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Vorsicht Eltern! Hausaufgaben kontrollieren schadet!

Vorsicht Eltern! Hausaufgaben kontrollieren schadet!

Eltern bzw. Erziehungsberechtigte können durch verschiedene Verhaltensweisen auf den schulischen Erfolg ihrer Kinder einwirken. Grundsätzlich Hat Elternbeteiligung positive Effekte sowohl in Bezug auf die Leistung als auch auf die Motivation der Schülerinnen und Schüler. Doch VORSICHT! Es kann auch nach hinten losgehen! Speziell mit dem Überwachen und Kontrollieren der Hausaufgaben richten wir Eltern mehr Übel an als Hilfe. Denn es ist wisschaftlich erwiesen: Hausaufgaben kontrollieren schadet!


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Voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten

Bildung ist erblich! Das Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien an der Technischen Universität München (TUM) hat die bislang umfangreichste Forschungssynthese zur Beteiligung der Eltern in der Schulzeit ihrer Kinder erstellt. Darin wurden 18 Metastudien ausgewertet, die wiederum insgesamt rund 1.700 einzelne Studien ausgewertet hatten. Und die Ergebnisse zeigen – wieder einmal: Die Leistungen von Schülerinnen und Schülern hängen erheblich mit familiären Faktoren zusammen. Deren Einfluss kann sogar stärker sein als die Größe der Schulklassen oder die Investitionen ins Bildungssystem!

Aber Elternbeteiligung kann auch NEGATIVE Auswirkungen haben! Zum Beispiel beim Thema Hausaufgaben!

Hausaufgaben kontrollieren schadet


Die drei Dimensionen der Elternbeteiligung

Eltern können sich in vielfältiger Art und Weise am Schulleben ihrer Kinder beteiligen. Sie besuchen Elternabende und Schulveranstaltungen, unterstützen bei den Hausaufgaben, üben mit ihren Kindern vor Klassenarbeiten oder besuchen gemeinsam mit den Kindern ein Museum.

Unterschieden werden drei verschiedene Dimensionen der Elternbeteiligung:

  • home-based parental involvement: Ge­staltung von Lerngelegenheiten zuhause bzw. im familiären Umfeld, z.B. Einrichtung eines geeigneten Lernplatzes, die Unterstützung bei den Hausaufgaben oder auch der gemeinsame Besuch einer Bücherei.
  • school-based parental involvement: sämtliche Verhaltensweisen von elterlicher Beteiligung, die sich auf Aktivitäten oder Interaktionen der Eltern vor Ort in der Schule beziehen. Z.B. Besuch des Elternsprechtags, Beteiligung als Begleitperson bei Ausflügen, Engagement im Elternbeirat etc.
  • academic socialization: Darunter fallen Verhaltensweisen, die die Kommu­nikation bildungsrelevanter Inhalte beinhalten. Beispiele dafür finden sich im Alltag, wenn Eltern mit ihren Kindern über geeignete Lernstrategien zum Wiederholen von Vokabeln diskutieren oder mögliche Berufswege ausloten. Auch die Kommunikation elterlicher Erwartungen bezüglich zukünftiger Leistungen wie etwa Zeugnisnoten oder dem erwünschten Schulabschluss gehört dazu.
Quelle: Delia Hillmayr, Janina Täschner, Lilo Brockmann, Doris Holzberger (2021). Elternbeteiligung im schulischen Kontext. Potenzial zur Förderung des schulischen Erfolgs von Schülerinnen und Schülern. Wissenschaft macht Schule,  Band 3. CC-BY-NC-SA

Academic Socialisation wirkt am besten!

Die Ergebnisse innerhalb der Dimension academic so­cialization zeigen im Vergleich mit den anderen beiden Dimensionen insgesamt die größten Effekte. Insbesondere die elterlichen Bildungserwartungen haben hohe Relevanz!

Zentrale Forschungserkenntnisse

  • Formen dieser Dimension weisen hier den stärksten Zusammenhang mit Schulleistung auf.
  • Elterliche Bildungserwartungen scheinen zentral für die Schulleistung.
  • Sie können zum Beispiel das Selbstkonzept der Kinder oder eigene Bildungserwartungen beeinflussen.

School-based Parental Involvement wirkt positiv!

