Ach ja, die digitalen Verlockungen und die lieben Kinderlein … Das ist eine Kombi, die Zündstoff bereit hält. Es liegt an uns Eltern, die Nutzung von Computern und Spielekonsolen zu steuern oder wenigstens zu kanalisieren. Dafür bietet sich dieser Minecraft-Vertrag an:
Zwischenruf in eigener Sache:
Liebe Leute!
Willkommen am Familienblog "Muttis Nähkästchen"

Für alle, die uns noch nicht kennen: Hier plaudern Birgit und Christine aus dem Nähkästchen und schreiben über das (Über-)Leben mit Kindern.
Alles, das Eltern wissen sollten! Wir bemühen uns um wertvolle Inhalte, die euch wirklich weiterhelfen. Außerdem haben wir immer wieder feine Sachen für euch zu verlosen.
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Und eines weiß ich aus eigener, leidlicher Erfahrung: Verbote sind echt nicht das Gelbe vom Ei. Und das hat auch ein paar gute Gründe:
Warum ihr Verbote vergessen könnt:
- Verbote verlocken.
- Der Nachwuchs kennt sich in der Technik besser aus und umgeht die Computer-/Internetsperre.
- Permanente Kontrolle ist nicht möglich, weder zeitlich noch örtlich (Computerspielen bei Freunden).
- Es herrscht Unklarheit, wenn keine genauen Regeln existieren, die das Computerspielen oder Internetsurfen zeitlich eingrenzen.
- Regeln und Verbote werden nur inkonsequent durchgesetzt.
Und darum hat sich bei uns eine vertragliche Vereinbarung bewährt. Freilich wäre es schön, wenn wir auf schriftliche Dinge und Vertragswerke verzichten könnten – aber hey! Sogar wir Alten verlieren den Überblick. Darum gilt bei uns in der Familie: Nur Schriftliches führt zum Erfolg. Nur das bringt Ordnung ins Chaos.
Der Knackpunkt für ein positives Ergebnis lautet: Bottom up. (Wie übrigens auch in jedem Unternehmen!)
Heißt: Kindermeinung einbeziehen und Gestaltungsspielraum gewähren. (Auch wenn wir als Eltern freilich das letzte Wort haben.)
Diese Vorgehensweise gibt den Kindern das Gefühl, Mitgründer der Verfassung zu sein, und sie nehmen sie ganz automatisch bewusster wahr und ernster. Und das geschickte Einbetten der Kindermeinung in das Regelwerk und vielleicht sogar in den Zeitplanstärkt Fertigkeiten, die das Kind besser früh als spät erlernt: Planung, Stimmrecht, Selbstbewusstsein, Verantwortung (auch gegenüber anderen – z. B. beim Minecraft-Spiel auf einem Multiplayer-Server).
Eine Inspiration, der ihr nicht haargenau folgen müsst, die aber zur Formung einer ausgeglichenen Spiel-/Lebens-/Familienbalance beitragen kann, ist der Minecraft-Vertrag aus dem Buch Der Minecraft-Coach für Eltern: Wie Kinder sicher und intuitiv spielen – Der Praxisratgeber für Eltern: (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages:)
Der Minecraft-Vertrag
Kind
§ 1
Ich erhalte pro Tag ___ Stunden, um am Computer zu spielen oder im Internet zu surfen. Ich überziehe die Zeit nicht und schalte am Ende den Computer von alleine aus.
[Willkürliches »Jetzt ist aber Schluss«-Beenden von Spielesitzungen empfinden Kinder als Strafe; Regeln wie diese sind dagegen neutral.]
§ 2
Ich beschäftige mich auch mit anderen Dingen als dem Computer, denn ich verstehe, dass ein Ausgleich zum Sitzen, zum Gucken auf den Monitor und zum Klicken mit der Maus wichtig ist.
§ 3
Ich erledige meine Hausaufgaben und andere Jobs im Haushalt zur Zufriedenheit meiner Eltern, denn jeder trägt etwas bei. Wenn ich etwas extra gut mache, kann ich vielleicht länger spielen. Und umgekehrt, wenn ich schludere, muss ich damit rechnen, dass etwas von der Spielzeit wegfällt.
[Prioritäten setzen]
§ 4
Ich starte keine neuen Dinge, wenn die Internet-/Computerzeit fast vorüber ist und ich deshalb sicher überziehe. Falls es aber wirklich wichtig ist oder ich mir nicht sicher bin, frage ich vorher.
§ 5
Ich besuche nur Websites, die vorher von meinen Eltern erlaubt wurden.
[oder]
Ich besuche keine Websites, die explizit verboten wurden und die für ältere Kinder oder Erwachsene gedacht sind. [Siehe auch Kapitel »Sicher durchs Internet«, um Websites zu blockieren im Buch Der Minecraft-Coach für Eltern]
§ 6
Wenn ich etwas herunterladen und installieren möchte, bitte ich um Erlaubnis. Habe ich noch keine Erlaubnis bekommen, warte ich.
[oder]
Downloads und Programminstallation werden nur gemeinsam durchgeführt, damit alle sicher sein können, keinen Virus oder Schadprogramme einzurichten.
§ 7
Ich sage niemandem meinen echten Namen, unsere Telefonnummer, Adresse, Wohnort, meine E-Mail-Adresse, meinen Facebook-Link oder mein Geburtsdatum. Möchte ich einem neuen Freund so etwas Persönliches mitteilen, frage ich erst um Erlaubnis. [Nehmen Sie sich mit Ihrem Kind etwas Zeit, eine virtuelle Person zu entwickeln, mit eigenem besonderen Chat/Minecraft-Namen und entsprechender E-Mail-Adresse, die nicht auf Vor- und Nachname schließen lässt. Machen Sie dabei auf die Gefahren virtueller Bekanntschaften aufmerksam; das Ziel ist, dass Ihr Kind lernt, die Gefahren selbst einzuschätzen und zu erkennen.]
