Mein Kind wurde bisher nie zu einem Kindergeburtstag eingeladen. Auch der eigene Geburtstag ist so eine Sache – weil wen einladen? Treffen am Spielplatz nach der Schule oder Verabredungen mit anderen Kindern? Fehlanzeige. Mein Kind (8 Jahre) ist ein „soziales Nackerbatzl“.
Jahrelang hat mir das Sorgen bereitet … folgende Tipps kann ich anderen Betroffenen geben:
Zwischenruf in eigener Sache:
Liebe Leute!
Willkommen am Familienblog "Muttis Nähkästchen"
Für alle, die uns noch nicht kennen: Hier plaudern Birgit und Christine aus dem Nähkästchen und schreiben über das (Über-)Leben mit Kindern.
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Voraussichtliche Lesedauer: 7 Minuten
Freunde besuchen (nicht dass von sich aus jemand gefragt hätte …) oder Freunde einladen? Das wollte mein Kind nie. Er hat aber nicht darunter gelitten, nur ich bin vor Sorge fast vergangen. Jeden Arrangement-Versuch – sprich Gleichaltrige einladen – hab ich schnell wieder sein lassen, denn mein Sohn hat das alles abgeblockt. Mit dem Resultat, dass ich mich mit dem eingeladenen Kind beschäftigen musste und mein Kind nur kratzbürstig war und irgendetwas anderes tat.
Positives Feedback
Ganz wichtig, egal wie sich das Kind verhält (oder sich verhalten sollte), ist positives Feedback aus der Familie:
Du bist OK so, wie du bist.
Wir haben dich lieb, komme, was wolle.
Eh klar, oder?
Schon, aber habt ihr das eurem Kind in letzter Zeit mal in dieser Deutlichkeit gesagt?
Ich persönlich habe auch jedes herumnörgeln (Willst du denn nicht mal jemanden einladen? Schauen wir doch gemeinsam den anderen einmal beim Fußball spielen zu. Heute schnuppern wir mal bei den Pfadfindern usw.) bald aufgegeben, denn erstens bringt’s eh nichts und zweitens war ich damit nur nervig – und zwar sowohl gegenüber dem Kind als auch mir selbst.
Bei Unsicherheit: In der Schule nachfragen
Der bohrende Gedanke lautet: Mein Kind ist “anders”. Ist mein Kind ein Außenseiter?
Im Kindergarten hatte ich schon diesen Eindruck (und man hat auch nicht versucht, mir dies auszureden …), Übungen und Aktionen rund um das Thema Freundschaft hat mein Kind grundsätzlich abgelehnt und auch die Beratungslehrerin hat angemerkt, dass er keine Freunde nennen konnte. Aber das Feedback der Klassenlehrerin war anders: Er ist gut integriert, die anderen machen gerne mit ihm gemeinsam was.
Sollte jedoch Mobbing oder ähnliches im Spiel sein, dann solltet ihr euch an Profis wenden – dann ist Feuer am Dach.
Siehe auch: Mobbing: Do’s und Dont’s für Eltern
Im Sportverein anmelden
Sportverein, Musikschule, Pfadfinder, Jungschar und ähnliche Vereine oder andere Freizeitangebote vor Ort sind prinzipiell gute Trittbretter für tragfähige Sozialkontakte und Freundschaften, weil man dort andere Kinder auch außerhalb der Schule kennenlernen kann.
Bei uns war dieser Tipp leider für die Katz‘. Leider kein Interesse, nicht mal schnuppern wollte mein Kind gehen … gewehrt, gebrüllt, geschrien und geheult …
Achtung Spiegelbild!
Eines sollten Eltern nicht vergessen: Kinder sind kleine Spiegel ihrer Eltern. Das fängt bei der positiven Verstärkung an und geht bis dahin, wie die Eltern mit anderen Menschen umgehen. Die viel besungenen „Social Skills“ umfassen: teilen können, Konflikte fair lösen, auch mal zurückstecken können, Rücksicht nehmen, zuhören und Geheimnisse wahren. Dazu gehört auch, dass man den Kindern etwas zumutet und ihnen nicht jede Frust-Situation erspart.