Eine positive Wirkung können Eltern mit eigenem Engagement in der Schule erreichen. Schülerinnen und Schüler, deren Eltern ehrenamtlich und mitbestimmend tätig sind, beispielsweise in einem Elternbeirat, erzielen bessere Leistungen. Motivierter sind jene Kinder, deren Eltern an Schulveranstaltungen wie etwa Theateraufführungen teilnehmen.

Kleiner Wermutstropfen: Die untersuchten Studien zeigen nur Zusammenhänge, keine Kausalität. Heißt also, dass es auch möglich ist, dass Eltern sich eher engagieren, wenn ihre Kinder bereits motiviert und leistungsstark sind. Nur eine sehr geringe Wirkung auf die Leistungen der Kinder hat die Kommunikation zwischen Lehrkräften und Eltern. Das kann ich gut nachvollziehen …

Unterschiede zwischen mütterlicher und väterlicher Beteiligung

Gibt es Unterschiede im Zusammenhänge zwischen Elternbeteiligung und Schulleistung, je nachdem ob die Mutter oder der Vater involviert ist? JA!

Mütter beteiligen sich im Durchschnitt häufiger als Väter. Interessant ist, dass sich das väterliche Engagement an der Schule nicht gleichermaßen positiv auf die Leistung der Schülerinnen und Schüler auszuwirken scheint wie das mütterliche Engagement an der Schule – der statistische Unterschied ist jedoch gering. Als Gründe nennen die Autorinnen, dass Väter die Schule eher aufsuchen, wenn es Probleme gibt, während Mütter den Kontakt zur Schule primär suchen, um Informationen zu erhalten. Dies spiegelt möglicherweise auch eine unterschiedliche Rollenverteilung bei Müttern und Vätern wider.

Kim und Hill (2015) in: Delia Hillmayr, Janina Täschner, Lilo Brockmann, Doris Holzberger (2021). Elternbeteiligung im schulischen Kontext. Potenzial zur Förderung des schulischen Erfolgs von Schülerinnen und Schülern. Wissenschaft macht Schule,  Band 3. CC-BY-NC-SA

Zentrale Forschungserkenntnisse

  • Für Leistungsförderung können v. a. ehrenamtliche und mitbestimmende Tätigkeiten hilfreich sein.
  • Für Motivation scheint Teilnahme an Schulaktivitäten förderlich.

Home-based Parental Involvement wirkt soso-lala

Die Formen der Elternbeteiligung zuhause zeigen nur in geringem Ausmaß einen Zusammenhang mit der Schulleistung. Nur auf die Motivation der Schülerinnen und Schüler können sie durch häusliche Unterstützung und das Einrichten einer lernfördernden Umgebung stärker einwirken.

Vorsicht beim Kontrollieren von Hausaufgaben!

Wenn Eltern ihre Kinder beim Hausaufgaben machen unterstützen, dann kann das in vielfältiger Weise geschehen:

  • Aufstellen von Regeln zum Anfertigen der Hausaufgaben
  • Helfen bei Schwierigkeiten
  • Ermutigen zum selbstständigen Arbeiten
  • Kontrollieren der Hausaufgaben

Die Autorinnen und Autoren berichten einen kleinen positiven Zusammenhang mit der Schulleistung, weisen aber darauf hin, dass der Effekt je nach

  • Alter der Kinder und Jugendlichen,
  • Verhaltensweise der Eltern und
  • Schulfach variiert!

Während sich elterliche Unterstützung in sprachlichen Fächern und dem Lesen positiv auswirkt, gibt es zum Beispiel im Fach Mathematik negative Effekte! Das kann einerseits am fehlenden fachspezifischen Wissen liegen, oder auch daran, dass Eltern meist erst bei schlechteren Leistungen aktiv Unterstützung zeigen.

Verhaltensweisen bei Hausaufgaben mit positiven Effekten

  • Regeln festlegen, in welchem Zeitrahmen und an welchem Ort die Hausaufgaben erledigt werden sollen
  • Klares Kommunizieren von Erwartungen bezüglich der Hausaufgabenanfertigung
  • Verstärken von erwünschtem Verhalten, um selbstreguliertes Lernen anzubahnen (z. B. durch Loben; siehe dazu auch Loben – aber richtig!)
  • Feedback über die Genauigkeit bei der Aufgabenbearbeitung geben
  • Anbieten von Hilfestellungen und Anleitungen zum Vorgehen
  • Ermutigen zur Entwicklung eigener Lösungswege und Ideen

Das sollten Eltern bei Hausaufgaben unbedingt vermeiden

  • Reines Überwachen der Hausaufgabenanfertigung
  • Kontrollieren der Hausaufgaben ausschließlich im Nachhinein

Denn reines Überwachen und Hausaufgaben kontrollieren schadet erwiesenermaßen!

