antworten suchen (denn eigentlich weiß ich es oft selbst nicht). In jeder dieser Antworten schwingt selbstverständlich meine Haltung und meine Werte mit, die ich dadurch transportiere. Es ist also viel weniger die Erziehung, die zählt, als vielmehr die Beziehung, in der das Geschehen stattfindet.


Akzeptanz und Gelassenheit

Ebenfalls bereits erwähnt habe ich das Thema Selbstgefühl – dieses Vertrauen, dass ich OK bin, so wie ich bin. Akzeptanz und Gelassenheit liegen sehr nahe beisammen. Sie tun nicht nur einzelnen gut und wohl, sondern bringen auch Güte und Wohlwollen in ein Familiensystem. Wachsen unsere Kinder in einer solchen Atmosphäre auf, begegnen sie auch der Welt da draußen mit dieser Haltung und diesen Werten.


„Ich halte es für überzogen, wenn wir zwanghaft versuchen, keine Rollenklischees bedienen.“


Authentisch bleiben

Ich halte es für überzogen, wenn wir zwanghaft versuchen, keine Rollenklischees bedienen. Wenn ich schlichtweg besser kochen kann und es mir mehr Freude macht, dafür weniger gerne Reifen wechsel, wäre es unauthentisch, diese Aufgaben anders zu verteilen, nur um keine Klischees zu bedienen. Aber auch hier sind es die dahinterliegenden Werte, die bestimmend sind.


Aufgeschlossen sein

Je offener Ihre persönliche Haltung der Vielfalt gegenüber ist, umso vielfältiger wird Ihr Umfeld sein. Und in diesem bunten Umfeld wird Ihr Kind leben und aufwachsen. Es wird wie Sie Akzeptanz und Wohlwollen leben, es wird unserer vielfältigen Welt offen und gelassen begegnen und sie später selbst mitgestalten.


Kindgerechte Buchempfehlungen zum Thema Gender und Diversity

Jede Menge Buchempfehlungen gibt es außerdem auf pinkstinks.de
Auch die Fachstelle KINDERWELTEN für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung im Institut für den Situationsansatz (ISTA) in der Internationalen Akademie Berlin gGmbH (INA) hat 2021 eine Bücherliste zum Thema Aktivwerden gegen Diskriminierung veröffentlicht: Kinderbücher für eine vorurteilsbewusste und inklusive Bildung für Kinder von 3 bis 9 Jahren.

Buchtipp für Eltern: Erziehung zur Vielfalt: Wie Kinder einen wertschätzenden Umgang mit Unterschieden lernen


Mehr zum Thema Gender und Diversity


Über die Expertinnen


Eva Klugsberger

Eva Klugsberger ist Erziehungswissenschafterin, psychoanalytische Heil- und Sozialpädagogin. Seit 2019 arbeitet sie als sozialpädagogische Einzelbegleiterin von Kindern und ihren Familien bei Rettet das Kind Salzburg.

„Meine geistige Heimat habe ich in der Zeit meines großen Wandels bei Jesper Juul, Gründer von familylab International, gefunden. Die vielen Inspirationen, die mich selbst bereichern, will ich nun mit anderen Menschen, die aus ganzem Herzen leben wollen, teilen.“

Mehr zu Eva auf ihrer Seite: wirwerden.at


Monika Pink-Rank


Monika Pink-Rank

Monika Pink-Rank ist selbstständige Unternehmensberaterin, Trainerin, Moderatorin und Kommunikations-Expertin für die Bereiche Diversity, Integration und Migration.
Sie bloggt zu diesen Themen auf www.vielfaltsagentin.at. Als Mitglied der HRM Experts Group der Wirtschaftskammer Salzburg unterstützt sie Unternehmen im professionellen Diversity Management.

Mehr zu ihren Angeboten auf ihrer Website www.monika.pink


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Hier plaudert Birgit, alias Mutti, 40+, seit 2009 aus dem Nähkästchen: Authentizitäts-Freak, selbstbewusst grauhaarig, kreativ angehaucht, völlig unperfekte Mutter. Familienblog aus dem Leben mit zwei Jungs - Mutter allein unter Männern. Mehr über Muttis Nähkästchen: About. Nix verpassen? Folgt mir via Social Media oder Newsletter.

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