Ergo: Abwarten und Tee trinken
Mein Tipp an alle betroffenen Eltern: hinnehmen und sich in Gelassenheit üben – speziell wenn das Kind mit der Situation keine Probleme hat. Ich glaube nämlich nicht, dass man einem Kind Freunde „antrainieren“ kann – zumindest bin ich mit jedem Versuch kläglichst gescheitert.
Meine Erklärung, mit der ich ganz gut leben und schlafen konnte, war folgende: Nach einem Tag voll Kindergarten bzw. Schule und Hort will mein Kind lieber seine Ruhe haben. Da hat er die ganze Zeit jede Menge Kinder um sich, und auch daheim schützt der Bruder vor zu viel Vereinsamung.
Und jedes Kind ist eben anders …
Es erledigt sich von selbst
Meist gibt sich das früher oder später ganz von selbst. Bei uns war es vor wenigen Tag soweit: Mein Sohn hat mit deutlich über 8 Jahren zum ersten Mal den Wunsch geäußert, einen Schulkollegen zu sich einzuladen. Und seither steht der Kollege fast täglich auf der Matte, sie verstehen sich blendend und haben gemeinsam mit den Nachbarskindern einen „Wald-Club“ gegründet. Bleibt nur die Herausforderung, dass der Kleine da jetzt auch beitreten will …
Update Herbst 2014:
Es hat sich in der Zwischenzeit herausgestellt, dass mein Kind ein Asperger-Autist ist … Besagtes Intermezzo mit dem neuen Freund war leider nur eine recht kurzlebige Angelegenheit – er hat sich (typisch für ein autistisches Kind) dem anderen Jungen gegenüber immer recht garstig verhalten. Gemeinsames Spielen ging nur solange die Regeln den Vorstellungen unseres Kindes entsprachen.
Ich habe zum Thema Autismus mittlerweile schon jede Menge geschrieben – von Tipps für Asperger-Eltern über Tipps bei Schwierigkeiten in der Schule bis hin zu einer Leseliste mit hilfreichen Büchern zum Thema.
Hier findet ihr ALLE Artikel zum Thema Autismus
Update Sommer 2017:
Sohnemann ist mittlerweile im Gymnasium. Freunde hat er noch immer keine, aber niemand empfindet es als problematisch. Er kommt mit den Nachbarskindern ganz gut zurecht, die sind auch immer wieder bei uns zu Gast. Er bei ihnen übrigens nie … Auch mit den Schulkollegen kommt er zurecht. Aber Besuche und Einladungen gab es bis dato keine. Aber das ist vollkommen OK. Es geht uns gut!
Fotos: Pixabay
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Wir sind Betroffene.
Vielleicht können andere Betroffene von unseren Erfahrungen profitieren:
Leben mit Asperger-Kind – unsere Geschichte:
- Mein Kind ist “anders” (April 2012)
- Hochbegabung erkennen – und was dann? (April 2013)
- Hilfe, mein Kind macht Probleme in der Schule! Von Beratungslehrern und Schulpsychologen (Juni 2013)
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- Autismus: Diagnose als Befreiung
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Ein paar Hilfsmittel und Lösungsstrategien, die wir uns mit der Zeit zusammengesucht und ausprobiert haben:
Asperger erziehen und begleiten:
- Ein Asperger-Kind erziehen und begleiten
- Woran man ein Kind mit Asperger-Syndrom erkennt
- Hilfreiche Bücher für Asperger-Eltern
- Diagnose Asperger – was dann? Tipps für Eltern
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Unser Erfahrungsbericht – denn, wenn alle mithelfen, geht’s! - Mein Kind hat das Asperger-Syndrom: Information beim Elternabend
Meine Rede vor versammelter Elternschaft hat die Zuhörenden teilweise zu Tränen gerührt. Davor wollten sie mein Kind noch aus der Schule ekeln. Darum: Es ist wichtig, dass alle Bescheid wissen und das Verhalten einordnen können. - Nachteilsausgleich: Einen Rollstuhlfahrer würden Sie auch nicht auf die Sprossenwand schicken
Denn ein Nachteilsausgleich hat rein gar nichts mit unfairer Ungleichbehandlung oder gar Bevorzugung zu tun!!! - Inklusion: der Nachteilsausgleich in Österreich
Wir sind da leider gar nicht gut aufgestellt und müssen immer wieder an den Ermessensspielraum der Lehrenden appellieren …
Hintergründe und Helferlein:
- Homöopathie bei Autismus und Asperger-Syndrom
- Ist mein autistisches Kind geheilt? – unser Erfahrungsbericht mit Homöopathie!