Zentrale Forschungserkenntnisse

  • Formen dieser Dimension scheinen v. a. für die Motivation förderlich.
  • Für Schulleistung zeigt sich insbesondere eine lernförderliche Umgebung zuhause begünstigend.
  • In Bezug auf die Hausaufgabenunterstützung finden sich teils negative Zusammenhangseffekte.

Wichtiges Detail am Rande: Das Alter der Schüler*innen

Die Studie kommt zum Schluss, dass sich die Zusammenhänge zwischen Elternbeteiligung und Schulleistung je nach Altersstufe der Kinder und Jugendlichen verändern:

Mit zunehmendem Alter werden insbesondere die positiven Zusammenhänge der Dimension academic socialization (vor allem Diskussionen über Bildungsziele und Berufspläne) mit der Schulleistung stärker. Außerdem sind sich die Autor*innen einig, dass die Unterstützung bei den Hausaufgaben für Schülerinnen und Schüler im mittleren Schulalter zunehmend negative Zusammenhangseffekte erzeugt.

Mögliche Gründe dafür sind:

  • Hausaufgabenunterstützung bei Jugendlichen widerspricht dem Bedürfnis nach Eigenständigkeit und Autonomie.
  • Unterstützung bei Hausaufgaben findet eher nur dann statt, wenn die Schülerinnen und Schüler bereits schlechte Leistungen zeigen.
  • Eltern erklären Lerninhalte anders als Lehrkräfte und verwirren dadurch.
  • Die Unterstützung ist von Kontrollzwang und Druck geprägt.

Zentrale Forschungserkenntnisse

  • Über die Altersstufen hinweg sind alle drei Dimensionen der Elternbeteiligung wichtig.
  • Die Bedeutsamkeit der einzelnen Dimensionen verändert sich mit der Weiterentwicklung des Kindes.
  • Unterstützung bei Hausaufgaben kann sich negativ auf die Schulleistung von Kindern mittleren Schulalters auswirken.

Ebenso von zentraler Bedeutung: der sozioökonomische Status

Logisch: Wenn Eltern auf eigene Bildungserfahrungen zurückgreifen können, finden sich stärkere Zusammenhänge zwischen Elternbeteiligung und schulischem Erfolg. Dadurch haben Kinder und Jugendliche aus Haushalten mit höherem sozioökonomischen Status Vorteile. Besonders in sprachlichen Fächern sind diese Zusammenhänge groß. Zudem kommunizieren Eltern mit höherem Bildungsabschluss häufiger und „leichter“ mit den Lehrkräften.

Keine Unterschiede zwischen unterschiedlichen Haushalten gibt es bei den Auswirkungen der elterlichen Teilnahme an Schulaktivitäten. Das heißt also: Teilnehmen ist immer gut!

Zentrale Forschungserkenntnisse

  • Kinder aus Haushalten mit höherem sozio-ökonomischen Status profitieren (möglicherweise aufgrund elterlicher Bildungsressourcen) stärker von Unterstützung beim häuslichen Lernen.
  • Kinder aus Haushalten mit niedrigem sozioökonomischen Status können jedoch insbesondere durch Hilfe bei den Hausaufgaben profitieren.
  • Gleichstarke Effekte zeigen sich in Bezug auf die Teilnahme an schulischen Aktivitäten für Kinder aus Familien mit niedrigerem und höherem sozioökonomischen Status.

Fazit: Hausaufgaben kontrollieren schadet, andere Engagements sind wichtiger

Das Vermitteln von positiven Bildungserwartungen oder die Stärkung des akademischen Selbstkonzepts ist vielversprechender für die Förderung der Schulleistung als der Versuch einer direkten Beeinflussung der schulischen Leistung beispielsweise durch die Kontrolle der Hausaufgaben.

Quelle: Delia Hillmayr, Janina Täschner, Lilo Brockmann, Doris Holzberger (2021). Elternbeteiligung im schulischen Kontext. Potenzial zur Förderung des schulischen Erfolgs von Schülerinnen und Schülern. Wissenschaft macht Schule,  Band 3. CC-BY-NC-SA

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Hausaufgaben kontrollieren schadet

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