Mittlerweile haben 97 Prozent der Jugendlichen ein eigenes Smartphone. Diese Entwicklung bringt viele Vorteile mit sich – aber auch jede Menge Schattenseiten. Hass und Mobbing im Netz sind gang und gäbe: Jeder fünfte Jugendliche ist oder war schon einmal direkt betroffen.
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In Sachen Geräte und Internet hat sich in den letzten Jahren echt viel getan! Mittlerweile besitzen 97 Prozent der Jugendlichen ein eigenes Smartphone.
Die neuen Kommunikationsoptionen bringen viel Positives: Vernetzung, Erreichbarkeit oder Interaktivität. (Ja, man ist geneigt zu fragen, wie wir das damals in den 1980-er, 1990-er und 2000-er Jahren bloß so analog hinbekommen haben …) Aber – wie halt so oft im Leben: Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.
Fake-News werden sechsmal schneller und breiter verbreitet als sachliche Neuigkeiten, die der Wahrheit entsprechen. Menschen werden online beschimpft, bedroht und angegriffen. Sie werden gemobbt und falsch informiert. Das Internet ist ein verbales Schlachtfeld geworden. Täglich tauchen gefälschte Bilder, manipulierte Zitate und vorgebliche „Fakten“ auf. Die Sprache in den sozialen Medien wird immer radikaler. Hetzerische Online-Kommentare fördern die Aggression und sie haben schwerwiegende Folgen für die Betroffenen. (Quelle: Podiumsdiskussion Hass im Netz)
Fake News und Hass im Netz: So sind Jugendliche betroffen
Die JIM-Studie bildet regelmäßig auch problematische Aspekte der Smartphone- und Internetnutzung ab:
Jeder fünfte Jugendliche (19 %, 2017: 20 %) gibt an, dass schon einmal (absichtlich oder versehentlich) falsche oder beleidigende Inhalte über die eigene Person per Handy oder im Internet verbreitet wurden.
Dieses Detail hätte ich nicht erwartet: Jungs sind dabei deutlich häufiger betroffen (22 Prozent) als Mädchen (15 Prozent). Die am meisten Betroffenen sind 16 bis 17 Jahre alt (25 Prozent). Zum Vergleich die anderen Alterssegmente: 12-13 Jahre: 13 Prozent, 14-15 Jahre: 20 Prozent, 18-19 Jahre: 17 Prozent).
Bildung schützt? Die Wahrscheinlichkeit, betroffen zu sein, ist unter den Jugendlichen mit formal niedrigerem Bildungshintergrund höher (22 Prozent) als bei Jugendlichen mit formal höherem Bildungsniveau (16 Prozent).
Cyber-Mobbing
Elf Prozent der Jugendlichen gaben an, dass schon mal peinliches oder beleidigendes Bildmaterial, auf dem sie zu sehen waren, verbreitet wurde. Jungs und Mädels sind hier gleichermaßen betroffen. Überraschend für mich ist allerdings, dass der größte Anteil Betroffener auch hier unter den 16- bis 17-Jährigen zu finden ist. Man sollte denken, dass die Kids in dem Alter aus diesen sinnbefreiten Blödheiten langsam rauswachsen …
Unabsichtliches bloßstellen ist eine Sache. Viel härter wird die Situation, wenn dies mit Absicht passiert. 34 Prozent der Jugendlichen haben dies schon erlebt. Mädchen (39 Prozent) haben häufiger einen Fall von Cyber-Mobbing mitbekommen als Jungen (30 Prozent) und abermals ist der Anteil unter den 16- bis 17-Jährigen am höchsten (40 Prozent). Zum Verlgeich – 12-13 Jahre: 28 Prozent, 14-15 Jahre: 32 Prozent, 18-19 Jahre: 35 Prozent. Hier gab es kaum Unterschiede bei Bildung und Schulform. Acht Prozent der Jugendlichen wurden selbst im Internet fertig gemacht. Mädchen (9 Prozent) sind etwas häufiger als Jungen (6 Prozent) Opfer von Cyber-Mobbing. Jugendliche mit formal niedrigerem Bildungsniveau sind eher betroffen.
