Forscherinnen und Forscher der TU München haben das Versagen unter Druck unter die Lupe genommen und eine ebenso einfach wie bahnbrechende Lösung gefunden: Ein dynamischer Griff mit der linken Hand hilft, die maximale Leistung abzurufen.
Diese einfach und unauffällige Technik hilft Sportlerinnen und Sportlern ebenso wie Vortragenden, Studierenden und Schülerinnen und Schüler. Am besten gleich vor dem nächsten Test oder der nächsten Prüfung zum Ritual machen:
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Voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten
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- Vortragende, die kein Wort mehr herausbringen.
- Schülerinnen und Schüler sowie Studierende, die das gelernte Wissen nicht mehr abrufen können.
Allen ist gemeinsam, dass sie in einer entscheidenden Situation ihre Leitungsfähigkeit nicht abrufen können. Ein Forschungsteam der Technischen Universität München (TUM) hat sich dieses Phänomens angenommen und eine Lösung entwickelt.
Inhaltsverzeichnis
Choking under pressure: Wenn nichts mehr geht
„Choking under pressure“ nennt man das Phänomen, wenn Menschen in einer Drucksituation, wie zum Beispiel einem sportlichen Wettkampf oder einer Prüfungssituation, versagen. Seit vielen Jahren analysiert die Arbeitsgruppe Sportpsychologie von Prof. Dr. Jürgen Beckmann dieses Phänomen und sucht dabei auch nach Lösungen.
Technik gegen Versagen unter Druck:
Der Trick mit der linken Hand
Bei der Untersuchung so verschiedener Sportarten wie Badminton, Beachvolleyball, Fußball, Golf, Taekwondo oder Turnen, erwies sich bei Rechtshänderinnen und Rechtshändern das dynamische Drücken eines Balls mit der linken Hand als besonders wirkungsvoll. In einer aktuellen Studie (DOI: 10.1371/journal.pone.0255060) wurde die Genauigkeit des Tennisaufschlags analysiert, der möglichst nahe an einem vorgegebenen Ziel platziert werden sollte.
Die Teilnehmer, männliche Kaderathleten im Alter von 17 und 18 Jahren, wurden für die Studie in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe praktizierte direkt vor dem Aufschlag den dynamischen Handgriff zehn bis 15 Sekunden lang mit der linken Hand mit dem Tennisball. Die zweite Gruppe drückte aktiv den Schlägergriff mit der rechten Hand über zehn bis 15 Sekunden.
Anschließend führten beide Gruppen jeweils acht Aufschläge mit einem vorgegebenen Ziel in einer ersten Runde ohne Druck durch. Danach folgten weitere acht Aufschläge unter Druck. In der Gruppe, die mit der linken Hand einen Ball gedrückt hatte, blieb dabei die Genauigkeit der gültigen Aufschläge stabil, während sich bei der anderen Gruppe unter Druck der Abstand der gültigen Aufschläge vom Ziel vergrößerte, was auf einen Leistungsabfall hindeutet.
Druck-Signal entspannt das Gehirn
„Die grundlegende Annahme ist, dass die rechte Gehirnhälfte eine ganzheitliche Ausführung einer hochautomatisierten Bewegung begünstigt, während die linke Gehirnhälfte durch sprachliche Repräsentation eher zu einer Zerlegung der Bewegungsausführung führt. Dies beeinträchtigt den Bewegungsfluss und führt zu größerer Ungenauigkeit“, erläutert Prof. Beckmann. Somit sollte durch das Drücken der linken Hand bei Rechtshänderinnen und Rechtshändern eine stärkere Aktivierung der rechten Gehirnhälfte erreicht werden.
„Weitere EEG-Untersuchungen unserer Arbeitsgruppe haben aber gezeigt, dass eher ein Entspannungseffekt, sozusagen ein Reset-Mechanismus, durch das linkshändige dynamische Handdrücken eintritt“, so Dr. Wergin. „Das heißt, dass das Gehirn in den Alpha-Rhythmus übergeht und sich somit eine gewisse Entspannung einstellt.“
Die EEG-Befunde legen nahe, dass nicht die Aktivierung der rechten Gehirnhälfte erhöht wird, sondern die angstbedingten, störenden sprachlichen Repräsentationen in der linken Gehirnhälfte gehemmt werden, sodass eine automatisierte Bewegung wieder flüssig realisiert werden kann.
Technik gegen Versagen unter Druck:
Geballte Faust hilft auch ohne Ball
Der Vorteil beim Tennis ist natürlich, dass die Spielerinnen und Spieler sowieso schon einen Ball in der Hand haben. Die Festigkeit des Tennisballs eignet sich auch hervorragend für den dynamischen Handgriff. Sein hoher Widerstand ist notwendig, um die Wirkung zu erzielen. Doch der dynamische Handgriff lässt sich auch außerhalb des Sports einsetzen!
Artistinnen und Artisten konnten das Handdrücken bei Auftritten bereits erfolgreich nutzen. Erste Untersuchungen der Arbeitsgruppe mit Patientinnen und Patienten, die an nicht organisch bedingtem Schwindel leiden, lieferten ebenfalls vielversprechende Ergebnisse.
Und wer gerade keinen Ball zur Hand hat, kann auch die Faust der linken Hand ballen und 15 Sekunden pressen. Ob Linkshänder entsprechend die rechte Hand benutzen können, steht noch nicht fest. Untersucht hat das Forschungsteam bisher nur Rechtshänder, weil bei ihnen die Interaktionen der verschiedenen Gehirnareale eindeutiger lokalisiert sind.
Quelle: Jürgen Beckmann, Lukas Fimpel, V. Vanessa Wergin: Preventing a loss of accuracy of the tennis serve under pressure. DOI: 10.1371/journal.pone.0255060
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