- Homöopathie bei Autismus – Erfahrungsbericht ein Jahr danach – wie es nach längerer Zeit weitergegangen ist!
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- Hilfe bei Autismus – Aromatherapie
- Weil Einschlafprobleme oft Thema sind: Melatonin bei kindlichen Einschlafproblemen?
- Autistische Kinder fördern: Brücken bauen mit Musik
- Bücher für Kinder in schwierigen Lebenslagen
Hilfe in sehr schweren Phasen:
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Melanie
25 Feb. 2016Hallo liebes „Nähkästchen“ ,
Sehr schöner Artikel! Ich bin so frei ihn nächste Woche unter Nennung deiner Seite natürlich und mit Verlinkung bei einem Text in meinem Blog einzubauen. Glg aus Wien <3
Muttis Nähkästchen
25 Feb. 2016Sicher, gerne!
Daniela
27 Feb. 2016Mein Kleiner findest in seiner Klasse keine neuen Freunde. Habe schon bei https://www.annyca.de/forum/thema/188-mein-kind-findet-in-der-schule-einfach-keine-freunde/ gefragt. Sollte ich mich einmischen? Symptome für Autismus weist mein Sohn nicht auf. LG Daniela
Christa
20 Apr. 2016Mein 11 jähriger Sohn hat seit Jahren keinen festen Freund. Es gibt in der Schule jemanden der mit ihm spielt aber auch nur wenn dieser sonst keinen anderen findet. Beim Geburtstag lässt er ihn auch viel links liegen und wenn er mal am nachmittag mit ihm spielen möchte ,dann muss er schon fragen von dem Jungen selber kommt nichts. Wie kann mein Sohn Freunde finden, denn er kommt nicht damit klar und weint viel. Er sagt heute zu mir „Mama ich glaube ich bin ein Außenseiter ich habe niemanden!“
Das geht ans HerZ
Mia
14 Feb. 2017Hallo. Ich kenne diese Problematik. Mein Sohn ist jetzt 14 und hat auch Asperger. Mit der Diagnose wurden wir alleine gelassen. Man hat dem Ganzen einen Namen gegeben und das war es. Ich fühle mich so hilflos und traurig. Wir leben auf dem Land, hier gibt es kaum Hilfestellen. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich jetzt weiter vorgehen soll. Vielleicht mag hier ja jemand mit mir in Kontakt treten und hat paar Tipps für mich.
Joanna
17 Feb. 2019Liebe Mia, ich kann das gut nachvollziehen. Mein Sohn ist 13 und.wird gerade untersucht- ich vermute Asperger. Wir kennen niemanden in der selben Situation und ich habe richtig Angst vor der Diagnose. Ich fühle mich auch alleine und ein Austausch oder zumindest das Gefühl, dass man nicht alleine ist wäre wirklich gut. Dein Eintrag ist schon etwas älter, ich weiß nicht ob du das noch liest. Falls ja lass uns gerne in Kontakt treten. Viele Grüße und alles Gute!
Pingback: Mein Kind will nicht mehr leben: Tipps für betroffene Eltern | Muttis Nähkästchen
Sonja
25 Juli 2017Das mit dem Waldclub hört sich eh recht sportlich an. Gibt es noch einmal ein Update?
Muttis Nähkästchen
25 Juli 2017Sollte ich wieder Mal machen – gute Idee! Danke für die Anregung!
Alex
18 Apr. 2023Danke!
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