Von besonders intelligenten Kindern wird gerne erwartet, dass sie sich anständiger als ihre Altersgenossen verhalten. Einige Studien, die einen Zusammenhang zwischen Intelligenz und moralischen Urteilen bei Jugendlichen und Erwachsenen festgestellt haben, scheinen diese Haltung zu bestätigen. Aber lässt sich das auch auf jüngere Kinder übertragen?
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Voraussichtliche Lesedauer: 7 Minuten
Mit IQ-Tests und systematischen Interviews hat eine Studie des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) bei 129 Sechs- bis Neunjährigen untersucht, ob sich die Intelligenz der Kinder auf ihren moralischen Entwicklungsstand auswirkt.
Inhaltsverzeichnis
Wirkt sich die Intelligenz auf den moralischen Entwicklungsstand aus?
Die Forscherinnen und Forscher haben den Zusammenhang bei 129 Kindern im Alter von sechs bis knapp neun Jahren untersucht.
Für die Untersuchungen waren zwei Messungen notwendig:
- Die Intelligenz der Kinder ermittelte die Forschergruppe mit einem standardisierten IQ-Test.
- Den moralischen Entwicklungsstand erfasste sie, indem sie den Kindern Bildergeschichten präsentierte, in denen die Hauptfigur jeweils eine moralische Regel bricht. Zu diesem „Tabubruch“ befragte das Team die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Anschluss.
Bei den Geschichten wurden alltagsnahe Inhalte verwendet: So handelten die Geschichten davon,
- mit einem bedürftigen Kind nicht zu teilen,
- die Süßigkeiten von Gleichaltrigen zu stehlen,
- deren Sachen zu verstecken und davon,
- jemanden zu hänseln.
Bei den folgenden Fragen sollten die Kinder
- die Taten generell bewerten („War das in Ordnung oder nicht in Ordnung?“),
- beurteilen, welche moralischen Regeln und Gefühle mit der Geschichte verbunden sind, und
- einordnen, wie es sich anfühlen würde, wenn sie die Taten selbst begangen hätten.
Das Ergebnis: Zusammenhang von moralischem Denken und Intelligenz
Das Ergebnis der Studie: Das moralische Denken von Kindern entwickelt sich unabhängig von ihrer Intelligenz.
„Für die Lebensphase während der Grundschule konnten wir keinen Einfluss der Intelligenz auf das moralische Denken von Kindern, also auf ihre moralischen Urteile und Gefühle, feststellen.“
Hanna Beißert, die für die Studie verantwortliche Wissenschaftlerin des DIPF
Fazit: Pädagogischer Impuls
„Wir können sagen, dass auch besonders intelligente Kinder die gleiche Unterstützung in ihrer Moralentwicklung brauchen, wie ihre weniger intelligenten Altersgenossen.“
Hanna Beißert, die für die Studie verantwortliche Wissenschaftlerin des DIPF
Die gesamte Studie beschreibt Hanna Beißert in einem gemeinsam mit Professor Dr. Marcus Hasselhorn (ebenfalls DIPF) verfassten und frei verfügbaren Beitrag für die Fachzeitschrift „Frontiers in Psychology“: http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fpsyg.2016.01961/full
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