Hass im Netz
Die Jugendlichen wurden zudem gefragt, wie oft ihnen schon Hassbotschaften im Internet begegnet sind. Jeder Fünfte an, häufig mit Hassbotschaften in Kontakt gekommen zu sein. 17 Prozent begegnen gelegentlich Feindseligkeiten im Netz und 28 Prozent passiert dies selten. Gut jeder Dritte ist bisher noch nie mit Hass im Internet konfrontiert worden. Jungen kommen tendenziell eher in Kontakt mit feindseligen Botschaften.
Und hier begegnen die Jugendlichen den Hassbotschaften: meist YouTube und Instagram, vereinzelt auch Facebook, WhatsApp, Twitter, Online-Spiele und Kommentarbereiche von Nachrichtenangeboten genannt.
Wie auf Hass reagieren?
Betroffene Jugendliche wurden zudem gefragt, wie sie konkret auf Hass im Netz reagiert haben. Je nach Kontext gab es unterschiedliche Reaktionen:
- Ein Großteil ignoriert Hassbotschaften und scrollt weiter.
- Teilweise werden entsprechende Kommentare „disliked“.
- Bei Angriffen auf die eigene Person oder persönlich Bekannte wurden Hassbotschaften eher über die Plattform gemeldet, Urheber der Nachrichten blockiert und teilweise die Eltern involviert.
- Handelte es sich bei den Urhebern der Feindseligkeiten um Freunde oder persönliche Bekannte, versuchten einige Jugendliche deren Beweggründe in einem persönlichen Gespräch zu ergründen.
- In drei Fällen wurden Hassbotschaftenzur polizeilichen Anzeige gebracht.
Lösungsmöglichkeiten gegen Hass im Netz
Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Hass im Netz wurden außerdem folgende Lösungsideen präsentiert:
- Gesetze sollten überprüft werden, denn hierzulande sind viele nicht an die digitale Herausforderung angepasst.
- Die Zivilcourage ist auch in der digitalen Welt gefragt und wird dort oft auch bitter vermisst. Ein „Ich finde nicht OK, dass hier so mit Person XY umgegangen wird“ würde schon sehr viel helfen, denn meist bleibt das Opfer allein.
- In einzelnen Fällen könnte laut Brodnig auch Humor helfen. Denn wer humorvoll reagiert, liegt nicht am Boden.
- Auch die Selbstkontrolle der Sozialen Medien ist ein wichtiger Punkt im Umgang mit Fake News und Hasspostings. Allerdings gibt es da noch sehr wenig Einblick, in welchem Ausmaß das von den unterschiedlichen Betreibern umgesetzt wird.
- Die Schulung der Medienkompetenz nimmt einen wichtigen Stellenwert ein, was an vielen Schulen u.a. in Zusammenarbeit mit der Polizei bereits sehr gut umgesetzt wird.
- Auch eine Schulung der Eltern wäre vorteilhaft.
- Last but not least: Wir sollten unseren Kindern Würde vermitteln. Denn Würde kann gelernt werden. Und ein Jugendlicher mit einer guten Selbstwürde kann auch die Würde von anderen Menschen achten.
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Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) erhebt seit 20 Jahren mit der repräsentativen Studienreihe „JIM“ (Jugend, Information, Medien) Grundlagendaten zur Mediennutzung Jugendlicher in Deutschland. Die JIM-Studie wird vom mpfs als Kooperation der beiden Landesmedienanstalten von Baden-Württemberg (LFK) und Rheinland-Pfalz (LMK) gemeinsam mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Für die vorliegende Ausgabe der Studienreihe wurden 1.200 Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren in ganz Deutschland im Zeitraum vom 28. Mai bis 5. August 2018 telefonisch befragt.
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View of my Life
23 Jan 2019Toller Beitrag. Leider ein aktuelles Thema bei unseren Kindern. Liebe Grüße Claudia
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Tanja
19 Feb 2019Hallo auch von mir,
auch bei meinen Töchtern ein Thema. Schlimm und auch bei uns schon vorgekommen, dass Eltern von Klassenkameraden den anderen Kindern auch solche Hassnachrichten zukommen lassen. Unverständlich für mich. Das hat für mich auch ein Stück weit mit asozialem Verhalten zu tun.
An unserer Schule gibt es ein extra Unterrichtsfach in dem die Kids an die digitale Medienwelt gewöhnt werden sollen. Finde ich sehr gut.
Viele Grüße
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