§ 8
Wenn ich im Internet oder in Minecraft etwas sehe, das mir Angst macht, mich gruselt oder mir irgendwie komisch vorkommt, sage ich schnell Bescheid.
§ 9
Wenn sich der Computer seltsam verhält, langsamer wird, wenn sich Fenster öffnen oder unerwartete Meldungen erscheinen, sage ich schnell Bescheid.
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Eltern
§ 1
Ich stelle sicher, dass die Computer- und Internetzeit ausreichend ist, um Ideen im Internet nachzugehen und in Minecraft zu bauen, ein YouTube-Video anzusehen oder sich mit Freunden online zu treffen (Chat, Forum oder Multiplayer-Server).
[Tipp: Erinnern Sie Ihr Kind eine Viertelstunde vor Ablauf der Zeit an das bevorstehende Ende. Das hilft, die mitunter komplexen Aktivitäten in Minecraft zu einem runden Abschluss zu bringen. Ein plötzliches Spielende oder gar das Ausschalten des PCs sind eine Konfliktgarantie.]
§ 2
Wenn außerordentliche Ereignisse (Einkaufen, Besuch) oder gemeinsame Familiendinge die Computer-/Internetzeit einschränken, wird die Zeit zu einem anderen, gemeinsam zu bestimmenden Zeitpunkt aufgerechnet.
[Natürlich gibt es auch Extrazeit, die allerdings nicht erbettelbar ist, sondern erworben werden muss. Vielleicht fallen Ihnen ein paar Haushaltsjobs ein, die 10 Extraminuten wert sind.]
§ 3
Ich verstehe, dass es manchmal schwierig ist, mitten im Spiel aufzuhören, weil man gerade etwas fertig macht. Ich nehme jede Bitte um eine kleine Anpassung der Internet-/Computerzeit ernst.
[Zum Beispiel »zehn Minuten von morgen für heute«. Sie sollten wissen, dass es nicht möglich ist, Minecraft nur mal kurz für fünf Minuten zu spielen (auch wenn Ihnen Ihr Nachwuchs das zehn Minuten vor der Zubettgehzeit weismachen will). Das Hineinversetzen in die virtuelle Welt, Planungen und Umsetzungen werden mindestens eine halbe Stunde dauern. Und erst Sitzungen von zwei oder drei Stunden sind wirklich befriedigend, wenn man bei seinem Bauvorhaben vorankommen und Erfolgserlebnisse genießen möchte.]
§ 4
Ich schnüffle nicht ohne ernste Gründe in deinen Profilen und sonstigen Online-Aktivitäten herum, denn ich weiß, dass du zu mir kommst, wenn dir etwas seltsam vorkommt.
[Mehr Vertrauen schenken, nachdem bereits Vertrauenswürdigkeit unter Beweis gestellt wurde.]
§ 5
Ich erlaube das Herunterladen und Installieren von neuer Software und unterstütze dich bei allen neuen Ideen, solange du mich gefragt hast und ich etwas Zeit hatte, mich über die Hintergründe zu informieren, und das Thema beurteilen kann.
§ 6
Ich nehme dich ernst und höre dir zu, wenn du etwas Seltsames oder Fremdartiges gesehen oder mitbekommen hast oder wenn sich der Computer auffällig verhält.
§ 7
Ich werde nicht böse oder sauer sein, wenn du eine Regel übertreten hast, aber zu mir kommst, um es zu erklären. Wir werden gemeinsam in Ruhe darüber sprechen.
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Hinzu gesellen sich gegebenenfalls Konsequenzen, Bestrafungen, Sanktionen und/oder genauere Wochenpläne (insbesondere, wenn sich mehrere Personen den PC teilen). Berücksichtigen Sie bei der Ausgestaltung des Vertrags alle in Ihrem Haushalt und Ihrer Familie wichtigen Aspekte, sprechen Sie mit Ihrem Kind über die einzelnen Punkte, und reduzieren Sie die Formulierungen aufs Verständliche. Beachten Sie, dass die Aufgaben und Pflichten nicht zu einseitig sind. Das ist einfach, denn zu jedem Aspekt gibt es einen Gegenpol:
Verspricht der eine z. B., etwas zu sagen, verspricht der andere, zuzuhören. Das Wichtigste an diesem Vertrag ist aber, dass er von allen Parteien ernst genommen wird. Das gilt sowohl für die Kinder als auch für die Eltern, denn während die Jüngeren die eine oder andere Regel vielleicht aus Unerfahrenheit oder um die Grenzen des Erlaubten zu testen überschreiten, räumen die Älteren den »Kinderthemen« womöglich keine hohe Priorität ein. Hier sollte sich also jeder am Riemen reißen und schon bei der Formulierung der Vertragspositionen vollstes Engagement (und Zeit) mitbringen.
© Rheinwerk Verlag, Bonn 2018 – Mit freundlicher Genehmigung des Verlages
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Birgit & Christine
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Zoe
16 Feb 2019Hallo,
ich glaube, ich werde diesen Vertrag ausdrucken und in der Familie verteilen 🙂
vielen Dank für den Post, ich hab gelächelt, es war ein gutes Read.
LG
Zoe
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